Die Großen Europas schachern
Über die Neugestaltung Europas sollte ein Kongress aller beteiligten Mächte entscheiden, zu dem der österreichische Staatskanzler Metternich geladen hatte.
Vom 18. September 1814 bis 9. Juni 1815 tagten die Staatsmänner Europas im Palais am Ballhausplatz in Wien. Österreich wurde durch Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich vertreten, Preußen durch Minister Hardenberg, Russland durch Zar Alexander I. selbst. Nun schacherten die Großen Europas um die Gebiete, als gäbe es kein Selbstbestimmungsrecht der Völker.
Die alten Differenzen und Eifersüchteleien brachen wieder aus. Das spielte dem Vertreter Frankreichs, Talleyrand, in die Hände. Er war ein überaus geschickter Diplomat, der schon unter dem Ancien Régime, der Revolution und Napoleon seinen Einfluss zu wahren gewusst hatte. Der Kongress drohte zu platzen, Preußen machte mobil, fast alle anderen Staaten schlossen ein Bündnis gegen Preußen und Russland. Das geschlagene Frankreich hingegen war wieder ein gefragter Bündnispartner.
Napoleons 100 Tage
Doch dann erreichte eine alarmierende Nachricht den Kongress: Am 1. März 1815 war Napoleon mit einigen Hundert Mann in Südfrankreich gelandet. Viele Menschen jubelten ihm zu und Truppen, die ihn bekämpfen sollten, liefen zu ihm über. Die Alliierten waren aber keinesfalls bereit, eine neue Herrschaft Napoleons anzuerkennen. Am 13. März ächteten sie ihn, zehn Tage später am 25. März schlossen Großbritannien, Österreich, Russland und Preußen erneut einen Koalitionsvertrag.
Nun fand man eine Lösung. Frankreich kam gut weg, seine neuen Grenzen waren ungefähr die von 1789. Österreich verzichtete auf die österreichischen Niederlande, erhielt dafür Tirol, Salzburg, die Lombardei und Venetien. Russland bekam den größten Teil Polens („Kongresspolen“), England erhielt u.a. Hannover zurück.
Preußen bekam nicht wie gewünscht Sachsen, sondern das Rheinland und Westfalen. Die Schlussakte wurde am 9. Juni 1815 unterzeichnet. Am 15. Juni 1814 ging die Verwaltung des Generalgouvernements Berg an Preußen über.
Waterloo
In den österreichischen Niederlanden siegte Napoleon noch einmal gegen die preußische Armee, dann, wenige Tage später, unterlag er bei Waterloo den vereinigten englischen und preußischen Heeren unter Wellington und Blücher. Zum zweiten Mal musste er abdanken. Er wurde auf die Insel St. Helena im Südatlantik verbannt, und sechs Jahre später verstarb er dort.
Gleichgewicht der Kräfte in Europa
Die vom Wiener Kongress beschlossene Ordnung sollte das Gleichgewicht der Kräfte in Europa sichern. Russland, Österreich und Preußen schlossen sich am 26. September 1815 zur Heiligen Allianz zusammen; später traten ihr die meisten europäischen Staaten bei.
Im ersten Pariser Friedensvertrag war den deutschen Staaten und freien Städten ihre Unabhängigkeit zugesichert und die Vereinigung durch ein föderatives Band angedacht worden. Doch keiner der Herrscher war bereit, zugunsten einer Zentralmacht zurückzustecken. Preußen war durchaus für eine stärkere Einigung Deutschlands, aber unter seiner Führung, und dagegen wandten sich die kleineren Staaten und Österreich.
Schließlich kam nur ein loser Staatenbund, der „Deutsche Bund“ zustande. Das Gründungsdokument, die Bundesakte, wurde am 8. Juni 1815 unterzeichnet. Die Staatsmänner waren zufrieden, viele Menschen aber waren tief enttäuscht.
Franzosenzeit
Napoleon und das Großherzogtum Berg | Befreiungskriege
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