Die Zeit der Glaubensspaltung und Erbfolgekriege hat auch Siebengebirge tiefe Spuren hinterlassen. Zunächst die Einleitung und Übersicht zu diesem Kapitel. Dazu ein Abschnitt über Dr. Johann Weyer und die Hexenverfolgungen der Frühen Neuzeit.
Die frühe Neuzeit
Die frühe Neuzeit beginnt etwa um 1500 und erstreckt sich bis zum Vorabend der Französischen Revolution. Die Renaissance brachte eine Wiederentdeckung der antiken Wissenschaft und Kunst. Denker wie Kopernikus, Galileo und Newton veränderten das Weltbild der Menschen. Die Fahrten der Entdecker wie Christoph Kolumbus, Vasco da Gama und Ferdinand Magellan erweiterten das geografische Wissen Europas und führten zur Erschließung neuer Kontinente. Dies begründete den europäischen Kolonialismus, insbesondere in Amerika, Afrika und Asien.
Die Reformation, ausgelöst durch Martin Luther im Jahr 1517 veränderte die religiöse und politische Landschaft Europas grundlegend. Die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Konfessionen führten immer wieder zu Konflikten und Kriegen, und gipfelten im Dreißigjährigen Krieg, einem verheerenden Konflikt, der weite Teile des Kontinents zerstörte. Der Krieg endete mit dem Westfälischen Frieden, der die religiösen und politischen Verhältnisse in Europa stabilisierte, aber auch die territoriale Zersplitterung des Heiligen Römischen Reiches zementierte.
In der Folge des Dreißigjährigen Krieges etablierten sich in vielen europäischen Ländern absolutistische Monarchien, in denen Könige wie Ludwig XIV. von Frankreich nahezu uneingeschränkte Macht über ihre Staaten ausübten. In der Folgezeit brachen immer wieder Erbfolgekriege aus, die auch in den Kolonien ausgetragen wurden.
Am Ende der frühen Neuzeit, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, gerieten die alten monarchischen Strukturen zunehmend in die Krise. Aufklärungsideen wie Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte forderten die absolutistischen Herrschaftssysteme heraus, und Frankreich steckte in einer tiefen Finanzkrise.
Reformation – Luther, Täufer, Calvinisten
Die Reformation fand im Rheinland zunächst wenig Widerhall. Doch auch der Kölner Erzbischof Hermann von Wied sah, wie drängend Reformen waren, und rief schließlich Theologen der Reformation ins Land. Kaiser Karl V. bekämpfte die Reformation, doch die Kriege im Ausland banden viel von seiner Zeit und Kraft. Auch in unserer Region entstanden Lutheraner-, Täufer- und Calvinistengemeinden. Die Täufer aber wurden verfolgt, und auch das Bekenntnis zum Calvinismus war gefährlich.
Truchsessischer Krieg
In Köln sagte sich Erzbischof Gebhard I. Truchsess von Waldburg 1582 von der katholischen Kirche los, verkündete Glaubensfreiheit und heiratete eine Protestantin. Seinen erzbischöflichen Besitz aber gab er nicht zurück. Deshalb wählte das Domkapitel einen Gegen-Erzbischof. Schließlich machten beide Seiten mobil, es kam zum Krieg, fremde Truppen kamen ins Land.
Dreißigjähriger Krieg
Auf den Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 folgte ein fürchterlicher Krieg. Schon bald ging es nicht mehr um einen Glaubenskrieg innerhalb Deutschlands, sondern um die Vorherrschaft in Europa. Es waren Schreckensjahre. Überall wurde gekämpft, geplündert und gebrandschatzt. 1632/33 wurden die Burgen auf dem Drachenfels und der Löwenburg erobert und zerstört.
Absolutismus und Erbfolgekriege
Beide Landesherren im Rheinland, der Herzog von Berg ebenso wie der Kölner Kurfürst, wurden immer wieder in die Erbfolgekriege der Mächtigen hineingezogen. Das hatte verheerende Folgen für die Menschen in unserer Region. Bonn wurde mehrfach belagert, Königswinter und Rhöndorf wurden gebrandschatzt.
Hexenverfolgung
Im Bild oben sehen Sie Dr. Johann Weyer (1515/15-1588), den Leibarzt unseres toleranten Landesherrn Herzog Wilhelm V. von Berg. Unter dem Schutz des Herzogs entstand 1563 sein Buch „Vom Blendwerk der Dämonen“, in dem er gegen die grausamen Hexenprozesse protestierte.
Die Hexenverfolgungen sind ein dunkles Kapitel aus der Frühen Neuzeit. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Menschen, von denen man glaubte, dass sie Zauberei praktizierten und mit dem Teufel im Bunde standen, wurden aufgespürt, festgenommen und gefoltert. In den meisten Fällen kam die Anklage einem Todesurteil. gleich. 1486 hatte der Dominikaner Heinrich Kramer sein Buch „Hexenhammer“ veröffentlicht, in dem er die Hexenverfolgung legitimierte. Auch Martin Luther war in dem Denken verhaftet, dass manche Menschen einen Pakt mit dem Teufel schlossen und von ihm Zauberkräfte erhielten, mit denen sie viel Schaden anrichten könnten. Daher mussten sie verfolgt werden. „Die Zauberinnen sollst Du nicht am Leben lassen“, so stand es im Alten Testament. Auch Johannes Calvin war entschieden für die Verfolgung und Hinrichtung von Hexen.
Die Höhepunkt der Verfolgungswelle liegen zwischen 1550 und 1650, Schätzungen sprechen von 40.000-60.000 Hinrichtungen.
Geschichtsbücher berichten längst nicht alles ..
Die bittere Not und religiöse Verfolgung trieben viele Menschen in unserer Region zur Entscheidung, die Heimat zu verlassen. Nordamerika, das ferne Land jenseits des Atlantiks, wurde zur Hoffnung auf ein neues Leben, auch wenn die meisten kaum etwas darüber wussten. In der Geschichte Zuhause am Rhein und in Amerika – rheinische Auswanderer in den USA begleiten wir Menschen aus unserer Region, die ihre geliebte Heimat verließen, um Not und Verfolgung zu entkommen und sich in Amerika ein neues Leben aufbauten. Diese längere Geschichte findet auf einer eigenen Subdomain statt.
Glaubensspaltung und Erbfolgekriege | Zum Weiterlesen
Johannes Weyer im Portal Rheinische Geschichte. LVR
Glaubensspaltung und Erbfolgekriege
Reformation | Truchsessischer Krieg | Dreißigjähriger Krieg | Absolutismus und Erfolgekriege
Hinterlasse jetzt einen Kommentar