Nach vielen Kämpfen stand Johann I. von der Löwenburg auf seiner Burg und blickte hinab. Eine Fahne mit seinem Wappen wehte im Wind. „Vielleicht wird unser Wappen, das der Herren von Löwenburg, noch weit über unsere Zeit hinaus Bedeutung haben“, hoffte er. Heute ist es das Wappen der Stadt Bad Honnef.
Johann I.
1268/69 fiel die Löwenburg vollständig an die Sponheimer, und Heinrich I. von Sponheim nannte sich fortan Herr von Löwenburg. Durch seine Ehe mit Agnes, der Erbtochter von Heinsberg, konnten er und seine Söhne auch den Titel Herren von Heinsberg führen. Die Herrschaft Heinsberg umfasste damals nicht nur die Stadt Heinsberg und deren Umgebung, sondern auch Gebiete im heutigen Holland.
Nach Heinrichs Tod 1269 ging die Löwenburg zunächst an seinen ältesten Sohn, Dietrich II. von Heinsberg, und zwei Jahre später an den jüngeren Bruder Johann I. Um 1270 erschien Johann I. im Siebengebirge, um die Löwenburg zu übernehmen, wurde jedoch vom Burggrafen von der Wolkenburg, einem Deutschordensritter aus Ramersdorf und einem Kölner Ministerialen vertrieben.
Burg Reitersdorf
Um 1270 ließ Johann I. am Rheinufer die kleine Burg Reitersdorf errichten. Ob sie die Löwenburg ersetzen oder als zusätzliche Burg dienen sollte, bleibt unklar. Über diese von Wirren und bewaffneten Auseinandersetzungen geprägten Jahre wissen wir wenig. Klar ist, dass Johann I. zur Sicherung seiner Macht nicht zimperlich war, ebenso wenig wie seine Gegner. Wir kommen auf Burg Reitersdorf noch zurück.
Neubau Löwenburg
Erst als der Kölner Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg (1261–1274) den Streit schlichtete, konnte Johann I. die Löwenburg beziehen. Er nannte sich nun zu Recht Herr von Löwenberg. Unter ihm und seinem ältesten Sohn Heinrich I. wurde die Grenzfeste aus saynischer Zeit ausgebaut und zum Herrschaftszentrum der Herren von Löwenberg. Die heutige Ruine zeugt von dieser Zeit, nur die Zwingermauer entstand später.
Das Kerngebiet des Landes Löwenberg lag um Honnef, doch der Besitz erstreckte sich weit darüber hinaus und grenzte an Gebiete der Kölner Erzbischöfe und der Grafen von Berg.
Worringen und die Folgen
Der Frieden zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Grafen von Berg endete mit dem Tod der Schwäger Adolf IV. von Berg und Konrad von Hochstaden. Graf Adolf V. von Berg (1259–1296) wurde ein erbitterter Gegner des Erzbischofs.
Die Rivalität eskalierte in der Schlacht von Worringen. Der Streit um die Grafschaft Limburg hatte sich zu einem größeren regionalen Konflikt ausgeweitet. Gegenüber standen sich u.a. Graf Adolf V. von Berg mit seinen Verbündeten, den Kölner Bürgern und dem mächtigen Herzog von Brabant. Auf der Gegenseite der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg mit seinen Verbündeten.
Als Kölner Lehnsleute kämpften die Grafen vom Siebengebirge an der Seite des Erzbischofs. In der blutigen Schlacht von Worringen am 5. Juni 1288 erlitten sie eine verheerende Niederlage. Der Erzbischof geriet in die Gefangenschaft des Grafen von Berg und wurde ein Jahr lang auf Schloss Burg festgehalten, bis er im Juli 1289 freikam. Er musste die Bedingungen der Sieger hinnehmen.
Johann I. von der Löwenburg geriet in die Gefangenschaft des Grafen Gerhard von Jülich, einem erbitterten Gegner des Kölner Erzbischofs. Er tat ihm seine Burg Reitersdorf ab. Es bleibt unklar, ob er dies unter Zwang tat oder ins Jülicher Lager wechselte und fortan gegen den Erzbischof stand.
Ausbau von Reitersdorf
Graf Gerhard ließ Reitersdorf zu einer wehrhaften kleinen Burg ausbauen, eine Wasserburg mit starken Mauern, Ecktürmen und einer Vorburg mit einer Zugbrücke zwischen Vorburg und Kernburg. Dem besiegten Kölner Erzbischof muss sie ein Dorn im Auge gewesen sein.
Prozess in Bonn
Schon im Januar 1290 hatte der Papst den Erzbischof und seine Verbündeten von ihren unter Zwang abgegebenen Erklärungen entbunden. Im Juli 1290 fand im Bonner Münster ein Prozess statt, in dem Erzbischof Siegfried von Westerburg die Stadt Köln verklagte. Johann I. von der Löwenburg wurde als Zeuge geladen. Doch unabhängig vom Ausgang des Prozesses hatte sich durch die Schlacht von Worringen die Macht im Rheinland verschoben. Die Kölner Erzbischöfe hatten an Einfluss verloren, während die Herzogtümer Jülich und Berg an Macht gewannen. Köln war nun eine freie Reichsstadt.
Kurfürstenkrieg
Die erbitterte Feindschaft ging auch nach der Schlacht von Worringen weiter. 1292 geriet Graf Adolf V. von Berg durch eine List in die Gefangenschaft des Erzbischofs Siegfried und starb 1296 in Haft. Siegfried überlebte ihn nicht lange. Sein Nachfolger, Wigbolt von Holte, versuchte, die Folgen der Niederlage zu revidieren. Johann I. von Löwenburg, ob freiwillig oder unfreiwillig Jülicher Lehnsmann, fand sich immer wieder in schwierigen politischen Situationen wieder, die auch seine Familie spalteten.
1301 geriet König Albrecht I. von Habsburg (1298-1308) mit den rheinischen Kurfürsten aneinander. Um ihre Macht zu brechen, verbot er ihre Rheinzölle und verbündete sich mit alten Gegnern des Kölner Erzbischofs, den Grafen von Jülich, Berg und Kleve. Was als Zollkrieg begann, führte bald zu bewaffneten Auseinandersetzungen.
Truppen des Erzbischofs brandschatzten Johanns Gebiet. Auch Johanns Sohn Heinrich stand gegen den Vater im Kölner Lager. Am Ende setzte sich Albrecht durch, der Erzbischof musste aufgeben und die Zollerhebungsstelle Bonn schließen. Vater und Sohn versöhnten sich noch im gleichen Jahr, doch Heinrich blieb im Kölner Lager.
Der Thronkrieg spaltet die Löwenberger
Johann I. verstarb 1306. Aus seinen zwei Ehen hatte er Söhne: Heinrich I. folgte ihm auf der Löwenburg, während Johann II. aus der zweiten Ehe Burg Reitersdorf erhielt. Heinrich stand auf der Seite des Erzbischofs, Johann II. im Jülicher Einflussbereich. Die Brüder waren einander wohl nicht wohlgesonnen.
Nach dem überraschenden Tod von König Heinrich VII. von Luxemburg 1313 kam es zu einer Doppelwahl: Die eine Partei wählte Ludwig IV. „den Bayern“, die Kölner Partei Friedrich „den Schönen“ von Österreich. Dies spaltete auch die Familie der Löwenberger. Heinrich unterstützte den Erzbischof, Johann II. stand als Lehnsmann des Grafen von Jülich auf der Seite Ludwigs. Die Fronten verhärteten sich, und schließelich griffen beide Seiten zu den Waffen.
Burg Reitersdorf wird zerstört
Wieder wurde unsere Region durch einen Krieg verheert, Höfe und Häuser des Gegners wurden zerstört. Dass man den Menschen ihre Lebensgrundlage nahm, kümmerte wenig. Um 1317 wurde die Burg Reitersdorf zerstört und auf Geheiß des Kölner Erzbischofs vollständig geschleift. Erst zehn Jahre später versöhnten sich die Löwenberger Brüder.
Die Löwenburg als Lehen
Vielleicht nicht wirklich. Die folgenden Jahre sind unklar. Heinrich I. diente dem Kölner Erzbischof im Herzogtum Westfalen und sorgte für Landfrieden. Als 1337 der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich ausbrach, zog er für Heinsberg auf englischer Seite in den Krieg. Von Johann II. wissen wir wenig.
Heinrich I. von Löwenberg hatte keine ehelichen Erben. 1338 übertrugen er und seine Ehefrau die Löwenburg dem einflussreichen Grafen Dietrich III. von Loon und Chiny, Herr von Heinsberg und Blankenberg, zu Lehen.
Im Dezember 1343 verstarb Heinrich I. von Löwenberg. Er und seine Ehefrau wurden in der Abteikirche von Heisterbach beigesetzt. Seine Grabplatte mit seiner Ehefrau Agnes von Cuyk sind noch heute in der Zehntscheune der Abtei zu sehen.
Nach Heinrichs Tod trat sein Neffe Heinrich II. das Erbe an, fiel jedoch drei Jahre später in einer Schlacht. Bald darauf starb auch sein kleiner Sohn, und das Geschlecht der Löwenberger erlosch.
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