Friedrich II. und die Herren vom Siebengebirge

Die Welt Friedrichs II.
Die Welt Friedrichs II.

Erzbischof Engelbert I. von Berg

Als Erster unter den Reichsfürsten und Vormund des Kaisersohns Heinrich (VII.) hatte der Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg eine herausgehobene Stellung im Reich, und er nutze sie auch, um sich gegen andere Regionalfürsten zu behaupten.

In jenen Jahren begann die Ausbildung einer festen Landesherrschaft, auch die Bezeichnung Stift für das erzbischöfliche Herrschaftsgebiet kam damals auf. Engelbert war kein friedfertiger Mann, sondern ein streitbarer weltlicher Fürst. Nach dem Tod seines älteren Bruders Adolf III. auf dem Kreuzzug bei der Belagerung von Damiette in Ägypten war er der letzte männlicher Nachkomme des bergischen Grafenhauses.

Er regierte „mit eiserner Faust“, hielt die anderen Regionalfürsten nieder und zwang der Kölner Bürgerschaft seine ungeteilte Stadtherrschaft auf. Erzbischof Engelbert schützte seine Macht durch Verträge, Burgenbau und Erwerb von Territorien und Rechten. In diesem Kontext wurde auch 1219 Burg Fürstenberg bei Bacharach errichtet.

Mord an Erzbischof Engelbert

Im November 1225 erschütterte eine Nachricht die Region. Erzbischof Engelbert I. von Köln war ermordet worden. Engelbert, Reichsverweser, Kölner Erzbischof und Graf von Berg, hatte von seiner übermächtigen Machtfülle entschieden, gar rücksichtslos Gebrauch gemacht. Nun war ihm sein Machtstreben zum Verhängnis geworden. Adlige hatten sich verschworen, ihn gefangen zu nehmen und ihn erst wieder frei lassen, wenn er bestimmte Forderungen erfüllt hatte. Am 7. November 1225 bei Gevelsberg lagen sie im Hinterhalt, doch die Situation geriet außer Kontrolle, der Erzbischof wurde ermordet.

Das Entsetzen über den Mord war groß. Abt Heinrich I. von Heisterbach zog mit mit dem Leichenzug zum Hoftag nach Frankfurt und erhob Anklage. Der Nachfolger Erzbischof Heinrich von Müllenark ließ die Mörder verfolgen und verurteilen.

Er beauftragte Caesarius von Heisterbach, eine Lebensgeschichte zu verfassen, damit Engelbert möglichst schnell heilig gesprochen werden konnte. Es scheint, dass sich Caesarius damit schwer getan hat. Ehrlich wie er war, wusste er wohl, dass Engelbert eher ein rücksichtsloser Heiliger gewesen war. Allein sein schreckliches Ende rechtfertigte dies.

Friedrichs Kreuzzug

Im Sommer 1227 sprachen Menschen überall im Reich von dem bevorstehenden Kreuzzug; am 1. August 1227 sollten die Schiffe der Kreuzfahrer von Brindisi in Süditalien aus nach Palästina segeln. Auch Herzog Heinrich IV. von Limburg, amtierender Graf von Berg, würde mit vielen Männern aufbrechen. Hermann von Salza, Hochmeister des Deutschen Ordens und enger Vertrauter Kaiser Friedrichs II., warb in Deutschland für den Kreuzzug. Man hörte wieder Palästina-Lieder. Bekannt sind das von Walter von der Vogelweide und das des Tannhäusers, der vielleicht mit dabei war.

Als Friedrich II. 1227 endlich den lange zugesagten Kreuzzug antrat, brach im Lager in Brindisi eine Seuche aus, auch der Kaiser erkrankte schwer und der Kreuzzug wurde verschoben. Papst Gregor IX. bannte den Kaiser. Als Gebannter segelte er 1228 nach Palästina. Doch im Heiligen Land schlug ihm der Hass des Patriarchen von Jerusalem, der Templer und der anderen Ordensritter entgegen. Seine Gegner schreckten auch vor Verrat und Attentaten nicht zurück. Nur seine deutschen und italienischen Ritter sowie die Ritter des Deutschen Ordens standen loyal zu ihm. Durch Verhandlungen mit dem Sultan Al-Kamil gewann er Jerusalem ohne Kampf und setzte sich am 18. März 1229 in der Grabeskirche selbst die Krone auf.

Doch beiden Herrschern wurde von ihren Untertanen Verrat an der eigenen Sache vorgeworfen. Der Papst ließ sogar Söldner in Süditalien einfallen. Im Juli kehrte Friedrich eilig zurück nach Europa, setzte sich durch und nahm unerbittlich Rache. Ein Jahr später schloss er einen vorläufigen Frieden mit dem Papst und wurde vom Bann befreit.

Ketzerei als Majestätsverbrechen

Auch im Heiligen Römischen Reich ging die Kirche mit aller Entschiedenheit gegen „Ketzer“ vor. Nun griff auch die Staatsmacht durch. Kaiser Friedrich II. hatte dem Papst von Anfang an und immer seine Unterstützung im Kampf gegen Ketzer zugesichert. Seinem ersten Gesetz vom November 1220 waren weitere gefolgt.

Friedrich II. sah die – gottgewollte – Autorität seiner Staatsregierung durch die Ketzer gefährdet. Ausgerechnet er, der selbst alles in Frage stellte, erließ die umfangreichste und bedeutendste Gesetzgebung gegen Ketzer: Häresie wurde als Majestätsverbrechen angesehen und mit dem Tod bestraft. Nicht nur das. Papst Innozenz III. hatte sich von dem Grundgedanken leiten lassen, der Herr wolle die Bekehrung des Ketzers, nicht dessen Tod. Nun wurde das bisher gültige Untersuchungs- und Bekehrungsverfahren aufgehoben, nun konnten die Inquisitoren nach eigenem Ermessen und mit aller Vollmacht handeln. Die Konstitutionen des Kaisers brachten eine schlimme Wende.

1231 wurde Friedrichs Gesetzgebung ins Kirchenrecht übernommen. Papst Gregor IX. übertrug die Ketzerbekämpfung einem Mann, der viel Leid über Deutschland bringen sollte: Magister Konrad von Marburg, ehemaliger unerbittlicher Beichtvater der Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Von Köln aus organisierte Konrad ein Netz von Spitzeln, die ihm Namen und Vergehen vermeintlicher Ketzer zutrugen. Er ging davon aus, dass jeder Verdächtigte auch schuldig war, und machte kurzen Prozess: keine weiteren Zeugenverhöre, keine Bekehrungsversuche mehr. Bald loderten überall Scheiterhaufen.

Heinrich (VII.)

Friedrichs Sohn Heinrich (VII.) regierte in Deutschland, doch nie auf Augenhöhe mit dem Vater. Heinrich unterstützte die aufstrebenden Städte und den niederen Adel gegen die mächtigen Fürsten, doch diese Politik fand nicht die Zustimmung Friedrichs. Auf einem Hoftag im Mai 1231 in Worms pressten die Fürsten Heinrich weitreichende Zugeständnisse ab. Friedrich II. bestätigte sie 1232 im „Statutum in favorem principum“, einer Urkunde, in welcher den weltlichen Fürsten die gleichen Rechte zugesprochen wurden wie den geistlichen – auch sie waren fortan Landesherrn. Das ging auf Kosten der Städte und auch des Reiches, denn nun können mächtige Fürstentümer entstehen.

Heinrich wurde zu seinem Vater zitiert und vor aller Welt gedemütigt. Nun revoltierte er, rief zum Kampf gegen den Kaiser auf und verbündete sich sogar mit dessen ärgsten Feinden, den oberitalienischen Städten. Das war Hochverrat.

Der Kaiser in Deutschland

In den 1230/40er Jahren war Kaiser Friedrich II. überwiegend in Süditalien. Nur 1235 kam er noch einmal nach Deutschland; und kam mit all seiner orientalischen Pracht. Heinrich unterwarf sich, aber ihm wurde nicht vergeben; sein Vater verurteilte ihn zu lebenslangem Kerker.

Im selben Jahr heiratete Friedrich in Worms in dritter Ehe Isabella von England, die Tochter König Johann „Ohnelands“. Köln hatte sie bei ihrer Ankunft willkommen geheißen. Es war ein letzter Höhepunkt der „höfischen Zeit“.

Apulien

In den 1240er Jahren war Friedrich zumeist in Apulien, denn er liebte dieses Land. Foggia war sein Regierungssitz, in Gioia del Colle lebte Bianca Lancia, seine große Liebe, die er kurz vor ihrem Tod noch geheiratet hat. Mit ihr hatte er zwei Töchter und den Sohn Manfred, mit dem er sein berühmtes Falkenbuch schrieb. Castel del Monte entstand.

Sein Sohn Konrad aus der Ehe mit Isabella von Brienne vertrat ihn in Deutschland. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Heinrich (VII.) beging 1243 Selbstmord.

Kampf gegen das Papsttum

Friedrich II. führte einen erbitterten Kampf gegen das Papsttum. Der Papst verfolgte den Kaiser mit fanatischem Hass, brandmarkte ihn als Ketzer, als leibhaftigen Antichrist und Diener des Satans. Sonntag für Sonntag wurden diese schrecklichen Vorwürfe und der Bannspruch in den Gottesdiensten überall im Reich vorgelesen. Einige der Großen des Reiches, unter ihnen Heinrich III. von Sayn, wandten sich in einem Brief vom 2. April 1240 an den Papst und versuchten zu vermitteln, doch vergeblich. 1243 trat Innozenz IV. die Nachfolge von Gregor IX. an; es begann ein Vernichtungskrieg. Im Juli 1245 auf dem Konzil von Lyon ließ der Papst den Kaiser absetzen. Mit viel Geld warb er einen Gegenkönig an, Heinrich Raspe von Thüringen, und scheute sogar vor Mordanschlägen nicht zurück. Der Kaiser nahm unerbittlich Rache, wenn er sich hintergangen fühlte.

Kaiser oder Papst – alles andere verschwand hinter diesem Endkampf. Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass im Osten des Reiches eine tödliche Gefahr drohte – die Mongolen. Anfang 1241 lag nur noch das Herzogtum Schlesien zwischen ihnen und Mitteleuropa. Der in Liegnitz regierende Herzog stellte sich mit ein paar Tausend Männern dem übermächtigen Feind und erlitt eine furchtbare Niederlage, er und fast alle seine Streiter kamen um. Nur wegen ihrer eigenen hohen Verluste und dem Tod ihres Großchans wenig später ließen die Mongolen von Europa ab.

Konrad von Hochstaden, der Mann des Papstes

1238 wurde Konrad von Hochstaden Kölner Erzbischof (1238-1261), obwohl sich schon vor seiner Wahl gezeigt hatte, dass er gewalttätig und hemmungslos war, wenn er seinen Willen durchsetzen wollte. Anfang August belehnte ihn Kaiser Friedrich II. im Lager zu Brescia mit den Regalien des Reiches, er galt als stauferfreundlich. Doch als ein halbes Jahr später Papst Gregor IX. Kaiser Friedrich II. zum zweiten Mal bannte, wechselte der Erzbischof die Fronten. Fortan war er der mächtigste Kämpfer für den Papst im „Endkampf“ gegen Friedrich II.

Fehden am Niederrhein

Am Niederrhein führte das zu einer heftigen Fehe zwischen dem Erzbischof und den Anhängern des Stauferkaisers, in die auch Graf Heinrich III. von Sayn verwickelt war, mit ungünstigem Ausgang für ihn. Es folgte eine etwas brüchigen Neutralität.

Erzbischof Konrad gelang ein taktischer Schachzug. 1240 verheiratete er seine Schwester Margarete an Adolf, den ältesten Sohn des Herzogs Heinrich von Limburg,Graf von Berg. Als Adolf IV. von Berg schloss der sich dem Erzbischof auch politisch an. Erzbischof Konrad ließ den Turm der Godesburg erhöhen, die Wolkenburg verstärken und 1244 Bonn durch eine Stadtmauer befestigen. Am Rheinufer richtete er eine Zollstätte ein, doch ohne Autorisierung durch Kaiser Friedrich II., und damit war sie illegal.

Die nächsten Jahre waren durch Territorialkriege geprägt, in denen sich Eigeninteressen des Erzbischofs und politische Gegnerschaft mischten.

Wappen: saynischer und bergischer Löwe, Drachenfels und Wolkenburg
Wappen: saynischer und bergischer Löwe, Drachenfels und Wolkenburg

In unserer Region

Die folgende tabellarische Übersicht bietet Ihnen einen kompakten Überblick. Wenn Sie die Zeit der Burgen aus der Perspektive ihrer einstigen Bewohner erleben möchten, sei Ihnen das Kapitel Die Herren vom Siebengebirge ans Herz gelegt.

Chronik
1240erGraf Heinrich III. von Sayn brachte sich in seinen letzten Lebensjahren immer wieder ein, um den Frieden im Rheinland zu wahren. Burg Blankenberg war das Zentrum seiner Herrschaft, und 1245 gründeten Mechthild und er hier die Stadt Blankenburg.
1246/47Graf Heinrichs III. von Sayn verstarb in der Silvesternacht 1246/47, ohne Erben. Gräfin Mechthild ließ eine Grabfigur aus Eiche schaffen, die ihn mit einem kleinen Mädchen zeigt. Sie befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, eine Replik ist in der Abteikirche Sayn. In seinem Testament vermacht er die Löwenburg seiner Gattin als Witwensitz.
1247Erste urkundliche Erwähnung der Löwenburg

Stauferzeit 5 – Friedrich II. und die Herren vom Siebengebige | Zum Weiterlesen
Graf Heinrich III. vom Sayn im Portal Rheinische Geschichte
Elisabeth und Sayn, auf der Website des Fürstenhauses

Stauferzeit
Friedrich Barbarossa und die Kölner Erzbischöfe | Herrscher, Minnesänger und Zisterzienser | Krieg um den Thron | Friedrich II. und die Herren vom Siebengebirge

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