Kulturkampf
Doch dann erließ er eine Reihe von Gesetzen, die nicht nur eine Trennung von Staat und Kirche garantierten, sondern die katholische Kirche in die Knie zwingen sollten. Bald waren die Erzbischöfe von Münster, Trier und auch Paulus Melchers von Köln in Haft. Bistümer und Pfarreien waren unbesetzt, katholische Schulen und Orden gab es nicht mehr. Auch der Oberpleiser Pfarrer musste das Pastorat verlassen.
Doch der Kampf gab der katholischen Kirche auch Kraft: Neue Orden und Klöster, Krankenhäuser, Waisenhäuser und weitere karitative Einrichtungen entstanden. Die katholische Presse fand großes Echo, das Zentrum gewann immer mehr Anhänger.
Der Kulturkampf belastete schließlich auch die protestantische Kirche, Bismarcks letzte Gesetze wurden von vielen, auch reichstreuen Protestanten als Schikane empfunden. Kaiserin Augusta ging sogar offen dagegen an. Bismarck erkannte, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte, und lenkte ein. Als Papst Pius IX. verstarbt, handelte er 1878 mit dem neuen, moderaten Papst Leo XIII. einen Kompromiss aus. In den folgenden Jahren wurden die meisten Gesetze zurückgenommen. Bestehen blieben die staatliche Schulaufsicht und die Zivilehe.
Kölner Dom
Endlich, fast vierzig Jahre nach dem Dombaufest 1842, war der Kölner Dom fertiggestellt. Am 15. Oktober 1880 begaben sich Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta nach Köln, um der Feier der Vollendung des Doms beizuwohnen. Nicht dabei war der Kölner Erzbischof. Das Fest sollte den Frieden zwischen Bismarcks Staat und der katholischen Kirche besiegeln, doch die Atmosphäre war frostig, und das Verhältnis blieb gespannt.
Damals im Siebengebirge
Schloss Drachenburg
Auf halber Höhe zwischen dem Städtchen Königswinter und dem Drachenfels wurde gebaut. 1881-1884 entstand hier Schloss Drachenburg. Bauherr war Stephan von Sarter, seit kurzem als Baron von Sarter in den Adelsstand erhoben, ein vermögender Börsenfachmann aus Paris. Doch zugleich war er ein Junge aus der Region und in ganz einfachen Verhältnissen in Bonn und Köln großgeworden. Seine Wurzeln hatte er nicht vergessen, und in Paris unterstützte er Deutsche in Paris, denen es nicht so gut geht wie ihm.
Nach nur drei Jahren Bauzeit stand Schloss Drachenburg. Von außen glich es mit den vielen Erkern, Türmen und Zinnen einer mittelalterlichen Residenz, doch im Inneren bot es allen Komfort, zu der Zeit Gaslampen und zentrale Warmluftheizung.
Leider hat Baron Sarters sein Traumschluss nicht mehr genießen können. . Seine Jugendliebe verstarb, bevor die Drachenburg fertiggestellt war, und der Baron zog nie dort ein. Dann gab es böse Gerüchte in der deutschen Presse und in der deutschen Gemeinde in Paris, die ihn sehr trafen. Schließlich wurde er französischer Staatsbürger und starb 1902 in Paris.
Mehr zu Schloss Drachenburg auf www.schloss-drachenburg.de.
Drachenfelsbahn
Schloss Drachenburg war damals nicht die einzige Baustelle am Drachenfels. Am Rhein und auch im Siebengebirge war der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden, und auch der Drachenfels zog schon damals viele Besucher an.
Man baute eine Zahnradbahn von Königswinter zur Ruine, denn sich hinauf fahren lassen war aufregend, und eine Option für Menschen, die nicht hinauf wandern wollten oder konnten. Die Drachenfelsbahn wurde 1883 in Betrieb genommen, es war die erste Zahnradbahn in Deutschland überhaupt! Eine alte Dampflok sehen sie draußen vor der Talstation.
Mehr über die Drachenfelsbahn bei Drachenfelsbahn Königswinter. Draußen vor der Talstation sehen Sie eine alte Damplok.
Ein schlimmer Steinbruch an der Rheinseite
Nur der Drachenfels war seit 1836 geschützt. Am Petersberg, Ölberg u.a. wurde Basalt abgebaut, ein Stein, der auch größtem Druck standhält. Im Zuge des Straßen- und Eisenbahnbaus wurde der Abbruch immer intensiver. Schließlich alarmierten die Schäden an der Natur viele Menschen. Damals wurden zwei Vereine zum Schutz des Siebengebirges gegründet, die sich später zum Verein zur Verschönerung des Siebengebirges (VVS) zusammenschlossen. Nun gab es einen Interessenkonflikt: den Interessen der Natur standen die Interessen der Betreiber, aber auch der Arbeiter in den Steinbrüchen entgegen. Vergessen wir auch nicht die mittelbar Betroffenen, etwa die Heisterbacher Talbahn, die hauptsächlich den Transport von Steinen betrieb.
In den 1880er Jahren, als man am Drachenfels gerade die Zahnradbahn baute, wurde an der Rheinseite des Petersbergs ein riesiger Steinbruch aufgemacht. Bald empfanden viele Menschen ihn als „klaffende Wunde“ und litten mit dem Petersberg.
Justizrat Humbroich
Der Bonner Justizrat Humbroich nahm den Kampf auf. Eine Immediatangabe 1884 an Kronprinz Friedrich Wilhelm wurde abschlägig beschieden. Schlimmer noch, kurz drauf erwarb die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz den Steinbruch und beutete ihn selbst aus, noch intensiver als bisher. Bei aller Sympathie wollte sich der VVS, und Humbroich war selbst Vorstandsmitglied, nicht an vorderster Front gegen die Autoritäten der Rheinprovinz stellen.
So entschied man, einen eigenen „Verein zur Rettung des Siebengebirges“ mit Humbroich an der Spitze zu gründen. Der VVS erklärte sich solidarisch. Humbroich konnte viele Menschen für sein Anliegen gewinnen, doch bei dem Provinziallandtag in Düsseldorf stieß er weiter auf taube Ohren.
Das Blatt wendete sich zu seinen Gunsten, als die preußische Staatsbahn die Frachttarife für Steine herabsetzte und es günstigere Alternativen zu Steinen aus dem Siebengebirge gab. Der Druck der öffentlichen Meinung nahm zu, zumal der Petersberg mit dem Hotel und der Zahnradbahn viele Touristen anzog. Der Rettungsverein wandte sich nun an den Preußischen Landtag in Berlin, und der war aufgeschlossener als der Provinziallandtag. Doch nun gab die Provinzialverwaltung nach und verkaufte 1889 das Steinbruchgelände dem Besitzer des Hotels auf dem Petersberg mit der Auflage, dass der Steinbruch nicht mehr betrieben werden dürfe.
Nach der Schließung des Steinbruchs an der Rheinseite des Petersbergs ging Humbroichs „Verein zur Rettung des Siebengebirges“ wieder im VVS auf. Der wollte sich nun viel stärker als bisher für den Erhalt und den Schutz des Siebengebirges einsetzen.
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