Petersberg

Petersberg, Siebengebirge
Petersberg

Der Petersberg ist nicht nur ein markantes Wahrzeichen im Siebengebirge, sondern auch ein Ort, an dem Geschichte und Gegenwart auf ganz besondere Weise zusammenfließen.

Hoch über dem Rhein war der Petersberg schon immer eine „feine Adresse“. Hier verkehrten einst Kaiser, Könige und Staatsgäste aus aller Welt. Heute ist er ein Ziel für alle, die das Leben genießen wollen – sei es bei einem Spaziergang durch die Wälder, einem Besuch des Grandhotels oder bei einem entspannten Imbiss im gemütlichen Biergarten. Der atemberaubende Blick auf das Rheintal und den Drachenfels erinnert uns daran, dass dieser Ort für viele Menschen eine außergewöhnliche Anziehungskraft besitzt – damals wie heute.

Hotelbetrieb mit langer Tradition

Belle Epoque nennt man die Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Europa. Auch am Rhein ließ es sich gut leben, und der Tourismus war zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Seit 1883 fuhr eine Zahnradbahn auf den Drachenfels, seit 1888 eine zweite zum Petersberg. Der war von Anfang an eine feine Adresse. 

Hotel Nelles 

Die Kölner Brüder Paul und Joseph Nelles hatten die Bergkuppe des Petersbergs erworben und dort ein prächtiges Hotel gebaut, seit 1891 lief der Hotelbetrieb. Der Petersberg eine äußerst attraktive Adresse – hoch über dem Rhein, und doch mit der Zahnradbahn bequem zu erreichen. Schon bald fanden sich nicht nur gutbürgerliche Kreise, sondern auch die Schönen und Reichen auf dem Petersberg ein, unter ihnen Kaiserin Victoria und andere Vertreter des europäischen Hochadels.

Wirklich rentabel lief der Hotelbetrieb Nelles trotz aller Anstrengungen nicht. Paul Nelles musste schließlich aufgeben.

Hotel Mühlens

Nun erwarb der Kölner Fabrikant Ferdinand Mülhens (4711) das Hotel. Seiner Familie gehörte seit langem der Wintermühlenhof am Fuße des Petersbergs, und nach dem Stabswechsel an seinen Sohn hatte er hier seinen Lebensmittelpunkt. Er engagierte sich sehr, ließ Straßen und Wege bauen, kaufte die Drachenfelsbahn und die Petersbergbahn. Nun ließ er das Hotel in neubarockem Stil umbauen.

Petersbergbahn, Talstation
Petersbergbahn, Talstation

Später wurde die Straße zum Gipfel des Petersberg erbaut und im Mai 1927 eröffnet. Die Rheinterrasen enstanden in den 1930er Jahren.

Staatsgäste auf dem Petersberg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bonn zur „provisorischen“ Bundeshauptstadt (1949-1990) und Regierungssitz (1949-1999), und man brauchte eine passende Unterbringung für hochrangige Gäste. Die Wahl fiel auf das Grand Hotel auf dem Petersberg: es lag nahe an Bonn, bot allen Komfort und eine atemberaubende Aussicht. Zudem ließ sich das Hotel mit seiner isolierten Lage gut absichern.

Während der ersten Jahre der „Bonner Republik“ beherbergte das Hotel hochrangige Staatsgäste, unter ihnen 1955 der Schah von Persien, Reza Pahlevi, mit seiner damaligen Gemahlin Soraya und 1967 mit seiner dritten Frau Farah Diba – ein Besuch, der in der Bevölkerung auf viel Kritik stieß. 1962 kam der französische Staatspräsident Charles de Gaulle, und 1965 Königin Elizabeth II. von Großbritannien.

Gekrönte Häupter und winkende Menschen

Wer in den 50er und 60er Jahren Kind war oder sich diese Zeit mit ein wenig Fantasie vorstellen kann, mag sich an die Staatsbesuche in Bonn und auf dem Petersberg erinnern. Oft wurden die Straßen gesperrt, und Menschen standen dicht gedrängt an den Rändern, während sie geduldig auf die Kolonne der Staatsgäste warteten, die von Bonn hinauf auf den Petersberg fuhr. Für die Kinder war das ein besonderes Erlebnis – vielleicht durften sie an diesem Tag sogar früher aus der Schule. Viele hatten kleine Fähnchen in den Händen, um den hohen Gästen zuzuwinken.

Wenn dann endlich das Brummen der Motoren zu hören war, gab es kein Halten mehr: Zuerst sah man die „Weißen Mäuse“ – auf rheinisch „Wiesse Müüs“. Das war die Ehren-Motorradstaffel der Bonner Schutzpolizei, die mit ihren weißen Uniformröcken auf prächtigen Motorrädern den Weg der Staatsgäste eskortierten.

Dann, hinter der Motorradstaffel, endlich die Limousine mit den Staatsgästen – und alle reckten sich, um einen Blick auf die Queen und Prinz Philip zu erhaschen. Für viele war es ein Highlight, einmal persönlich so nah an die Weltpolitik heranzukommen, auch wenn man als Kind kaum wusste, wie man die Namen mancher illustren Gäste schrieb oder woher sie genau kamen – in einer Zeit, in der es noch keine ständigen TV-Dokumentationen oder gar das Internet gab.

Breschnjew kommt

Doch das Hotel rentierte sich nicht, 1969 wurde es geschlossen. Dann stand der Staatsbesuchs des sowjetischen Staats- und Parteichefs Leonid Breschnew an, und der wollte auf dem Petersberg untergebracht werden. Es waren die Jahre der sozialliberalen Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt und seiner neuen Ostpolitik „Wandel durch Annäherung“. Breschnjews Staatsbesuch im Westen war ein herausragendes Ereignis, und da kam man seinem Wunsch gerne nach. 

Es heißt, dass er einen funkelnagelneuen Mercedes geschenkt bekam, den er gleich Probe fahren wollte .. doch leider fuhr der auf der Serpentinenstraße in den Graben.

Ein neues Gästehaus

Breschnjews Besuch blieb eine Ausnahme, danach wurde das Grand Hotel auf dem Petersberg wieder geschlossen. In den folgenden Jahren wurde die Staatsgäste in verschiedenen Häusern untergebracht, doch wirklich zufrieden war man in Bonn nicht. 

Schließlich entschied man sich wieder für den Petersberg. 1978/79 erwarb die Bundesrepublik den Petersberg. Doch das alte Hotel steht nicht mehr, an seiner Stelle entstand, unter Verwendung einiger alter Steine, ein neues Gästehaus, das dem alten Hotel nachempfunden ist. Auch dieses Hotel hat schon prominente Gäste beherbergt: Michail Gorbatschow, erneut Königin Elisabeth II. von Großbritannien, Jassir Arafat, Kaiser Akihito von Japan (1993), US-Präsident Bill Clinton und Hillary Clinton, König Hussein von Jordanien (1998) und Muhammad Husni Mubarak. An Bill Clintons Besuch erinnert ein Jogging-Pfad.

Tagungsstätte

Heute ist das Grand Hotel auf dem Petersberg Tagungsstätte für internationale Konferenzen. Nach wie vor ist der Bund alleiniger Eigentümer, betrieben wird es von der Steigenberger-Kette als Fünf-Sterne-Hotel „Steigenberger Grandhotel Petersberg“ betrieben.

Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute

Geschichte und Gegenwart fließen auf dem Petersberg zusammen. Neben dem Hotel sehen wir die Ruinen der mittelalterlichen Kirche und das barocke Kapellchen. Hier hat Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher seine Corinna geheiratet, ihnen gelten viele Gedanken.

Frühe Besiedlung und Ringwall

Archäologische Funde belegen, dass der Petersberg bereits um 3.500 vor Christus besiedelt war. Um 100 vor Christus stand auf dem Petersberg eine Bergfestung, von der Reste des Ringwalls keltischen Typs geblieben sind. Wir wissen aber nicht sicher, wer hier gelebt hat. Das Siebengebirge lag im Grenzgebiet zwischen der keltischen Zivilisation im Süden und der germanischen Welt im Norden, doch weder Kelten noch Germanen kannten Schriftlichkeit.

Zisterzienser kommen ins Siebengebirge

Im Hochmittelalter, zur Mitte des 12. Jahrhunderts, zogen Augustinermönche auf den Petersberg und errichteten eine kleine Kirche. Als sie fortzogen, sicherte sich der machtbewusste Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg die Rechte an dem Berg und rief Zisterzienser aus Himmerod ins Siebengebirge. Am 22. März 1189 kamen zwölf Mönche unter ihrem Abt Hermann über die Mosel und den Rhein hier an. Sie bezogen die verlassenen Gebäude, bauten die Konventkirche der Augustiner aus und widmeten sie dem Heiligen Petrus, seitdem hieß der Berg Petersberg. Doch schon 1193 zogen die Zisterzienser hinab nach Heisterbach.

Ruine der mittelalterlichen Kirche, Petersberg
Ruine der mittelalterlichen Kirche, Petersberg

Wallfahrtsorte Petersberg und Heisterbach

Anfang des 14. Jahrhunderts wurden die Kirche auf dem Petersberg und die Abteikirche in Heisterbach Wallfahrtsorte. Päpstliche Verkündigungen von 1312 und 1319 bestätigten dies. Hier gewährte man Ablässe, d.h. für Bittgänge an genau festgelegten Tagen, für Stiftungen u.ä. wurden Sünden vergeben.

Jahrhundertelang zogen Pilger an kirchlichen Feiertagen hinauf zum dem Petersberg. Einst gab es vier „Bittwege“ hinauf, heute haben wir nur noch den Königswinterer, den  „Petersberger Bittweg“. 1763 ließen die Heisterbacher Äbte auf dem Petersberg anstelle der Kirche aus dem 14. Jahrhundert die heutige barocke Wallfahrtskapelle erbauen. Abt Hermann Kneusgen (1763-1767) weihte sie am Ostersonntag dem 21. April 1764.

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