Heisterbach in der frühen Neuzeit
Der Truchessische Krieg 1583-88 verheerte das Rheinland. Seit Februar 1588 belagerten katholische Truppen Bonn, die Residenzstadt des abtrünningen Kurfürsten Gebhard Truchsess von Waldburg. Am 22. Mai 1588 waren spanische, katholische Truppen in Heisterbach, plünderten das Kloster und brannten die Klostergebäude bis auf die Kirche nieder.
Die Mönche begannen mit den Wiederaufbauarbeiten, doch dann brach der Dreißigjährige Krieg aus (1618-1648) und die Mönche mussten Kloster Heisterbach verlassen. Nach dem Friedensschluss kehrten sie zurück, und das Klosterleben blühte langsam wieder auf. Um 1650 erhielten die Äbte die Pontifikalien, also das Recht, bischöfliche Weihen vorzunehmen und Mitra sowie bischöfliche Insignien zu tragen, was ihnen fast den Status von Bischöfen verlieh. Dies stieß jedoch auf Kritik von Zisterzienser-Brüdern, die sich auf die Lehren des heiligen Bernhard von Clairvaux beriefen.
Als Abt Ferdinand Hartmann (1704-1728) die Klosterzucht wiederherstellen wollte, gab es seitsn der Mönche hartnäckigen Widerstand. Auch sie hatten vermutlich barockes Lebensgefühl sich für entdeckt.
Kloster Heisterbach begann eine neue, barocke Blütezeit. 1711 war das Brauhaus fertig, 1722/23 die Wirtschaftsgebäude des Küchenhofes. Einige der barocken Bauten in Heisterbach sind noch heute sichtbar, so zum Beispiel das ehemalige Brau-, Mühl- und Backhaus oder die Zehntscheune.
1650 erhielt Heisterbach die Pontifikalien erworben, das heißt die Äbte waren Bischöfen fast gleichgestellt. 1750 entstand das barocke Torhaus. Wenn die Heisterbacher Äbte unterwegs waren, konnten sie im Heisterbacher Hof in Königswinter wohnen, das ist der heutige Düsseldorfer Hof am Rheinufer.
Säkularisation und Abbruch
Gut sechs Jahrhunderte lang war Kloster Heisterbach religiöser Mittelpunkt unserer Region und zugleich größter Grundbesitzer. Dann fegten die Französische Revolution und Napoleon Bonaparte das Alte Reich und die alte Ordnung hinweg. Als das linke Rheinufer 1801 an Frankreich fiel, sollten die Fürsten, die Gebiete dort verloren hatten, durch Gebiete auf der rechten Rheinseite entschädigen werden. Doch dazu musste man die geistlichen Fürstentümer enteignen. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde das Erzbistum Köln aufgelöst, es verschwand von der Landkarte.
Noch im gleichen Jahr, am 12.09.1803, hob die bergische Regierung das Kloster Heisterbach auf und bot die Kirche zum Verkauf an. Im November 1804 verließen die Mönche das Kloster. 1809 erwarb der französische Unternehmer Piautaz die Abteikirche. In den nächsten Jahren wurden hier Steine gebrochen, u.a. für den Bau des Nordkanals zwischen Rhein und Mass, auch für die Festung Ehrenbreitstein wurden Steine von Heisterbach verwendet. Endlich verbot der preußische Oberpräsident 1818 den weiteren Abbruch. Da gehörte das Rheinland dann schon zum Königreich Preußen.
Bei aller Schönheit macht die Chorruine auch mich betroffen. Sie ist eben ein „Zeugnis der Barbarei“, wie es Hermann Josef Roth in seinem Beitrag „Burgen- und Klosterlandschaft“ in „Das Siebengebirge, Natur, Landschaft, Kultur“ schreibt.
Romantik
1820 erwarb Graf Wilhelm Ernst zur Lippe-Biesterfeld das ehemalige Klostergelände, 1825 auch die Chorruine, und ließ ganz im Geist seiner Zeit einen englischen Landschaftsgarten gestalten.
Dann entdeckten die Romantiker Heisterbach. Der Dichter Wolfgang Müller aus Königswinter (1816–1873) griff die alte Sage auf und schrieb sein Gedicht „Der Mönch von Heisterbach“. Maler wie Wilhelm Steuerwald (1815-1871) entdeckten die Chorruine und die verfallenen Gemäuer inmitten des Landschaftsgartens als Motiv. Später war es ein Bilderbuchmotiv für Ansichtskarten.
Mit der Heisterbacher Talbahn kamen Ausflügler
Seit 1891 fuhr die Heisterbacher Talbahn (HTB) von Niederdollendorf durch Oberdollendorf am Kloster Heisterbach vorbei bis nach Grengelsbitze fuhr, 1892 wurdensie auch für den Personenverkehr geöffnet. Während sie unter der Woche hauptsächlich Gütertransport betrieb und die Berufstätigen zur Arbeit und zurück brachte, fand am Wochenende ein lebhafter Ausflugsverkehr statt.
Da hatte sich unsere Region gewaltig verändert. Am Stenzelberg wurde intensiv Latit abgebaut; am Weilberg, Petersberg und Ölberg waren riesige Steinbrüche entstanden. Die Rheinfront im benachbarten Oberkassel war verheert.
Zugleich war der Tourismus war zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Seit 1883 fuhr eine Zahnradbahn auf den Drachenfels, seit 1888 eine zweite zum Petersberg. 1902 wurde auch auf dem Klostergelände, zwischen Chorruine und Torhaus, ein neu gebautes Hotel eröffnet. Die Heisterbacher Talbahn hielt auch am Kloster, hier wurden Souvenirs und Erfrischungen verkauft.
Heisterbach heute
1918/19 erwarben die Cellitinnen das Gebiet und brachten klösterliches Leben zurück. Die Schwestern führten in Heisterbach ein Erholungsheim, das im Zweiten Weltkrieg in ein Krankenhaus und 1971 in ein Altenheim umgewandelt wurde. Inzwischen ist die Stiftung der Cellitinnen Trägerin, Betreiberin ist die Marienborn gGmbH. 2019 lebten in dem Konvent noch drei Cellitinnen.
Am 18.10.1984 wurde die Stiftung Abtei Heisterbach gegründet, zur Pflege und Erforschung des Kulturerbes. Seit 1995 betreibt der Verein Bausteine für das Leben e.V. auf dem Klostergelände das Haus Heisterbach, ein Hilfs- und Informationszentrum für Schwangere und alleinerziehende Frauen in Notlagen.
So ist das Klostergelände Heisterbach nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch der Gemeinschaft. Und dann stelle ich mir vor, wie Caesarius von oben lächelnd hinab blickt.
Märchen vom Kloster Heisterbach
Um das Kloster Heisterbach ranken sich viele Legenden. Der Mönch von Heisterbach ist weit über die Grenzen des Siebengebirges hinaus bekannt. Dann gibt es noch Die Gründung von Kloster Heisterbach nach der Legende.
Zum Weiterlesen
Stiftung Abtei Heisterbach
Hallo,
Ich bin körperlich behindert und ich sammle unbeschriebene Ansichtkarten/Postkarten im Farbe von Kirchen und Kloster in Ihre Region. Haben Sie vielleicht solche Karten und Aufkleber für mich ?
Vielen Dank
J.E. Walraven
Merwe Donk 51
NL 4207 XA Gorinchem
Niederlande
Hallo, im Augenblick habe ich leider keine Ansichtskarten mit Kirchen und Klöstern, ich bin auch gerade nicht vor Ort, doch in der letzten August-Woche wieder, und dann besorge ich gerne die passenden Ansichtskarten und schicke sie Ihnen! Alles Gutes nach Gorinchem 🙂
eine schöne Rouine
Ja, Heisterbach hat seinen Zauber! Alles Gute und bleiben Sie gesund!