Nach dem Tod des letzten Kaisers aus dem Haus Luxemburg, Sigismund, im Jahr 1437 übernahmen die Habsburger die Kontrolle über das Heilige Römische Reich. Sie sollten die politische und kulturelle Landschaft Europas für Jahrhunderte prägen.
Wien als Residenzstadt
Die Habsburger, die bereits seit dem 13. Jahrhundert die österreichischen Herzogtümer regierten, machten Wien zu ihrer zentralen Residenz. Unter der Herrschaft von Friedrich III. (1440–1493) und seinem Sohn Maximilian I. (1493–1519) wuchs Wien zu einem bedeutenden Machtzentrum. Der Ausbau des Stephansdoms, besonders der markante Südturm, dessen Bau 1433 begann, prägte das Stadtbild und symbolisierte den Aufstieg der Stadt. Wien wurde auch durch verstärkte Befestigungsanlagen gesichert, um es vor den expandierenden Osmanen zu schützen.
Konstantinopel fällt an die Osmanen
1453 eroberten die Osmanen unter Sultan Mehmed II. Konstantinopel, das Byzanz. Ungarn wurde zur letzten Verteidigungslinie zwischen dem Osmanischen und dem Heiligen Römischen Reich. In dieser Zeit kam auch die Bezeichnung „Heiliges Römisches Reich deutscher Nation“ auf und wurde ab 1474 offiziell verwendet. Viele byzantinische Gelehrte flohen vor den Osmanen nach Westeuropa, was das Wissen der Antike und die byzantinischen Traditionen in den Westen brachte und den Humanismus sowie die aufkommende Renaissance beflügelte.
Zwischen Stagnation und Erfolg: Friedrich III.
Friedrich III. wird oft als schwacher Kaiser gesehen, der in seiner Regierungszeit kaum in der Lage war, das von Fehdewesen und Raubrittertum zerrüttete Reich zu befrieden. Dennoch war er als Habsburger außerordentlich erfolgreich, wenn auch auf unkonventionelle Weise: Durch kluge Heiratspolitik und geduldiges Taktieren überlebte er seine Rivalen und erweiterte das habsburgische Erbe. Berühmt wurde er auch für das geheimnisvolle Kürzel „AEIOU“, das er häufig verwendete und das „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ symbolisieren könnte – ein Ausdruck seines universalen Herrschaftsanspruchs.
Schuldner gegen Gläubiger im Erzbistum Köln
Unter Erzbischof Dietrich von Moers war das Kölner Erzbistum in eine tiefe finanzielle Krise gestürzt. Viele Ländereien und Burgen, darunter die 1423 die Wolkenburg, waren verpfändet worden.
Sein Nachfolger Ruprecht von der Pfalz versuchte, diese Gebiete mit Gewalt wieder an sich zu bringen. Dabei unterstützten ihn Soldaten seines Bruders, des Kurfürsten von der Pfalz, genannt die „Böcke“. Daraufhin schlossen sich auch die Pfandherrn zusammen und bildeten eine Truppe, die sich „Wölfe“ nannte. Einer ihrer Anführer war Claus vom Drachenfels, der Neffe des amtierenden Burggrafen. Erst im Januar 1469, und auch nur unter schweren Auflagen, kam es zu einer Aussöhnung.
Doch die finanzielle Lage des Erzbistums Köln blieb dramatisch. Das Domkapitel ernannte einen Administrator, Hermann von Hessen, und versprach, ihn nach Abdankung Ruprechts zum Erzbischof zu erheben. Bald darauf standen sich zwei verfeindete Parteien gegenüber. Vermittlungsversuche des Papstes und der Kaisers scheiterten. Als das Domkapitel Ruprecht zur Abdankung drängte, rief der Karl den Kühnen, den mächtigen Herzog von Burgund, zu Hilfe.
Neußer Krieg (1474/75)
Karl der Kühne wollte sein Gebiet mit Gewalt erweitern und war deshalb ein Feind des Kaisers, außerdem verbot er eine Ehe seiner Tochter Maria mit dem Kaisersohn Maximilian.
Im Juli 1474 belagerte er mit seinem Heer Neuss. Der Kaiser rief ein riesiges Reichsheer nach Koblenz zusammen und zog in Richtung Neuss. Als sie vor der befestigten Stadt Linz standen, entschied der Kaiser, zunächst die kleinen Orte in der Umgebung einzunehmen. Auch Königswinter mit den Burgen Drachenfels und Wolkenburg ergab sich 1475. Als Friedrich III. sich Ende Mai 1475 Neuss näherte, zog Karl der Kühne ab.
Maximilian I.
Zwei Jahre nach dem Neußer Krieg wurde Karl der Kühne im Kampf getötet. Nun konnten Maximilian und Maria heiraten. Es war nicht nur eine Liebesheirat, sondern auch eine vorteilhafte, denn sie brachte die reichen Länder Burgunds, die Niederlande, Belgien und Südostfrankreich, in die Ehe ein. Beide Kinder von Maximilian und Maria heirateten ins spanische Königshaus; Ehen ins jagiellonische Königshaus brachten Habsburg die Kronen von Ungarn und Böhmen ein
Nach dem Tod seines Vaters Friedrich III. wurde Maximilian (1493-1519) König. Er übernahm ein zerrüttetes Reich, das durch Fehdewesen und Raubrittertum heimgesucht wurde. Auf einem Reichstag zu Worms 1495 wurde eine umfassende Reichsreform verabschiedet, die eine reichsweite Steuer und einen Ewigen Landfrieden vorsah. Diese Maßnahmen sollten das Reich stabilisieren, doch die tiefen strukturellen Probleme blieben bestehen.
Am Beginn der Neuzeit
Maximilian lebte in der Zeit des Übergangs zur Neuzeit. Die Entdeckungsreisen von Seefahrern wie Christoph Kolumbus und Vasco da Gama öffneten Europa neue Handelswege nach Afrika, Asien und Amerika; Kaufleute und Banker wie die Familie Fugger in Augsburg machten ein Vermögen. Die Ideen des Humanismus verbreiteten sich in Europa, und in den Stadtstaaten Norditaliens blühte die Kunst der Renaissance: Botticelli, Michelangelo und Leonardo da Vinci inspirierten Albrecht Dürer.
Der Kaiser selbst, hoch gebildet und ein Freund des Humanismus und der Renaissance, symbolisiert den Umbruch. Als „letzter Ritter“ liebte er das burgundische Rittertum. Doch die Zeit der Ritter und der Burgen war vorbei, Artillerie und Schusswaffen hatten längst ihren Siegeszug angetreten. Als „Freund der Landsknechte“ übte Maximilian oft und gerne mit den neuen Infanterie-Soldaten, und stundenlang konnte er beim Gießen einer Kanone zusehen.
Mit seinem Tod 1519 ging eine Ära zu Ende, doch die Habsburger, durch Maximilians kluge Politik gestärkt, sollten noch über Jahrhunderte das Schicksal Europas bestimmen.
In unserer Region
Die folgende tabellarische Übersicht bietet Ihnen einen kompakten Überblick. Wenn Sie die Zeit der Burgen aus der Perspektive ihrer einstigen Bewohner erleben möchten, sei Ihnen das Kapitel Die Herren vom Siebengebirge ans Herz gelegt.
1484 | Das Spätmittelalter hindurch hatte es immer wieder Erbstreitigkeiten um die Löwenburg und das umgebende Land Löwenberg gegeben, die oft genug mit Waffengewalt ausgetragen wurden. Schließlich heiratete Herzog Wilhelm von Berg, der mächtigste Fürst in unserer Region, eine der Erbinnen und suchte eine gütliche Einigung mit dem Rest der Familie. So kam das Land Löwenberg 1484 endgültig zu Berg und wurde zum „Amt Löwenberg“. |
1493 | In der Familie der Drachenfelser schwelte seit Jahrzehnten ein Konflikt um das Erbe. Als Claus 1493 nach längerer Abwesenheit zurückkehrte und Einlass verlangte, kam es zum Streit – kurz darauf war Claus tot. Über den Tathergang gibt es verschiedene Darstellungen. Es heißt, Heinrich habe mit seinen Knechten seinen Vetter niedergeknüppelt. Andere Darstellungen rechtfertigen zwar die Tat nicht, zeichnen aber ein schlechtes Bild von Claus. Am vermutlichen Tatort vor der Nibelungenhalle steht heute ein Kreuz. Der Kölner Erzbischof Hermann von Hessen unternahm eine Strafexpedition gegen Heinrich und seine Brüder, die der Mittäterschaft verdächtigt wurden. Heinrich floh außer Landes, während Johann und Godart kapitulierten. Das anschließende Verfahren durch das Domkapitel zog sich über Jahre hin. |
Die Zeit der Habsburger – Familienkonflikt am Drachenfels | Zum Weiterlesen
Kölner Brauerei-Verband, Als Kaiser Maximilian I. bei den Kölner Brauern versackte
Spätmittelalter
Zwischen Thronkrieg und dem Aufstieg der Habsburger | Die Zeit der Luxemburger | Magdalenenflut 1342 | Die Zeit der Habsburger
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