Revolutions- und Putschjahre

Reichspräsident Ebert beim Kondolenzbesuch, 1922
Reichspräsident Ebert beim Kondolenzbesuch, 1922

132 Millionen Reichsmark in Gold

Im Versailler Vertrag war die Höhe der Reparationszahlungen noch nicht beziffert worden. Im Januar 1921 verlangten die Alliierten ultimativ 226 Milliarden Goldmark, dazu gewaltige Sachleistungen. Als die Regierung Constantin Fehrenbach ablehnte, besetzten alliierte Truppen kurzzeitig Düsseldorf und Duisburg. Daraufhin trat die Regierung zurück.

Schließlich reduzierte die Reparationskommission im Mai 1921 den geforderten Gesamtbetrag auf 132 Milliarden Goldmark und machte weitere Zugeständnisse, stellte aber auch der neuen Regierung Joseph Wirth (Zentrum) ein Ultimatum. Diese sah keinen anderen Weg, als die Forderungen zu erfüllen und auf die Einsicht der Alliierten zu hoffen.

„Erfüllungspolitik“

Rechte Kreise bekämpften diese „Erfüllungspolitik“ auf das schärfste. Dabei war auch Wirth erbost über das geringe Entgegenkommen der Alliierten. Im April 1922 gelang es ihm und seinem Außenminister Walther Rathenau, mit Sowjetrussland den Vertrag von Rapallo zu schließen: beide Staaten auf verzichteten auf gegenseitige Kriegsentschädigungen und nahmen wieder diplomatische Beziehungen auf. Doch das milderte den Hass der Rechten nicht.

„November-Verbrecher“

Die radikalen Rechten hetzten gegen die Republik und die demokratischen Politiker. Mehr als jeder andere war Matthias Erzberger ihnen verhasst. Er hatte 1917 die Friedensresolution eingebracht und 1918 den Waffenstillstand unterzeichnet. In einer mutigen Rede in der Nationalversammlung hatte er mit der OHL abgerechnet. Am 26. August 1921 wurde er umgebracht.

Am 4. Juni 1922 entging Philipp Scheidemann nur knapp einem Blausäure-Attentat. Kurz darauf, am 24. Juni 1922, wurde Minister Walter Rathenau in Berlin erschossen. Hinter den Morden stand die rechtsradikale Geheimorganisation Consul, die von dem ehemaligen Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt geleitet wurde.

Reichskanzler Joseph Wirth fand im Reichstag deutliche Worte: „Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts!“ Es war ein Schock für das ganze Land, und für einen Moment brachte die Empörung und Trauer die Menschen und auch die Parteien einander näher.

Abzug der US-Amerikaner

Zur Jahresmitte 1922 zogen verbliebenen American Forces in Germany ab. Ihr Kommandeur Major General Henry T. Allen bedauerte das sehr, denn obwohl auch er die USA sobald als möglich entlasten wollte, sah er den Frieden am Rhein und ein Wiederaufblühen von Handel und Wandel noch lange nicht gesichert. Während die Franzosen Hunderte Milchkühe forderten, schrieb er in sein Rheinland-Tagebuch*, versorgten die Amerikaner unterernährte Kinder. Noch immer war die Welt aus dem Gleichgewicht.

* Major General Henry T. Allen, My Rhineland Journal. Ihm verdanken wir auch die Rettung der Festung Ehrenbereitstein.

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