Erster Weltkrieg

Erster Weltkrieg, die Stimmung kippt gegen den Kaiser
Die Stimmung kippt gegen den Kaiser

Kriegsjahr 1918

Frieden und Brot! Generalstreiks

Im Januar 1918 kam es erstmals seit Kriegsbeginn in vielen Städten zu einem politischen Massenstreik für die Beendigung des Krieges, für einen Verständigungsfrieden und die grundlegende Demokratisierung des Reiches. Allein in Berlin streikten rund 500.000 Menschen. Die Revolutionären Obleute in den Betrieben standen überwiegend der USPD nah. Um ihren eigenen Einfluss auf die Arbeiter zu wahren, trat die SPD in Berlin in die Streikleitung ein – aus Sicht der anderen Reichstagsparteien war das Verrat. Erst als die Regierung den verschärften Belagerungszustand über Berlin verhängte, die Großbetriebe militärischer Kontrolle unterstellte und mit Verhaftung oder Einberufung drohte, wurden die Streiks abgebrochen.

Die letzten Offensiven

Seit sich die Amerikaner am Krieg beteiligten, konnten die Alliierten mit ihrer Unterstützung neue Offensiven beginnen. Sie sollten die Entscheidung bringen. In der Champagne und in Flandern entwickelten sich Materialschlachten, wie man sie bisher nicht gekannt hatte.

An der Ostfront hatte Lenin bereits am 8. November 1917 Frieden angeboten, doch zunächst waren die Kämpfe weitergegangen. Im März 1918 wurde dann der sehr harte Frieden von Brest-Litowsk unterschrieben. Nun hofften Hindenburg und Ludendorff, mit den im Osten frei gewordenen Divisionen den Sieg an der Westfront zu schaffen, bevor die amerikanischen Truppen eingreifen konnten. Verhandlungen auf der Basis von Wilsons 14 Punkten lehnten sie entschieden ab. Ein letzter, alle Kräfte einsetzender Angriff sollte die Front der Gegner durchbrechen und die Entscheidung bringen.

Doch die Amerikaner trafen schneller in Europa ein als erwartet. Ihre Verstärkung und die neue Panzer brachten die Entscheidung für die Alliierten; die deutsche Front muss zurückgenommen werden. Ab Mitte August war die Lage hoffnungslos.

Waffenstillstandsgesuch

Anfang Oktober bat das Deutsche Reich um Waffenstillstand, auf der Basis der 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson. Gut einen Monat waren Noten hin und her gegangen. Wilson verlangte die Räumung der besetzten Gebiete und die Einstellung des U-Boot-Krieges; zudem würde er „mit den militärischen Beherrschern und monarchistischen Autokraten“ nicht verhandeln.

Daher sollte ein demokratischer Politiker Deutschland vertreten, Matthias Erzberger vom Zentrum. Es war eine sehr schwere Aufgabe, denn ganze Regionen im Nordosten Frankreichs und Belgiens waren zerstört und durch Minen und Giftgas auf Jahre hin eine lebensfeindliche Umgebung geworden. Noch im Rückzug hatten die deutschen Truppenführer angeordnet, alles nieder zu brennen.

All dies war der Obersten Heeresleitung unter Ludendorff und Hindenburg wohl bewusst. Für die bitteren Folgen der Niederlage sollten nicht die Generäle des Kaisers. sondern die demokratischen Politiker geradestehen. „Sollen sie doch die Suppe auslöffeln, die sie uns eingebrockt haben“, so Ludendorffs zynischer Kommentar.

Parlamentarische Monarchie

Kaiser Wilhelm II. ernannte den als liberal geltenden Prinz Max von Baden zum Reichskanzler. Der Prinz rief Vertreter der Mehrheits-Sozialdemokraten und Zentrumspolitiker in sein Kabinett. Eilig änderte man Ende Oktober die Verfassung. Nun war der Kanzler nicht mehr dem Kaiser, sondern dem Parlament verantwortlich. Deutschland war eine parlamentarische Monarchie.

Der Kaiser selbst hatte Berlin verlassen. Nun saß er im Hauptquartier der Obersten Heeresleitung im belgischen Spa und hoffte, dass er bald mit seinen Truppen in Berlin einmarschieren konnte, doch er verkannte die Lage völlig.

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