Ära Bismarck

Drachenfels, Drachenfelsbahn, Drachenburg, Kölner Dom
Drachenfels, Drachenfelsbahn, Drachenburg, Kölner Dom

In diesem Beitrag geht es um die Zeit von der Reichsgründung 1871 bis zur Regierungsübernahme Wilhelms II. 1890, geprägt vom „Eisernen Kanzler“ Otto von Bismarck. In Königswinter entstanden die Drachenfelsbahn und Schloss Drachenburg.

Keine Demokratie

Mit der Einigung Deutschlands 1871 war ein Wunsch vieler Menschen in Erfüllung gegangen, Doch Deutschland war keine liberale Monarchie wie Großbritannien, und schon gar keine Demokratie wie die USA. Zwar wurde der Reichstag in freier, geheimer und allgemeiner Wahl aller Männer (!) gewählt, doch war der Reichskanzler mit seinem Kabinett nicht dem Reichstag, sondern dem Kaiser verpflichtet. Zugleich war er in Personalunion preußischer Ministerpräsident. In Preußen aber galt das Dreiklassenwahlrecht, welches nicht nur die Vermögenden bevorzugte, sondern große Teile der Bürger und die Arbeiterschaft von der politischen Partizipation ausschloss. Die alten Eliten stemmten sich gegen demokratische Reformen.

Bismarck selbst machte keinen Hehl daraus, dass er vom Parlamentarismus nicht viel hielt. Doch als Meister der Realpolitik verstand er es, die Parteien für seine Politik einzusetzen und gegeneinander auszuspielen.

Gründerzeit (1871-1875)

Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands bekam durch die Einigung einen gewaltigen Schub: Nach den Jahrhunderten der Kleinstaaterei wurden nun reichsweit einheitliche Maße, Gewichte und die Goldmark als Währung eingeführt. Ein einheitliches Bürgerliches, Handels- und Strafrecht sowie ein gleicher Instanzenweg vom Amtsgericht bis zum Reichsgericht schafften Rechtssicherheit.

Durch die französischen Reparationsleistungen kam ein „Milliardensegen“ ins Land. Die Wirtschaft boomte, neue Unternehmen wurden gegründet, in den Großstädten und Industriegebieten entstanden neue Fabriken und das Eisenbahnnetz wurde weiter erweitert. Wer das Geld hatte, kaufte Aktien und ließ sich eine prächtige Villa bauen. Doch die Weltwirtschaftskrise traf die deutsche Wirtschaft schwer.

Katholiken und Protestanten

Seit dem Beginn der Preußenzeit gab es Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten. Nun, da das überwiegend katholische Österreich nicht mehr zum Reich gehörte, hatten die Protestanten ein deutliches Übergewicht. Auch das preußische Herrscherhaus und die Mitglieder der Regierung waren überwiegend protestantisch. Mehr und mehr entstanden konfessionelle Schulen. Die Zentrumspartei stand für den politischen Katholizismus und gewann immer mehr Anhänger.

Innerhalb der katholischen Kirche spitzte sich der Kampf zwischen Erzkonservativen und gemäßigt Liberalen zu. Papst Pius IX. ächtete nicht nur alle Anschauungen, die mit seiner nicht einhergingen, sondern ließ das Erste Vatikanische Konzil von 1870 die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen verkünden.

Eine Minderheit unter den Katholiken lehnte dieses Dogma ab und schloss sich als „Altkatholiken“ zusammen. Die Sanktionen der Kirche folgten prompt, u.a. wurde altkatholischen Lehrern und Professoren die Lehrbefugnis entzogen. Im Reichstag verlangte das Zentrum die Entlassung der unbotmäßigen alt-katholischen Lehrer. Außerdem sollte die kirchliche Freiheit in der Reichsverfassung verankert werden. Bismarck lehnte ab, denn die Lehrkräfte waren staatliche Beamte und er fürchtete, dass die Autorität des Papstes die des Kaisers untergraben würde. Wohl kein Reichskanzler außer einem Zentrumspolitiker hätte zulassen können, dass ein Papst derart in staatliche Belange hinein regierte. Bismarck wurde von den Nationalliberalen und Altkatholiken unterstützt.

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