Der Drachenfels in Königswinter ist sicher der bekannteste Berg im Siebengebirge. Er hat schon Dichter wie Heinrich Heine und Lord Byron inspiriert, und heute zieht er Jahr für Jahr unzählige Besucher an.
Wenn man eine Bootstour von Köln Richtung Mittelrhein macht, hat sieht man von Bonn aus das Siebengebirge am Horizont. Man kommt näher, und sieht den Petersberg mit dem Hotel, weiter hinten der Ölberg, und dann kommt schon die Anlegestelle Königswinter, und man sieht den Drachenfels mit der markanten Burgruine aus der Nähe. Auch wenn er längst ein Touristenmagnet ist, ein bisschen von seiner geheimnisvollen Aura hat er sich bewahrt.
Auch wenn man in Königswinter aus dem Zug steigt, sieht man gleich den Drachenfels. Für viele Menschen aus unserer Region ist er ein Stück Zuhause, ganz besonders auch für Pendler wie mich.
Hinauf zum Drachenfels
Von Königswinter gibt es mehrere Möglichkeiten, hinauf zum Drachenfels zu kommen. Wenn Sie wandern mögen, gibt es den Weg durch das Nachtigallental in Königswinter, und den Eselsweg hinauf. Von der Bushaltestelle Wintermühlenhof führt ein asphaltierter Weg an der Hirschburg vorbei hinauf. Natürlich kann man auch mit der historischen Zahnradbahn hinauffahren. Auf halber Höhe steht Schloss Drachenburg. Vom benachbarten Rhöndorf aus führen Wege durch den „wilden Wald“ hinauf zum Drachenfels.
Eine atemberaubende Aussicht
Der Drachenfels ist 321 m hoch, und vom Drachenfelsplateau hat man in alle Richtungen einen atemberaubenden Blick. Hinab ins Rheintal, wo der Rhein sich wie ein silbernes Band durch die Landschaft windet. Besonders beeindruckend ist der Blick auf die Insel Nonnenwerth, die malerisch im Fluss liegt. Diese kleine Insel beherbergt ein altes Kloster, das heute als Internat genutzt wird. Weiter nördlich sehen wir Bonn, die Bundesstadt, eingebettet zwischen Hügeln und dem Rhein. An klaren Tagen lassen sich markante Gebäude wie das Bonner Münster oder der Post Tower, das höchste Gebäude der Stadt, deutlich erkennen. An besonders guten Tagen kann man vielleicht sogar Köln erspähen.
Blickt man Richtung Bad Honnef, hat man einen wunderbaren Blick auf das zentrale und südliche Siebengebirge, u.a. sieht man Ölberg, Lohrberg, Löwenburg, den Geisberg, die Breiberge und weiter südlich den Dreiergipfel mit Himmerich, Mittelberg und Leyberg.
Eine bewegte Geschichte
Über so viel Rhein-Romantik mag man vergessen, dass der Drachenfels eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Doch hier sehen wir auch die Narben der Geschichte. Seine Felsen, Wälder und die Ruine erzählen von römischen Steinbrüchen, mittelalterlichen Fehden, den Napoleonischen Kriegen und dem Beginn des Naturschutzes zur Preußenzeit.
Römerzeit: Steine vom Drachenfels für Germania Inferior
Die bewegte Geschichte des Drachenfelses reicht bis in die Römerzeit zurück. Fast 500 Jahre lang war der Rhein die Grenze zwischen dem Römischen Reich auf der linken und dem freien Germanien auf der rechten Rheinseite. Köln und Bonn auf der linken Rheinseite sind römisch geprägt. Auf der linken Rheinseite entstanden nicht nur Kastelle, Häfen und Legionslager und befestigte Straßen, sondern auch zivile Siedlungen und römische Landgüter. Doch die Römer und ihre qualifizierten Baumeister bauten aus Stein und benötigten geeignete Steine.
Schon bald begannen sie, am Drachenfels Trachyt abzubauen. Sie ließen die Steine den Berg hinabrollen und verschifften sie von einer Verladestation am südlichen Ende des heutigen Königswinters aus rheinabwärts. Heimatforscher und Experten streiten, ob hier ein kleiner römischer Hafen war oder nicht. Bonn, Köln und sogar in weiter entfernten Städten wie Xanten und Nimwegen wurden Bauwerke aus Drachenfels-Trachyt errichtet.
Um die römischen Steinbrüche am Drachenfels geht es in der Geschichte „Leben an der Rheingrenze – eine römisch-ubische Familie am Rhein“ (mit eigener Subdomain).
Mittelalter: Burg Drachenfels und die Burgherren
Burg Drachenfels wurde zwischen 1140 und 1167 als zweite Kölner Burg im Siebengebirge erbaut und bot durch ihre Lage auf einem Gipfel natürlichen Schutz. Die Burggrafen waren Lehnsmänner des Kölner Erzbischofs. Mit dem Bau des gotischen Kölner Doms ab 1248 begann eine gute Zeit für die Burggrafen, denn der Trachyt vom Drachenfels war ideal für den Bau, und der Steinhandel machte die Burggrafen bald wohlhabend. Doch als Kölner Lehnsmänner erlitten auch sie die schlimme Niederlage der Kölner Seite in der Schlacht von Worringen 1288.
Im Spätmittelalter, zur Zeit der Luxemburger, lebte der bekannteste Burggraf vom Drachenfels, Godart (1388–1428). Doch er lebte nicht auf der Burg, sondern in einer komfortablen Wohnung in Königswinter.
Am Übergang zur Neuzeit schwelte ein Konflikt in der Familie der Drachenfelser. 1493 erschlug Burggraf Heinrich seinen Vetter Claus im Streit. Heinrich floh außer Landes, erst 1510 kehrte er zurück, und 1525 wurde er als Burggraf eingesetzt. Heinrich starb 1530.
Er war der letzte aus der Familie der Drachenfelser. Anschließend ging der Drachenfels an die Freiherren von Mirelaer zu Myllendonk über.
Mehr über Burg Drachenfels und die Drachenfelser Burggrafen finden Sie im Kapitel Burgruinen:
Burg Drachenfels
Die Herren vom Siebengebirge
Das Ende der Burg
Ungefähr 50 Jahre später wütete in Europa der Dreißigjährige Krieg. Im Herbst 1632 rückte der schwedische General Baudissin mit über 10.000 Soldaten ins Rheinland ein. Im Oktober wurde Siegburg erobert, im November 1632 der Drachenfels, und Ende Dezember hielten die Schweden große Teile des Kurfürstentums Köln und des Herzogtums Jülich-Berg besetzt.
Ein Jahr später konnten die Soldaten des Kölner Kurfürsten die Schweden vertreiben. 1633 wurde der Drachenfels zurückerobert. Dennoch entschied der Kurfürst, die Ruine abzutragen, um sie nicht als Schlupfwinkel für Feinde und Räuber zu lassen.
Die Romantik entdeckt den Rhein
Nach dem Sieg über Napoleon und dem Ende jahrzehntelanger Kriege, konnte man wieder reisen. Vor allem britische Reisende entdeckten das Rheintal. 1816 widmete Lord Byron dem Drachenfels ein Gedicht, „der turmgekrönte Drachenfels“, the castled crag of Drachenfels. Die Romantiker unter den Dichtern und Malern liebten das enge Mittelrheintal mit den zahlreichen Burgruinen.
Aber nicht nur sie, auch Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen kam. Zweimal war er in jenen Jahren am Drachenfels, 1815 und 1817. Das sollte sich als Glücksfall erweisen.
Die „Ärm Familich“ aus Preußen und der Drachenfels
Nach der Niederlage Napoleons gab der Wiener Kongress 1814/15 das Rheinland an Preußen. „Jesses, Maria, Josef! Do hirohde mer in en ärm Famillich!“ kommentierte der Kölner Bankier Schaaffhausen die Entscheidung.
Die Nacht auf dem Drachenfels
Es begann eine Zeit großer kultureller Blüte, aber auch eine Zeit politischer Unterdrückung. In der Nacht des 18.10.1818 feierten Studenten der Bonner Universität den Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig am Landsturmdenkmal auf dem Drachenfels. Mit dabei war der junge Student Heinrich Heine, und er schrieb darüber ein Gedicht. Eine Nacht hat er auf dem Drachenfels verbracht, dem Nordsturm getrotzt .. und sich am Ende den Schnupfen und Husten geholt. Man möchte ihm für den Schuss Ironie danken, der die Rheinromantik, und Heine liebte seine Heimat, nicht kitschig werden lässt. Doch zugleich war es ein politisches Gedicht, denn diese Feier war verboten. Die preußischen Behörden reagierten sofort und verboten den Studenten jede Teilnahme an Burschenschaften oder anderen Verbindungen. Heinrich Heine wird uns durch das Kapitel zum Vormärz begleiten.
10.000 Taler für den Drachenfels
1823 begannen Reparaturarbeiten am Kölner Dom. Die Dombauhütte wollte wieder Trachyt vom Drachenfels, und die Königswinterer Steinhauer wollten gleich mit ihr ins Geschäft kommen. Doch viele Menschen, preußische Amtsträger und sogar der Kronprinz wollten den Drachenfels mit der Ruine schützen. Jahrelange, erbittert geführte Auseinandersetzungen folgten. 1829 verfügte das preußische Innenministerium die Einstellung aller Steinbrucharbeiten, doch der Rechtsstreit ging weiter. 1836 kaufte der preußische Staat den Drachenfels und stellte ihn unter Naturschutz. 10.000 Taler hatte die „ärm Famillich“ für die Erhaltung des Drachenfelses bereitgestellt.
Mehr über den jahrelangen, erbittert geführten Rechtsstreit zwischen den Königwinterer Steinbrechern auf der einen, der Öffentlichkeit und den preußischen Behörden auf der anderen Seite finden Sie im Beitrag Steinbrüche.
Märchen vom Drachenfels im Siebengebirge
Um diesen Berg mit seinen Höhlen, der Burg und dem Ausblick auf den Rhein ranken sich seit jeher viele Geschichten. Das lässt schon der Name vermuten. Zunächst die Drachensagen: Die Drachendame vom Drachenfels, Weihnachten auf dem Drachenfels und die traditionelle Sage Der fiese Drache. Max Franz von Habsburg, der letzte Kölner Erzbischof vor der Franzosenzeit, hat einmal auf dem Drachenfels ein ländliches Fest gefeiert. Darum geht es in der Geschichte Katzen lieben Mozart.
Nun muss ich doch noch Siegfried den Drachentöter erwähnen, obwohl ich ihn nicht mag. Der Legende tötete Siegfried von Xanten, der Held der Nibelungen-Sage, einen Drachen, der in einer Höhle auf dem Drachenfels lebte. Danach versteckte er den zuvor erbeuteten Nibelungenschatz für eine Weile in dessen Höhle. Später holte er ihn und schenkte ihn seiner Frau Kriemhild zur Hochzeit. Doch Glück brachte er ihm nicht: Bald gab es nur noch Hass und einen Kampf, der viele das Leben kostete – Siegfried selbst wurde ermordet. Schon für den mittelalterlichen Autoren war das schlimme Ende der Nibelungen nur folgerichtig, denn sie hatten ritterliche Tugenden vermissen lassen.
Heute der Drache vom Drachenfels selbst Gelegenheit, seine Sicht der Siegfried-Sage zu erzählen. Wenn Sie einmal oben auf dem Drachenfels sind, besuchen Sie ihn doch einmal selbst.
Ein Blick ins Mittelrheintal
Am Anfang dieses Beitrages haben wir von einer Rheinschiffahrt gesprochen. Nun stehen wir wieder am Deck des Kreuzfahrtschiffs, das ruhig den Rhein hinunter fährt. Die Insel Nonnenwerth liegt friedlich im Rhein liegt, umgeben von ruhigem Wasser, das die Ufer sanft umspült. Die Klostergebäude sind deutlich erkennbar.
Auf der linken Seite erhebt sich der Rodderberg, auch ein erloschener Vulkan, im Osten der Gemeinde Wachtberg im Drachenfelser Ländchen. Zusammen mit dem Drachenfels auf der rechten Rheinseite markiert er das südliche Ende der Niederrheinischen Bucht. Nun beginnt jener berühmte Abschnitt des Rheins, der als “Romantischer Rhein” bekannt ist. Einen Abstecher dahin machen wir auch noch.
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