Heinrich VI., König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, war nicht nur ein geschickter Machtpolitiker, sondern auch ein Minnesänger von beachtlichem Talent.
Seine berühmten Zeilen, die mit „Ich grüeze mit gesange die süezen…“ beginnen, eröffnen den Codex Manesse, die berühmte Heidelberger Liederhandschrift.
Doch trotz seiner poetischen Begabung war Heinrich VI. vor allem ein entschlossener und ehrgeiziger Herrscher. Wenn man dem vorherrschenden Bild von ihm folgt, war er ein skrupelloser und grausamer Despot. Die neuere Forschung betrachtet ihn differenzierter, sieht den kompetenten Herrscher und Diplomaten, der zu Unrecht im Schatten seines Vaters Barbarossa und seines Sohnes Friedrich II. steht.
Der Dritte Kreuzzug und Barbarossas Tod
Endlich herrschte Frieden im Reich, Barbarossa wurde allseits respektiert. Sein ältester Sohn und Thronfolger Heinrich VI. arbeitete bereits in der Regierung mit. 1186 hatte er Konstanze von Hauteville geheiratet, die das Königreich Sizilien erben würde, falls König Wilhelm in Palermo kinderlos starb.
Doch aus dem Nahen Osten kamen bedrohliche Nachrichten: Im Juli 1187 hatten die Araber unter Sultan Saladin ein christliches Heer vernichtend geschlagen. Barbarossa, bereits hochbetagt, nahm das Kreuz und brach 1189 ins Heilige Land auf. Mit dabei waren auch Graf Heinrich II. von Sayn und Graf Engelbert I. von Berg, beide Grafenhäuser waren treue Gefolgsleute des Kaisers. Die Reise führte sie die Donau entlang über Bratislava, Gran, Belgrad, Nis auf das Gebiet des byzantinischen Reiches, und über den Hellespont nach Kleinasien. Bereits Anfang Juli 1189 starb Graf Engelbert von Berg in Serbien.
Es war der „Kreuzzug der Könige“, denn auch Philipp II. von Frankreich und Richard I. Löwenherz von England hatten das Kreuz genommen. Doch für die deutschen Ritter endete der Kreuzzug in einer Katastrophe. Der Kaiser kam bei einem Bad in einem kleinen Gebirgsfluss in Anatolien um. Unzählige Menschen und Tiere starben vor Erschöpfung, Hunger und Durst und in den ständigen Gefechten unterwegs; Jerusalem sahen sie nie. Nur ein Bruchteil der ausgezogenen Ritter kehrte in die Heimat zurück, unter ihnen Graf Heinrich II. von Sayn.
Der Kampf um Sizilien
Heinrich VI. trat die Nachfolge seines Vaters an. In seinem Dienst reiste Philipp von Heinsberg im November 1190 nach Italien voraus, um mit dem Papst über die Kaiserkrönung Heinrichs und seiner Gattin Konstanze von Sizilien zu verhandeln.
Inzwischen war in Palermo König Wilhelm kinderlos verstorben, damit war Heinrichs Konstanze die rechtmäßige Erbin des Königreichs Sizilien. Doch die normannischen Barone hatten andere Tatsachen geschaffen und einen der ihren auf den Thron gehoben. Dabei wussten sie den Papst auf ihrer Seite, denn der wollte eine Herrschaft der Staufer nördlich und südlich des Kirchenstaates auf jeden Fall verhindern. Konstanzes und Heinrichs Erbrecht erkannte er nicht an, somit würden die Staufer Süditalien und Sizilien erst erobern müssen.
Nach seiner Kaiserkrönung am Ostersonntag 1191 in Rom zog Heinrich nach Süden, um sein Erbe mit Waffengewalt durchzusetzen. Doch der Feldzug scheiterte zunächst: Vor Neapel brach in Heinrichs Lager eine Seuche aus, die viele seiner Männer dahinraffte. Auch Erzbischof Philipp von Heinsberg, fiel der Epidemie zum Opfer. Der Kaiser selbst erkrankte schwer und musste den Feldzug vorerst abbrechen.
Heinrich VI. und Richard Löwenherz
Dann hatte Heinrich unverschämtes Glück, denn Richard I. Löwenherz von England fiel ihm in die Hände.. Auf seiner Rückreise vom Heiligen Land war Richard 1192 in der Nähe von Wien von Herzog Leopold V. von Österreich gefangen genommen worden und wurde dann Heinrich übergeben. Der Kaiser nutzte diese Gelegenheit und forderte ein gewaltiges Lösegeld für Richards Freilassung. Erst gegen ein gewaltiges Lösegeld, überbracht von seiner Mutter Eleonore von Aquitanien, und den Lehnseid für England kam Richard Anfang Februar 1194 frei. England musste Geiseln stellen, unter ihnen war Richards Lieblingsneffe Otto, Sohn Heinrichs des Löwen, der künftige Kaiser.
Mit dem Lösegeld für Richard Löwenherz finanzierte Heinrich einen neuen Feldzug und eroberte Sizilien. Am 25. Dezember 1194 wurde er in Palermo gekrönt; einen Tag später wurde sein Sohn Friedrich geboren. Nun war Heinrich der mächtigste Herrscher seiner Zeit, da er nun sowohl das Heilige Römische Reich als auch das reiche Königreich Sizilien kontrollierte.
Erzbischof gegen Krone
Die deutschen Fürsten hatten ihre territoriale Macht ausgebaut, und wenn sie mit dem König auf den Hoftagen zusammenkamen, verlangten sie, dass der König im Einvernehmen mit ihnen entschied. Für die Staufer hingegen war die Stellung des Königs überragend, er gab einen Teil des Reichsguts dem Adel zu Lehen und konnte es ihm auch wieder entziehen – so wie Barbarossa es mit Heinrich dem Löwen getan hatte. Bei Heinrich VI. kam hinzu, dass er durch die Ehe mit Konstanze von Hauteville nun auch über das Erbkönigreich Sizilien herrscht. Da liegt es nah, dass er auch in Deutschland die Krone in seiner Familie vererbbar machen wollte.
Je deutlicher und entschiedener Heinrich VI. seinen Erbreichsplan vertrat, desto stärker betonte der Kölner Erzbischof das Recht der deutschen Fürsten, den König zu wählen. Gerade bei ihm und Heinrich VI., dem mächtigsten aller Stauferkaiser, sieht man deutlich, welche Gegensätze hier aufeinanderprallten. Trotzdem gelang es Heinrich, seinen kleinen Sohn Friedrich als Thronfolger wählen zu lassen.
Das kurze Weltreich
Das Reich war eine Weltmacht, doch der Kaiser war verhasst. Aufstände in Sizilien hatte er grausam niedergeschlagen, und am Niederrhein vermutete man, dass der Mord an einem politisch missliebigen Kandidaten für den Lütticher Bischofsstuhl auf sein Konto ging. Skrupel kannte der Kaiser nicht.
Heinrich VI. starb bereits 1197, nur drei Jahre nach seiner Krönung in Palermo, im Alter von knapp 32 Jahren. Sein plötzlicher Tod stürzte das Reich ins Chaos. Die Stauferherrschaft in Süditalien brach zusammen, seine Witwe Konstanze holte eiligst ihren kleinen Sohn Friedrich nach Palermo, ließ ihn zum König von Sizilien krönen, bestellte den Papst zu seinem Vormund und brach mit Deutschland.
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1192 | Auf dem Petersberg fanden die Zisterzienser-Mönche zwar die gesuchte Abgeschiedenheit, nicht aber die Voraussetzungen, nach ihrem Ideal zu wirtschaften und ihren Lebensunterhalt selbst zu erarbeiten. Schließlich zogen sie hinab ins Heisterbacher Tal. Auf dem Petersberg blieben ein Wirtschaftshof und eine Priesterstelle. |
Herrscher, Minnesänger und Zisterzienser | Zum Weiterlesen
Codex Manesse bei Wikipedia
Das Buch der Königin, ein historischer Roman über Konstanze von Hauteville
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