Heiliges Römisches Reich, um 1140. Als erster Staufer regierte König Konrad III., doch im Reich schwelte ein Konflikt, denn die mächtigen Welfen fühlte sich bei der Königswahl übergangen.
Der Kölner Erzbischof bekommt ein weltliches Lehen
Eine zentrale Figur in unserer Region war Arnold II. von Wied (1151–1157), Kölner Erzbischof und Kanzler Konrads III. Ihm verdanken wir die Doppelkirche in Schwarzrheindorf. 1151 war es soweit: Im Kölner Dom verlieh König Konrad III. dem Kölner Erzbischof endgültig und in aller Form die rheinische Herzogswürde. Damit erhielt der Erzbischof auch weltliche Macht, er konnte Burgen bauen und seine regionale Herrschaft ausweiten.
Seine Autorität beruhte weniger auf klaren Grenzen, sondern auf den Lehnstreuen der lokalen Adelsfamilien. Dabei gab es oft Konflikte, wie 1152, als Arnold II. während einer Fehde mit den Grafen von Sayn deren Stammburg Sayn zerstörte. Wenn ein Erzbischof wie Arnold II. aus der Region kam, ist durchaus denkbar, dass er bei allem nicht nur die Interessen des Kölner Erzbistums, sondern auch die seiner Familie im Auge hatte.
Friedrich I. Barbarossa
1152 bestieg Konrads Neffe Friedrich I., bekannt als Barbarossa, den Thron. Sein Name – „Rotbart“ – wurde bald legendär.
Für viele verkörperte er das Ideal eines Kaisers, stand für Ritterlichkeit und wollte dem Kaisertum nach dem Investiturstreit und dem Scheitern des Zweiten Kreuzzugs neuen Glanz verleihen.
Kaiser und Papst
Die streitbaren Päpste des Hochmittelalters sahen das anders: Für sie war der Kaiser der Mond, der seinen Glanz von der Sonne, dem Papsttum erhielt. 80 Jahre zuvor hatte der Salier Heinrich IV. den „Gang nach Canossa“ antreten müssen.
Die veränderten Machtverhältnisse trafen Barbarossa mit voller Wucht. Mehrfach brachte ihn Papst Hadrian IV. zur Weißglut, um seine Kaiserkrone musste er in Rom regelrecht schachern, und dann wiegelte der Papst auch noch die Stadtrömer und die deutsche Geistlichkeit gegen ihn auf. Barbarossa langte es: „Das Reich ist heilig!“ donnerte er. In jenen Jahren entstand in den staufischen Kanzleien der Name „Sacrum Imperium“, Heiliges Reich.
Staufer und Welfen
Barbarossa, Sohn eines Staufers und einer Welfin, sollte Frieden zwischen den Familien stiften. Er versöhnte sich dann auch mit seinem welfischen Vetter Heinrich dem Löwen und übertrug ihm die Herzogtümer Sachsen und Bayern. Kein anderer Fürst im Reich hatte so viel Macht, dafür hielt er dem Kaiser den Rücken frei. Durch seine Ehe mit Mathilda Plantagenet 1165 wurde Heinrich Schwiegersohn des englischen Königs Heinrichs II.
Barbarossas Italienzüge
Barbarossa unternahm mehrere Feldzüge nach Italien, um die Kontrolle über die reichen norditalienischen Städte zu sichern. Oberitalien gehörte seit den Tagen Ottos des Großen zum Reich, und die lombardischen Städte waren reich. Doch inzwischen hatten die deutschen Herrscher im Kampf mit dem Papsttum viel Ansehen und Einfluss verloren. Die aufblühenden Städte hatten den Freiraum für sich genutzt, prägten ihre eigenen Münzen, forderten Zölle und Steuern nach eigenem Ermessen und für ihre Kassen, und Selbstverwaltung. Was Barbarossa für die Rechte des Reiches hielt, empfanden sie als Unrecht. Sie hatten sich alles selbst erarbeitet, durch Fleiß und Unternehmergeist, und nun kam der Kaiser von jenseits der Alpen mit seinem Heer über sie.
Kanzler und Erzbischof Rainald von Dassel
Barbarossas Kanzler war Rainald von Dassel (1159-67), Erzbischof von Köln. Er hatte seinen Aufstieg allein dem Kaiser zu verdanken und wurde sein engster Vertrauter, eine Verbindung zur Region oder zum Erzbistum hatte er vorher nicht. Rainald war in erster Linie des Reiches Kanzler, Barbarossas engster Vertrauter, und bestimmte dessen Politik entscheidend mit.
Dabei war Rainald eher ein Falke als eine Taube. Von ihm stammt der Ausdruck des sacrum imperium. Diesen verwandte er 1157 erstmals, auch um gegenüber dem Papst die kaiserliche Position zu betonen. Rainald übersetzte auf dem Hoftag von Besançon im Oktober 1157 den von Papst Hadrian IV. in einem Brief benutzten Begriff Beneficium als Lehen und nicht als Wohltat. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Kardinallegaten.
Als der nach dem Tod Hadrians IV. Papst wurde, setzten Rainald und Barbarossa einen Gegenpapst ein, und suchten Unterstützung für ihn bei anderen Fürsten. In diesem Zusammenhang steht auch Rainalds Reise nach England 1165, als die Ehe zwischen Mathilda und Heinrich dem Löwen vereinbart wurde.
Die Gebeine der Heiligen Drei Könige kommen nach Köln
Als Kanzler begleitete der Barbarossa auf seinen Italienfeldzügen. Der Kampf wurde auf beiden Seiten unerbittlich, ja grausam geführt. Barbarossa ließ sogar 1162 Mailand zerstören. Die wertvollen Mailänder Reliquien verteilte er an seine Bischöfe, die kostbarsten, die Gebeine der Heiligen Drei Könige, brachte Kanzler Rainald von Dassel 1164 als Kriegsbeute nach Köln.
Drei Jahre später zog Rainald wieder mit Barbarossa nach Italien. Vor Rom brach im kaiserlichen Lager eine verheerende Seuche aus, und Erzbischof Rainald erlag ihr im August 1167. Nun trat sein Vertrauter und Mitstreiter Philipp von Heinsberg die Nachfolge als Kölner Erzbischof und Reichskanzler an.
Die Grafen von Berg
Die Berger waren eine mächtige Familie im Norden unserer Region. Sie hatten bereits zwei Kölner Erzbischöfe gestellt und strebten auch weiter dieses Amt an. In den 1160er Jahren hatten sie sich in eine rheinische und eine westfälische Linie, die von Altena, geteilt. Als der amtierende Graf Engelbert I., gut bekannt mit Kaiser Barbarossa, 1174 Burg Windeck als Lehen erhielt, konnten die Berger an der mittleren Sieg Fuß fassen. Zudem hatte er einen Feste gegen seine Konkurrenten, die Grafen von Sayn. Als Siegburger Vögte unterstand ihnen auch die Siegburger Propstei in Oberpleis.
Erzbischof Philipp von Heinsberg
Anders als sein Vorgänger Rainald stammte Philipp aus rheinischem Adel und war fest entschlossen, die Macht und den Einfluss des Erzbistums. Wo der Erzbischof aber seine Macht ausdehnt, muss ein anderer zurückweichen.
Dann nahm Philipp Westfalen ins Visier, und das gehörte einem mächtigen Nachbarn, nämlich Heinrich dem Löwen, dem mächtigen Herzog von Sachsen und Bayern.
Der Sturz Heinrichs des Löwen
Heinrich der Löwe war der nach dem Kaiser mächtigste Mann in Deutschland, und so trat er auch auf. Das schürte Unmut und Neid bei den anderen Fürsten. Als Barbarossa 1176 erneut gegen die oberitalienischen Städte gezogen war, hatte ihm der Löwe die Gefolgschaft verweigert. Der Kaiser hatte eine schwere Niederlage erlitten, Frieden schließen und den ihm verhassten Alexander III. als Papst anerkennen müssen.
Doch Heinrich der Löwe hatte den Bogen überspannt. Über ihn wurde die Reichsacht verhängt, Kaiser und Fürsten gingen mit Waffengewalt gegen ihn vor, allen voran der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg. Schließlich verlor er all seinen Besitz bis auf Braunschweig und Lübeck, und wurde für drei Jahre verbannt. Er ging mit seiner Familie an den Hof seines englischen Schwiegervaters Heinrich II.
Die zweite Herzogswürde für den Erzbischof
Am meisten profitierte der Kölner Erzbischof vom Sturz Heinrichs des Löwen. Mit der Gelnhäuser Urkunde vom 13. April 1180 bekam er Westfalen als zweites Herzogtum übertragen. Nun war er der mächtigste Mann nach dem Kaiser.
In der Region gelang es Erzbischof Philipp, sein Territorium gezielt auszubauen und zu festigen. Für sehr viel Geld kaufte er Burgen, Gehöfte und befestigten Plätzen, und erwarb er auch die zugehörigen Rechtstitel. Eigener Besitz bedeutete eigene Macht, und damit eine ungleich stärkere Stellung als ein Lehnsmann sie hatte.
„Vom Kölner Pfaffen gezwungen ..“ der Erzbischof überzieht
Philipps Macht weckte auch den Argwohn des Kaisers und der anderen Fürsten. Vieles kam zusammen. Der Kaiser verübelte dem Erzbischof, dass er ihn wegen Heinrich dem Löwen so unter Druck gesetzt hatte, ihm praktisch sein Vorgehen diktiert hatte. Die Missstimmung konnte man greifen. Fast hätte der Erzbischof wegen eines Rangstreits schon das Mainzer Hoffest 1184 unter Protest verlassen. Dann wandte sich Friedrich Barbarossa weg von dem Bündnis mit England und hin zu König Philipp II. August von Frankreich. Dem Erzbischof und seiner Stadt Köln hingegen lag an guten und profitbringenden Handelsbeziehungen zu England.
Als Philipp im März 1187 nach Köln einlud, folgten 4.000 Ritter dem Ruf. Aus Sicht des Kaisers machte der Erzbischof mobil, deshalb zog er im Juni 1187 mit einem Heer gegen Köln. Verhandlungen scheiterten. Schließlich erklärte Barbarossa am Weihnachtstag 1187 von Trier aus, „er werde in seinem vorgerückten Alter vom Kölner Pfaffen gezwungen, ein Heer zu sammeln und gegen seinen Willen einen Teil des Reichs zu verwüsten“. Wir wissen nicht, ob es wirklich dazu kam, hoffentlich nicht. Letztendlich behielt der Kaiser die Oberhand, Erzbischof Philipp unterwarf sich im März 1188.
In unserer Region
Die folgende tabellarische Übersicht bietet Ihnen einen kompakten Überblick. Wenn Sie die Zeit der Burgen aus der Perspektive ihrer einstigen Bewohner erleben möchten, sei Ihnen das Kapitel Die Herren vom Siebengebirge ans Herz gelegt.
1139 | In unser Region waren die Kölner Erzbischöfe vorherrschend. Seit 1118 stand ihre Burg auf dem Berg Wolkenburg;, die erste Burg im Siebengebirge. Doch die Grafen von Sayn und die Grafen von Berg machten dem Erzbistum die Vorherrschaft zunehmend streitig. Grafen von Sayn belagerten sogar die Grafschaft Bonn belagert. |
1147 | Baubeginn unter dem Kölner Erzbischof Arnold I. von Merxheim. |
1149 | Der Erzbischof übertrug die Burg dem Propst des Bonner St. Cassiusstifts, Gerhard von Are |
1167 | Burg Drachenfels ist fertiggestellt. |
1176 | Zur Verwaltung der Burg Drachenfels setzte das St. Cassiusstift Ministerialen ein, Diese Personengruppe treffen wir seit Barbarossas Zeit im Stauferreich an, sie übernahmen Verwaltungsaufgaben und leisteten ebenso Kriegsdienst. Auf Burg Drachenfels ist als erster Godart genannt, der Zusatz „vom Drachenfels“ bezeichnet den Dienstort. | 1170er | In der zweiten Generation hatten die Grafen von Sayn aus dem Westerwald im Bonner Raum und an der Sieg viel Einfluss gewonnen. Graf Heinrich II. heiratete Agnes von Saffenberg, die Tochter einer bedeutende Familie am Niederrhein; sie brachte auch das Löwenburger Land in die Ehe ein. Er bekam wichtige Bonner Vogteien übertragen und wurde nach dem Tod seines Schwiegervaters 1174 Kölner Domvogt. |
um 1189 | Vielleicht lässt er schon in diesen Jahren die Löwenburg bauen, als saynische Grenzfeste. |
1181 | Burg Blankenberg oberhalb der Sieg steht. |
1189 | Erzbischof Philipp von Heinsberg ruft Zisterzienser ins Siebengebirge. Mönche aus Himmerod beziehen den Stromberg, den heutigen Petersberg. |
Barbarossa und die Kölner Erzbischöfe | Zum Weiterlesen
Philipp von Heinsberg im Portal Rheinische Geschichte
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