König Albrecht I. gegen die Kurfürsten
Im Spätmittelalter waren Kurfürsten und Könige oft Gegenspieler. Die sieben Großen des Reiches wählten den König, sie waren die Kurfürsten und hatten das Sagen im Reich. Doch König Albrecht I. von Habsburg wollte die Macht der rheinischen Kurfürsten brechen, und es kam zum sogenannten Kurfürstenkrieg.
Erzbischof Wigbolt von Holte
Nachfolger Siegfrieds von Westerburg wurde Wigbolt von Holte. Er versuchte, die schlimmen Folgen der Niederlage von Worringen auszugleichen. Das gelang ihm ganz gut, vor allem wirtschaftlich.
Bei der Wahl Albrechts I. von Habsburg (1298-1308) hatte er sich seine Stimme für Albrecht reich entlohnen lassen. So hatte der Thronkandidat ihm nicht nur hohe Zuwendungen, sondern auch weitreichende Zugeständnisse bei den lukrativen Rheinzöllen gemacht. Alle Rheinzölle, die unter Siegfried von Westerburg zwar bestanden hatten, aber nie nach Reichsrecht bestätigt wurden worden waren, wurden nun auf Dauer unanfechtbar legitimiert. Auch der Bonner Rheinzoll, bislang befristet, wurde erneuert und in ein dauerhaftes Regalrecht des Erzbistums umgewandelt.
Die Rheinzölle
König Albrechts Herrschaft war geprägt von Bemühungen, die königliche Macht zu festigen und die Stellung der Habsburger innerhalb des Reiches zu stärken. Als er sich zur Durchsetzung seiner Interessen Hilfe vom französischen König Philipp IV. „dem Schönen“ holte, geriet er mit den rheinischen Kurfürsten aneinander. Im Oktober 1300 taten sich die Erzbischöfe von Mainz, Trier, der Pfalzgraf bei Rhein und Erzbischof Wigbold von Köln zusammen und planten, Albrecht wieder abzusetzen. Der König suchte nach Verbündeten und fand sie in den Grafen von Jülich, Berg und Kleve, die dem wieder erstarkenden Kölner Erzbischof misstrauten.
Nun begann ein Zollkrieg. König Albrecht unterstützte die rheinischen Grafen in ihrem Kampf gegen eine zu hohe Zollbelastung ihres Rheinhandels durch die Kölner Erzbischöfe. Das stärkte die Grafen und schmälerte das Einkommen des Erzbischofs beträchtlich. Erzbischof Wibgbolt selbst hatte auch die Stadt Köln und vor allem die Kölner Kaufleute gegen sich aufgebracht, als er ihnen Zollvorrechte und damit Wettbewerbsvorteile verweigerte. Wäre er ihnen hier entgegen gekommen, hätte er die Interessen der Stadt mit den seinen verknüpfen können, doch so förderte er die latent vorhandene Gegnerschaft der Kölner gegen ihren Erzbischof.
Der „Kurfürstenkrieg“
Beide Seiten griffen zu den Waffen. Am 7. Mai 1301 erließ Albrecht den vier rheinischen Kurfürsten den Krieg und zog am 21. Mai gegen sie zu Felde. Mehrere Wochen lange wurde das Kölner Gebiet verwüstet. Schließlich musste Erzbischof Wigholt seinen Widerstand aufgeben. Im Sühnevertrag vom 24. Oktober 1302 verlor er viele seiner Zollrechte, u.a. musste die Zollerhebungsstelle Bonn niederlegen.
„Meine treuen und lieben Bonner“
Nachfolger Wigbolts wurde Heinrich II. von Wirneburg (EB 1304-1332). Er förderte den Bau des neuen gotischen Doms sehr, dennoch war die Kölner Erzbischöfe in der Stadt selbst schon lange nicht mehr willkommen. Am liebsten war Heinrich in Bonn, hier stellte er, mit Einverständnis des späteren Kaisers Heinrich VII., die Rheinzölle wieder her. Seine „treuen und lieben Bonner“ aber befreite er von allen Zollabgaben.
Heinrich VII. von Luxemburg (1308-1313)
Albrecht I. war durch Gewalt König geworden, und durch Gewalt endete auch sein Königtum. Am 1. Mai 1308 wurde er von seinem Neffen Johann Parricida ermordet.
Im November 1308 kamen die Kurfürsten erneut zur Wahl zusammen. Dabei konnte sich überraschend Heinrich, der hochangesehene Graf von Luxemburg, durchsetzen. Er war romanisch geprägt, seine Muttersprache war Französisch, aufgewachsen war er in der Tradition des französischen Rittertums. Heinrich verständigte sich mit den Habsburgern und ließ 1309 seine beiden Vorgänger, Adolf von Nassau und Albrecht I., im Kaiserdom der Salier in Speyer bestatten.
Heinrichs Regierungszeit fällt in die Anfangsjahre der „Babylonischen Gefangenschaft“ der Kirche, der fast siebzig Jahre (1309-1377) währenden Schattenherrschaft der Päpste in Avignon. Auch wenn Heinrich hier nicht eingriff, stemmte er sich doch mit aller Kraft gegen Übergriffe Frankreichs auf die linksrheinischen Grenzgebiete des Reiches. 1310 gelang es ihm, die böhmische Krone zu gewinnen, mit der durch Erbverträge auch die polnische verbunden war. Böhmen sollte zum Eckpfeiler der luxemburgischen Hausmacht werden, vor allem unter seinem Enkel Karl IV.
Doppelwahl und Thronstreit
Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Heinrichs VII. 1313 in Italien wurde 1314 Ludwig von Bayern, amtierender Pfalzgraf bei Rhein, von der Mehrheit der Kurfürsten als erster Wittelsbacher zum König gewählt. Die Minderheit der Kurfürsten, unter ihnen auch der Kölner Erzbischof Heinrich II. von Virneburg, erhob den Habsburger Friedrich „den Schönen“ von Österreich (1314-1330) als Gegenkönig.
So wurde Bonn erstmals Schauplatz einer Königskrönung, denn am 25. November 1314 krönte Erzbischof Heinrich II. von Virneburg Friedrich im Bonner Münster zum deutschen König. Mit dabei war auch Heinrich I., seit 1306 Herr von Löwenberg und Lehnsmann des Kölner Erzbischofs. Wieder führte eine Doppelwahl zu einem Bürgerkrieg. 1322 trafen beide Heere in der Schlacht bei Mühldorf am Inn aufeinander. Ludwig siegte und nahm Friedrich gefangen.
Ludwig der Bayer (1314-1346)
König Ludwig der Bayer söhnte sich bald mit seinem Widersacher Friedrich aus und ernannte ihn 1325 sogar zum Mitregenten, Er bemühte sich um die Anerkennung durch den Papst, doch er bekam sie nicht. Seitdem scherte er sich nicht mehr um den Anspruch des Papstes, sein Königtum zu bestätigen (Approbation). Daraufhin verhängte Papst Johannes am 23. März 1324 den Kirchenbann über den König.
Namhafte Gelehrte und auch der Franziskaner-Orden stellten sich auf Ludwigs Seite. 1338 kamen die Kurfürsten im Kurverein von Rhense zusammen und bestätigten, dass ein von ihnen gewählter König nicht vom Papst bestätigt werden musste. Das war ein deutlicher Beweis, wie selbstbewusst die Kurfürsten dem Papst entgegen traten! Doch der langjährige, verbissene Streit mit drei Päpsten überschattete Ludwigs Regierungszeit. Zudem war er kein geschickter Diplomat, dafür aber ein erfolgreicher, vielleicht zu erfolgreicher Hausmachtspolitiker.
Schließlich verbündeten sich die Kurfürsten gegen ihn, an ihrer Spitze der Luxemburger Karl. Er begann eine üble Propaganda-Kampagne gegen Ludwig. Mit Unterstützung von Papst Klemens VI., seinem Jugendfreund, und dank einer riesigen Menge Geldes wurde Karl im Frühsommer des Jahres 1346 als Gegenkönig aufgestellt und am 26. November 1346 vom Kölner Erzbischof Walram von Jülich in Bonn zum König Karl IV. gekrönt. Ein Krieg drohte, doch kurz darauf starb Ludwig. Er ist in der Frauenkirche in München beigesetzt.
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1306-1343 | Johanns ältester Sohn Heinrich I. ist Herr der Löwenburg. Sein Stiefbruder Johann II. erbt die Burg Reitersdorf am Rhein. Der Thronkrieg zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Habsburg spaltet auch die Familie der Löwenberger. |
1338 | Heinrich I. und seine Ehefrau Agnes von Cuyk übertragen die Löwenburg dem Grafen Dietrich von Loon und Chiny, Herr von Heinsberg und Blankenberg (1331-1361) zu Lehen. |
1343-1346 | Nach Heinrichs Tod erbt sein Neffe Heinrich II. die Löwenburg, doch er fällt früh in der Schlacht. Bald darauf stirbt auch sein kleiner Sohn, und die Linie erlischt. |
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