Wilhelminische Zeit

Imperiale Flotte
Imperiale Flotte

Ein „Platz an der Sonne“?

Bismarck hatte stets außenpolitisches Gleichgewicht angestrebt, Deutschlands Sicherheit war Ziel seines kompliziertes Bündnissystems gewesen. Unter Wilhelm II. griff das Deutsche Reich offensiv in die Weltpolitik ein. Trotz der angespannten Lage verkündete der Kaiser die deutschen Ansprüche auf Weltgeltung laut und säbelrasselnd. Noch heute prägen schlimme Reden wie die „Hunnenrede“ während des Boxeraufstandes in China 1900 das Bild von ihm; damals trugen sie entscheidend dazu bei, dass ein hässliches Bild vom Kaiser und den Deutschen entstand.

Zugleich begann ein gewaltiges Flottenbauprogramm; eine imponierende Kriegsflotte sollte Deutschlands Gegner abschrecken. Großbritannien verbündete sich mit Frankreich zur Entente Cordiale, während Deutschland immer mehr in die Isolation geriet. Als Frankreich 1905 seinen Einfluss in Marokko stärken wollte, nutzte Kaiser Wilhelm II. eine seiner vielen Reisen und ritt selbst in Tanger ein, um dem Sultan von Marokko den Rücken gegen Frankreich zu stärken. Doch auf der anschließenden Konferenz von Algeciras schlugen sich England, Russland, die USA und sogar Italien auf Frankreichs Seite, allein Österreich-Ungarn unterstützte Deutschland – eine arge Schlappe für die Außenpolitiker in der Berliner Wilhelmstraße, die gehofft hatten, die Entente auseinander zu bringen.

Großbritannien baute nun seine Schlachtflotte weiter aus. Zu allem Übel aus deutscher Sicht fanden England und Russland einen Ausgleich über ihre kolonialen Interessen in Zentralasien; mit dem Anschluss Russland 1907 an England und Frankreich entstand die „Triple Entente“. Zuletzt konnte Deutschland nur noch auf Österreich-Ungarn zählen. Die Donaumonarchie aber drohte auseinander zu brechen.

Attentat in Sarajevo

Am 28. Juni 1914 wurden der österreichische Thronfolger Franz-Ferdinand und seine Gattin Sophie in Sarajevo ermordet. Die Spuren des Attentats führten nach Serbien, zu einer radikalen nationalistischen Geheimorganisation. Die Kriegspartei in Wien forderte, dass Serbien „als politischer Machtfaktor am Balkan ausgeschaltet“ werden musste. Wilhelm II. stimmte zu und vermerkte in einer Randnotiz: „mit den Serben muss endlich einmal aufgeräumt werden“. Mehr noch, er gab Kaiser Franz Joseph I. einen „Blankoscheck“ in die Hand. In einem Schreiben des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg an den deutschen Gesandten in Wien vom 6. Juli hieß es: „Kaiser Franz Joseph könne sich darauf verlassen, dass S.M. (…) treu an der Seite Österreich-Ungarns stehen werde.“

Fußnote

Das Bild oben ist eine Collage, aber so unwahrscheinlich nicht.
Kaiser Wilhelm II. hat tatsächlich Geburtstag im Rheinhotel Loreley gefeiert.

Kaiserreich – VVS Siebengebirge gegen Steinbrüche | Zum Weiterlesen
BR alpha, vom Reich zur Republik, Die Reichsgründung

Preußenzeit
Preußische Rheinprovinz | Vormärz | Revolution 1848/49
Zwischen Revolution und Reichsgründung | Arä Bismarck | Wilhelminische Zeit

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