Novemberrevolution

Januaraufstand in Berlin
Januaraufstand in Berlin

Weihnachtskämpfe

Zum Jahresende wurde die bis dahin weitgehend friedlich verlaufene Novemberrevolution blutig. Kurz vor Weihnachten 1918 eskalierte ein Streit um die Lohnzahlungen an die Matrosen der Volksmarinedivision, die zum Schutz der Reichsregierung abgestellt waren. Am Heiligen Abend tobten blutige Kämpfe zwischen Reichswehrtruppen, herbeigeholt von Ebert, und den Matrosen, die von demonstrierenden Arbeitern unterstützt wurden. Auch der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn von der USPD stellte sich mit seinen Leuten auf die Seite der Matrosen und der Arbeiter.

Aus Protest gegen den Einsatz von Truppen gegen das Volk trat die USPD aus der Regierung aus. Das war zunächst ein politischer Sieg für Ebert, denn nun konnte er die missliebigen USPD-Politiker durch seine Vertrauten ersetzen konnte. Unter ihnen war Gustav Noske, ein Hardliner, der gleich die verstärkte Bildung von Freikorps anordnete. Doch viele MSPD-Anhänger fühlten sich durch Eberts Politik verraten und wechseln zur USPD oder gar den Kommunisten. Zudem waren die Generäle, abgesehen von Groener, mit Ebert nur ein Zweckbündnis eingegangen.

Spartakus und KPD

Die Spartakisten traten nun ganz aus der USPD aus und gründeten mit anderen linksextremen Gruppierungen die Kommunistische Partei Deutschlands. Sie verstärkten ihren Propagandakrieg, forderten die Fortsetzung und Ausweitung der begonnenen Revolution und lehnten in ihrer Mehrheit eine Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung ab.

Januaraufstand

In der aufgeheizten politischen Atmosphäre verfügte die preußische Regierung am 4. Januar die Entlassung des Polizeipräsidenten Eichhorn. Viele Menschen waren empört. KPD, USPD und Revolutionäre Obleute riefen zu einer Massendemonstration auf. Einige Zeitungen hingegen forderten nicht nur zur Aufstellung weiterer Freikorps, sondern auch den Tod der Spartakisten.

Am Sonntag, dem 5. Januar 1919 und am folgenden Montag versammelten sich über Hunderttausende im Zentrum Berlins. Obwohl sie von dem großen Zulauf selbst überrascht waren,  sahen Karl Liebknecht und die anderen Führer der der radikalen Linken ihre Stunde gekommen. Nun riefen sie zum Kampf und zum Sturz der Regierung auf. Daraufhin bewaffneten sich die Demonstranten, besetzten die Berliner Bahnhöfe und stürmten das Zeitungsviertel mit den Redaktionsgebäuden der bürgerlichen Presse und des Vorwärts.

Doch Karl Liebknecht schätzte die Lage falsch ein: Die meisten Demonstranten waren für Eichhorn auf die Straße gegangen, für die Ziele vom November 1918, nicht für einen bewaffneten kommunistischen Umsturz. Auch die Volksmarinedivision verweigerte ihre Unterstützung. Während die Revolutionäre nur debattierten und sich nicht einig wurden, gingen die meisten Demonstranten nachhause. Ebert und die anderen Volksbeauftragten hätte aufatmen können.

Auf Initiative der USPD begannen in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar Verhandlungen, doch sie scheiterten schon am selben Tag. Nun wollten Ebert und Noske es zu Ende bringen, denn beide waren der Ansicht, dass die Lage nur durch Gewalt zu bereinigen war.

Die Stunde der Abrechnung

Noch am selben Tag gab Ebert Noske den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin. Der nahm an: „Meinetwegen. Einer muss der Bluthund werden. Ich scheue die Verantwortung nicht.“ Weitere Freicorps wurden aufgestellt. Als am 8. Januar ein SPD-Flugblatt mit dem Titel „Die Stunde der Abrechnung naht“ bekannt wurde,  riefen auch die Linken zum bewaffneten „Kampf gegen die Todfeinde“ auf. Tagelang tobten schwere Kämpfe in Berlin.

Am 11. Januar gab Noske den Einsatzbefehl gegen die Besetzer des Vorwärts. Freikorps rückten in die Stadt ein, bewaffnet mit Flammenwerfern, Maschinengewehren, Mörsern und Artillerie. Damit waren sie ihren Gegnern weit überlegen. Die bürgerkriegsähnliche Situation bot den Republikfeinden im Militär die Gelegenheit, mit ihren Feinden abzurechnen, und das im Auftrag der Regierung. Oft wurden Hausbesetzer noch standrechtlich erschossen, als sie schon aufgegeben hatten. Die besetzten Gebäude und Straßen im Zeitungsviertel und das Berliner Polizeipräsidiums wurden bis zum 12. Januar erobert. Der Aufstand brach zusammen, er hatte 165 Opfer gefordert.

Luxemburg und Liebknecht werden ermordet

Obwohl Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht um ihr Leben fürchten mussten, wollten sie Berlin nicht verlassen. Am Abend des 15. Januar 1919 wurden sie verhaftet und noch in derselben Nacht von Freicorps ermordet. Die Mörder wurden nur gering bestraft, wenn überhaupt. Seitdem waren Kommunisten auf der einen, Sozialdemokraten und Bürgerliche auf der anderen Seite unversöhnliche Feinde.

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