Truchsessischer Krieg

Truchsessischer Krieg, Hogenberg, Belagerung von Königswinter
Hogenberg, Belagerung von Königswinter

Die Gegensätze zwischen Protestanten, Calvinisten und Katholiken spalteten das Reich. In den 1580er Jahren wurde auch das Rheinland Schauplatz eines erbitterten Machtkampfes, der als Truchsessischer Krieg in die Geschichte einging.

Gebhard I. und der Beginn des Konflikts

1577 wurde Gebhard I. Truchsess von Waldburg zum Erzbischof von Köln gewählt – eine Entscheidung, die von Anfang an umstritten war. Gebhard hatte Kontakte zu Protestanten, und seine Wahl war wohl auch ein Versuch, den katholischen Ernst von Bayern, der aus der einflussreichen und machtbewussten Wittelsbacher Familie stammte, zu verhindern. Die Wittelsbacher hatten großes Interesse daran, ihre Familienmitglieder in wichtigen kirchlichen und weltlichen Ämtern zu platzieren.

Die Situation eskalierte, als Gebhard sich in die evangelische Stiftsdame Agnes von Mansfeld verliebte. Da Agnes und ihre Familie ein Konkubinat ablehnten, sah sich Gebhard gezwungen, eine Entscheidung zu treffen: Er trat am 19. November 1582 zum Calvinismus über, heiratete am 2. Februar 1583 Agnes und erklärte, das Erzbistum in eine weltliche, protestantische Herrschaft umwandeln zu wollen. Dies war ein klarer Verstoß gegen den Augsburger Religionsfrieden, der festlegte, dass geistliche Fürsten, die den Glauben wechselten, ihre Ämter und Besitztümer aufgeben mussten. Gebhards Weigerung, diese Regel zu akzeptieren, löste eine politische und religiöse Krise aus.

Der Beginn des Krieges

Nachdem Gebhard zum Calvinismus übergetreten war, exkommunizierte ihn Papst Gregor XIII. und entband ihn von allen Ämtern. Das Kölner Domkapitel wählte daraufhin am 23. Mai 1583 Ernst von Bayern zum neuen Erzbischof. Gebhard weigerte sich jedoch, seine Absetzung anzuerkennen, und es kam zum offenen Krieg. Gebhard erhielt militärische Unterstützung von protestantischen Kräften, insbesondere aus der Kurpfalz unter dem calvinistischen Pfalzgrafen Johann Casimir. Das Domkapitel rief katholische Verbündete zu Hilfe, darunter Truppen aus Bayern und Spanien. Das Oberkommando wurde Graf Salentin von Isenburg-Grenzau übertragen. 

Der Krieg entwickelte sich schnell zu einem erbitterten und zerstörerischen Konflikt. Gebhard besetzte Bonn und versuchte, sich in Westfalen zu halten, doch trotz einiger Anfangserfolge konnte er seine Position nicht sichern. Dietrich von Mirelaer, der Herr vom Drachenfels, stellte dem Kölner Domkapitel den Drachenfels gegenüber der Godesburg zur Verfügung. 

Königswinter und Drachenfels

Im August 1583 besetzten Gebhards Truppen Königswinter. Von hier wollten sie Unkel erobern, doch der erste Angriff wurde abgeschlagen. Bei ihrem Rückweg Richtung Norden wurden Dörfer gebrandschatzt, unter anderem Rheinbreitbach und Königswinter. Dann wurden die Besetzer zurückgerufen und räumten Königswinter, als es in Flammen aufging.

Am 12. September standen dann die Truppen des Pfalzgrafen Johann Casimir vor Königswinter. Inzwischen hatte Graf Salentin von Isenburg und seine Truppen und die Besatzung der Dörfer auf der rechten Seite verstärkt und Befestigungen bauen lassen. Auch Königswinter wurde wieder befestigt. Hier standen 1200 Mann Wallonen, dazu eine Besatzung von 20 Schützen auf Burg Drachenfels. 

Zwei Tage wurde gekämpft. Am frühen Morgen des 13. brachen die bayrischen Schützen herunter vom Drachenfels und kamen über Casimirs Truppen. Zugleich machten Die Wallonen einen Ausfall. Casimir musste das Feld räumen. Am folgenden Tag, dem 14., griffen sie noch einmal an, scheiterten aber und zogen ab. 

Zerstörung der Godesburg und Belagerung von Bonn

Gebhard hatte 1582 seine Residenzstadt Bonn besetzt und sich auf der nahegelegenen Godesburg verschanzt, doch die strategisch wichtige Burg wurde wurde belagert und im Dezember 1583 von katholischen Truppen eingenommen und gesprengt. Bonn selbst fiel Ende Januar an die katholischen Truppen, worauf Gebhard in die Niederlande flüchtete.

Seine Verbündeten kämpften weiter. Der Krieg entwickelte sich zunehmend zu einem zerstörerischen Konflikt, der von Raub- und Zerstörungszügen geprägt war. Martin Schenk von Nideggen, ein berüchtigter Söldnerführer, eroberte Bonn am 23. Dezember 1587 im Handstreich, seine Söldner plünderten die Stadt. 

Doch die katholischen Kräfte blieben stark. Ende Februar 1588 erschienen spanische Truppen vor der Stadt und bereiteten die Belagerung vor. Dies erwies sich als äußerst langwierig, denn es fehlte an vielem. Die Söldner der Belagerungsarmee plünderten derweil  das Umland aus.

Heisterbach

Am 22. Mai 1588 waren spanische, katholische Truppen in Heisterbach, plünderten das Kloster und brannten die Klostergebäude bis auf die Kirche nieder. 

Viel mehr darüber wissen wir nicht, und können nur Vermutungen anstellen. Die spanischen Truppen dieser Jahre bestanden zu einem großen Teil aus Söldnern, die aus verschiedenen Teilen Europas rekrutiert wurden. Söldnerheere waren oft schlecht diszipliniert und kämpften vor allem für Bezahlung und Plünderung, weniger aus ideologischen Gründen. Da sie oft unzureichend oder gar nicht bezahlt wurden, „erarbeiteten“ sie sich ihren Sold durch Plünderungen selbst. Solche Plünderungen trafen oft auch katholische Einrichtungen, da es den Söldnern weniger um religiöse Loyalität ging als um materielle Beute.

Hinzu kommt, dass in der unübersichtlichen Situation eines Belagerungskrieges, wie er um Bonn geführt wurde, die Kontrolle über die Truppen schwierig war. Selbst wenn die Befehlshaber Plünderungen untersagten, war es oft unmöglich, dies durchzusetzen, besonders wenn die Versorgung knapp war. Nach Jahren der Kämpfe war der Truchsessische Krieg von Raub- und Zerstörungszügen geprägt. 

Bereits unter Abt Johann und seinem Nachfolger Johann Buschmann (1597-1628) begannen die Wiederaufbauarbeiten. 

Schenk gibt auf

Schenks Söldner brandschatzten und plünderten Kölner Gebiet. Im Juni 1588 wurde über Schenk die Reichsacht verhängt und bald stand Schenk auch in Bonn auf verlorenem Posten. Seit August wurde die Stadt systematisch beschossen. Daher war Schenk nunmehr zu Verhandlungen bereit. In der Folge übergab er am 24. September 1588 die Stadt. Es wurde der Besatzung ein ehrenvoller Abzug unter Waffen gewährt. Ihre Beute durften sie mitnehmen. Bis 1594 blieben spanische Truppen in Bonn stationiert.

Gebhard musste 1588 den Kampf endgültig aufgeben, nachdem die Niederlande ihre Unterstützung seiner Sache beendet hatten. 

Medienereignis

Die Belagerung von Bonn und die Ereignisse des Truchsessischen Krieges waren auch ein mediales Großereignis. Frühe Massenmedien wie Flugblätter und die „Fuggerzeitungen“ berichteten ausführlich darüber und beeinflussten die öffentliche Meinung. Die mediale Darstellung der Gräueltaten und der Kämpfe trug dazu bei, die konfessionellen Gräben weiter zu vertiefen und die Feindseligkeiten zwischen Katholiken und Protestanten zu verschärfen.

Wittelsbacher Erzbischöfe

Mit dem Sieg der katholischen Seite begann die fast 200-jährige Herrschaft der Wittelsbacher im Erzbistum Köln. Ernst von Bayern, der neue Erzbischof, baute seine Macht aus und regierte auch in anderen wichtigen Bistümern wie Freising, Hildesheim, Lüttich und Münster. Im Herzogtum Berg arrangierte er die Ehe zwischen seiner katholischen Cousine und dem Sohn Herzog Wilhelms V. 

Fest auf der Seite des Kaisers und Spaniens, war Ernst von Bayern ein entschiedener Verfechter der Gegenreformation und setzte alles daran, die katholische Dominanz zu sichern und den Einfluss der Protestanten zu schwächen.

Schlimme Folgen

Der Truchsessische Krieg hatte weitreichende Folgen für das Heilige Römische Reich. Der Augsburger Religionsfrieden war verletzt worden, und die Konfessionen grenzten sich immer stärker voneinander ab. Die katholischen Fürsten schlossen sich 1609 zur Liga zusammen, um die katholische Religion im Reich zu verteidigen, während die protestantischen Fürsten die Union gründeten. 

Zudem hatten beide Seiten ausländische Truppen ins Land geholt. Ungefähr 50 Jahre später sollte es im Dreißigjährigen Krieg noch viel schlimmer kommen.

Zum Weiterlesen
Gebhard Truchsess von Waldburg im Portal Rheinische Geschichte, LVR

Glaubensspaltung und Erbfolgekriege
Reformation | Truchsessischer Krieg | Dreißigjähriger Krieg | Absolutismus und Erfolgekriege

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