Ein neues Märchen aus dem Siebengebirge um Drache Jupp am Nonnenstromberg. Dieser Drache mit dem klassisch-rheinischem Namen lebt in einer gemütlichen Scheune am Nonnenstromberg. Leider kann man diese Scheune meistens nicht sehen.
Drache Jupp
Jupp ist ein guter Bierbrauer und trinkt auch gerne sein eigenes Bier, vielleicht hat er deshalb seine rote Nase. Er erzählt sehr gerne Geschichten, und manchmal weiß man nicht, was davon wahr ist, und wo seine Phantasie mit ihm durchgeht. Aber eines ist sicher: sie kommen alle aus dem Herzen.
In den 1920er Jahren im Siebengebirge. Die Menschen hatten viel mitgemacht. Vieles funktionierte nicht und man musste oft improvisieren, doch endlich gab es wieder Weinfeste, und man freute sich auf das Weihnachtsfest. Doch da gab es schon vor dem Fest eine Bescherung der unangenehmen Art. Aber lassen wir den Helden unserer Geschichte selbst erzählen – Drache Jupp vom Nonnenstromberg.
„Damals lag dichter Nebel über dem Tal. Er war so dicht, dass man kaum etwas erkennen konnte. Die Kinder fanden nicht zur Schule, die Erwachsenen nicht zur Arbeit und bald traute sich niemand mehr hinaus, nicht einmal die Schutzmänner. Kurz darauf fiel die Straßenbeleuchtung aus, und damit ging gar nichts mehr.
Nebel über dem Tal
Ich stand vor meiner Scheune auf dem Nonnenstromberg, blickte auf das Tal hinab und überlegte hin und her: Ohne Straßenbeleuchtung sah man nichts, und weil man nichts sah, traute sich niemand hinaus. Und weil sich niemand hinaus traute, wurden nichts repariert. Nein, so kam ich nicht weiter!
Dann ging mir ein Licht auf: ich musste diesen Teufelskreis durchbrechen und für eine Notbeleuchtung sorgen! Ich hatte auch schon eine Idee wie .. zugegeben, sie war ein bisschen verrückt, aber, wie schon gesagt, wir waren an das Improvisieren gewöhnt. ‚Jupp the Red-nosed dragon‘ würde ganz bestimmt nicht zulassen, dass der Nebel das Tal verschlingt.
Notbeleuchtung
Gedacht, getan. Dank meiner leuchtend rote Nase, die sogar durch diesen dicken Nebel schien, fand ich den Weg hinunter in die Dörfer im Tal. Als ich die Hauptstraße entlang ging, trauten sich einige Kinder hinaus und kamen auf mich zu. Ich erklärte ihnen kurz meine Idee und dann legten wir los. Es war nicht einfach unter diesen Bedingungen, als Licht hatten wir ja nur meine leuchtend rote Nase, aber wir bauten entlang der Straße Schneemänner und steckten jedem von ihnen eine besonders dicke Möhre als Nase an. Im Nebel sah alles grau aus.
Dann holte ich tief Luft und spie Feuer auf die erste Möhre. Es zischte und qualmte und stank .. doch dann leuchtete die Möhre orangerot! Mein Feuer hatte den Nebel verjagt! Ermuntert von diesem Erfolg holte ich wieder Luft und spie Feuer auf die zweite Möhre, dann auf dritte .. und bald leuchteten entlang der Straße eine Reihe von orangeroten Lichtern – meine Notbeleuchtung, die Schneemänner!
Verstärkung
Damit war der Bann gebrochen. Schnell bekam ich Verstärkung .. Mein Namensvetter Jupp von der Autowerkstatt kam mit seinem Wagen herangedonnert und reparierte die Straßenbeleuchtung. In der Eile hatte er glatt vergessen, dass sein Wagen noch vom letzten Weinfest dekoriert war, aber umso besser: man sah und hörte ihn schon von weiten, wie er durch die Straßen fuhr, und so traute sich einer nach dem anderen aus dem Haus und es wurde wieder lebendig im Tal.“
Ein neues Märchen von „Rheindrache“ Petra Willnecker
Drachen sind magischen Wesen, also wundern wir uns nicht, wenn Jupp mal im Mittelalter, mal wie hier in den 1920er Jahren auftauchen.
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