Das Sayner Grafenpaar

Burg Blankenberg, um 1250, Hennef-Blankenberg
Burg Blankenberg, um 1250, Hennef-Blankenberg

Gräfin Mechthild von Sayn las in einem kostbaren Manuskript. Es war eine Abschrift der Vita der Heiligen Elisabeth, verfasst von Caesarius von Heisterbach. Mechthild und ihr Gatte waren mit ihr befreundet, und auch dem Kloster Heisterbach waren sie sehr verbunden.

 In Gedanken zog ihr gemeinsames Leben an ihr vorbei.

Regionalfürsten und Stifter

Mechthild von Sayn

Damals, kurz vor 1215, hatte die Ehe zwischen ihr und dem jungen Grafen Heinrich III. von Sayn eine fürchterliche Fehde zwischen den Bayern und den Landsbergern beendet. Sie war eine Enkelin des Thüringer Landgrafen und hatte den umfangreichen Besitz der Thüringer Landgrafen im Westerwald in die Ehe eingebracht. Für Graf Heinrich III. bedeutete ihre Ehe den Aufstieg in den Hochadel.

Bald darauf, 1217/18, zog Graf Heinrich III. mit anderen niederländischen, flämischen, friesischen und deutschen Kreuzfahrer gegen das ägyptische Damiette, auch Graf Adolf III. von Berg war dabei. Über Monate hörte man in der Heimat nichts, dann kamen schlimme Nachrichten: Graf Adolf war am 7. August 1218 an einer Seuche gestorben. Graf Heinrich III. war um  1220 wieder zurück, und entging der endgültigen Niederlage der Kreuzfahrer.

Gemeinsam stifteten Mechthild und Heinrich III. von Sayn zahlreiche Klöster, darunter vermutlich auch die Kommende des Deutschen Ordens in Ramersdorf. Ihre Hauptsitze waren Burg Blankenberg, die Stammburg Sayn und der Sayner Hof in Köln. Auf Burg Löwenburg sind sie nicht nachgewiesen; freilich war die Löwenburg damals eine kleine Grenzfeste und keine Residenz für ein hochadeliges Paar.

Verbundenheit mit Heisterbach

Beide waren der Abtei Heisterbach sehr verbunden. Mechthilds Mutter wurde dort begraben. Als die Heisterbacher Neugründung Marienstatt im Westerwald in große Schwierigkeiten geriet, schenkte das Sayner Grafenpaar ihnen im Februar 1222 Besitzungen an der Nister und unterstützte später großzügig den Bau der Abteikirche. Diese Unterstützung war auch für den Grafen von Vorteil, da sein Herrschaftsgebiet zwischen Lahn und Sieg aus verstreuten Besitztümern bestand und es hilfreich war, überall Wohlgesonnene zu haben. Graf Heinrich III. von Sayn war nun ein mächtiger und geachteter Mann. Der Kölner Erzbischof Heinrich von Müllenark war sein Vetter, und Heinrich griff oft diplomatisch und militärisch zu dessen Gunsten ein.

Die Inquisition – eine tödliche Gefahr

Im Heiligen Römischen Reich ging die Kirche mit aller Entschiedenheit gegen „Ketzer“ vor. Auch die Staatsmacht griff durch. Friedrich II. sah seine Ordnung und die Autorität seiner Staatsregierung gefährdet und betrachtete Ketzerei als Majestätsverbrechen, das mit dem Tod bestraft wurde. Papst Gregor IX. übertrug die Ketzerbekämpfung dem Magister Konrad von Marburg, dem ehemaligen Beichtvater der Landgräfin Elisabeth von Thüringen. 

Die Anklage gegen den Grafen

Im Jahr 1233 klagte Konrad den Grafen Heinrich III. von Sayn an, was einem Todesurteil gleichkam. Der Inquisitor kannte den Grafen wohl persönlich, und der wahre Grund für die Anklage könnte Heinrichs Besitz oder Nutzung von volkssprachlichen Bibelübersetzungen oder Weltchroniken gewesen sein. Dem Dichter Eil­hart von Ober­g ist er vermutlich am Hof Kai­ser Ot­tos IV. begegnet, später erwähnt der Sänger Rein­mar von Zwe­ter den Grafen namentlich.

Möglicherweise hegte Konrad einen tödlichen Hass gegen den Grafen, denn das Sayner Grafenpaar war mit Elisabeth von Thüringen eng befreundet. Mechthild und Elisabeth kannten sich aus ihrer Kindheit am Thüringer Hof, und Elisabeth wird sie in Sayn besucht haben.

Doch dem mächtigen Grafen gelang es, seinen Fall der Gerichtsbarkeit Konrads entziehen und vor ein weltliches Gericht bringen. Dieses sprach ihn schließlich frei. Seine herausgehobene Stellung und sein Ansehen haben ihn wohl gerettet. Als Konrad einen Kreuzzug gegen Heinrichs Mitangeklagte predigte, wurde er von niederen Vasallen Heinrichs erschlagen. Heinrich III. unternahm noch 1233 eine Bußwallfahrt ins Preußenland.

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Elisabeth

Ob Graf Heinrich III. von Sayn bei der Erhebung der Gebeine der Heiligen Elisabeth 1236 in Marburg anwesend war, bleibt ungewiss. Diese pompöse Formulierung steht für die Exhumierung und Entnahme von Reliquien, also Körperteilen der Verstorbenen. Damit wurde der Heiligsprechungsprozess abgeschlossen und Marburg zu einem Wallfahrtsort.

Auch Kaiser Friedrich II. war zugegen. Ein Jahr zuvor hatte ihn die Revolte seine Sohnes und die englische Hochzeit noch einmal über die Alpen geführt (mehr dazu im Beitrag „Der ferne Kaiser“ ). Es gibt keinen direkten Nachweis für Heinrichs Anwesenheit, doch es ist gut denkbar, da er in diesen Jahren auf vielen Hoftagen Friedrichs II. bezeugt ist. 

Elisabeth von Thüringen war bereits im Mai 1235 heiliggesprochen worden. Auf Bitten des Marburger Deutschordenshauses schrieb Caesarius 1236/37 eine Lebensgeschichte der Heiligen. Seine Vita über Elisabeth ist so wertvoll, da Caesarius ein Zeitgenosse Elisabeths war, ein anerkannter und für seine Wahrheitsliebe bekannter Schriftsteller. Zudem spürt man seine persönliche Verehrung für Elisabeth und seine Bemühungen, ihre Tugenden und Wunder für die Nachwelt festzuhalten.

Blankenberg

1238 verstarb der Kölner Erzbischof Heinrich von Müllenarck, Heinrichs Vetter. Sein Nachfolger wurde Konrad von Hochstaden, ein machthungriger Mann. Sofort kam es zu einem bewaffneten Konflikt mit Graf Heinrich, bei dem der Erzbischof wohl auch saynisches Gebiet bedrohte.  

Ein Jahr später, als Papst Gregor IX. den Kaiser erneut bannte, stellte er sich offen auf die Seite des Papstes. Am Niederrhein führte das zu einer heftigen Fehde zwischen dem Erzbischof und den Anhängern des Kaisers, in die auch Graf Heinrich III. verwickelt war. Dem Erzbischof gelang es, eine strategische Allianz zu schmieden. 1240 verheiratete er seine Schwester in die Berger Grafenfamilie, und Graf Adolf IV. von Berg schloss sich ihm auch politisch an.

Schließlich normalisierte sich das Verhältnis.  Graf Heinrich III. von Sayn bemühte sich in seinen letzten Jahren um Frieden im Rheinland. Burg Blankenberg war das Zentrum seiner Herrschaft. Die strategische Lage auf einem Bergsporn über dem Siegtal machte die Burg zu einer wichtigen Befestigungsanlage. Um die Burg herum entwickelte sich schnell eine Siedlung. 1245 verliehen Heinrich III. und Mechthild von Sayn Blankenberg die Stadtrechte.

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