Kloster Heisterbach und Caesarius

Chorruine, Kloster Heisterbach, Siebengebirge
Chorruine Heisterbach, Seitenansicht

„In dem Jahr, als König Philipp zum ersten Mal das Kölner Sprengel verheerte ..“ schrieb Caesarius von Heisterbach in dem Kapitel „Wie der Verfasser .. Mönch wurde. Vieles von dem, was wir über den Thronstreit und überhaupt die Zeit zwischen 1180 und 1240 wissen, verdanken ihm. Es ist an der Zeit, unseren Chronisten kennenzulernen.

Caesarius von Heisterbach 

Caesarius wurde um 1180 geboren und verstarb nach 1240. Zunächst war er Novizenmeister und verfasste Lehrschriften, die man immer wieder abschrieb und in vielen Klöstern nutzte. Zwischen 1219 und 1223 schrieb Caesarius in Heisterbach seine Wundersamen Geschichten, den Dialogus Miraculorum. Darin beschrieb er in Wundererzählungen eine Vielzahl von Themen, darunter Visionen, Wunder, Teufelserscheinungen, Bekehrungen, Todesfälle und moralische Belehrungen.

Seine Erzählungen bieten einen einzigartigen Blick auf die Sorgen, Hoffnungen und Ängste, welche die Menschen des 13. Jahrhunderts bewegten. Zudem war er ein scharfsinniger Beobachter seiner Zeit. Sorgfältig und wahrheitsliebend berichtete er über die Ereignisse seiner Zeit.

Umzug nach Heisterbach

Auf dem Petersberg hatten die Zisterzienser zwar die gesuchte Abgeschiedenheit gefunden, nicht aber die Voraussetzungen, nach ihrem Ideal zu wirtschaften. Schließlich zogen sie 1192 hinab ins Heisterbacher Tal. Auf dem Petersberg blieben ein Wirtschaftshof und eine Priesterstelle.

Der Kölner Erzbischof unterstützte die Abtei großzügig, auch wenn dies bedeutete, dass bestehende Bauern umgesiedelt werden mussten. Der Ort „Heisterbacherrott“ erinnert an die Rodung neuen Landes.

Der Bau der Abteikirche

Als Caesarius von Heisterbach den Dialogus schrieb, war sein Kloster Heisterbach längst zum religiösen Zentrum der Region geworden. Unter Abt Gevard und seinem Nachfolger Heinrich I. entstand zwischen 1202 und 1237 die große Abteikirche. Die Steine brachen die Mönche am nahen Stenzelberg. Der Stil war spätromanisch, doch man sah, dass der Baumeister auch die Formensprache der Gotik kannte.

Friedrich II. konsolidiert seine Macht

Inzwischen waren die Heisterbacher Äbte nicht nur geistliche Führer, sondern auch politisch einflussreich. Abt Heinrich I. stand in engem Kontakt mit dem Kölner Erzbischof Engelbert I., Kaiser Friedrich II. und dem Papst.

Friedrich II. ernannte den Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg zum Reichsverweser und Vormund seines kleinen  Sohnes Heinrich. Im April 1220 wählten die Reichsfürsten Heinrich zum König, nachdem Friedrich vor allem den geistlichen Fürsten bedeutende Zugeständnisse gemacht hatte. Kurz darauf reiste Friedrich zur Kaiserkrönung nach Rom und kehrte dann nach Sizilien zurück.

Der Mord an Erzbischof Engelbert

Engelbert I. von Berg war kein friedfertiger Mann. Das war schon 1218 nach dem Tod seines Bruders Adolf III. vor Damiette klargeworden. Da Adolf III. keinen Sohn hatte, machte sein Schwiegersohn Heinrich von Limburg seinen Anspruch geltend, doch Engelbert drängte ihn mit Waffengewalt beiseite und übernahm selbst die Grafschaft Berg. Er regierte “mit eiserner Faust” und geriet in Konflikte mit Regionalfürsten und den Kölner Bürgern.

Im November 1225 erschütterte eine Nachricht die Region: Erzbischof Engelbert I. von Köln war bei Gevelsberg ermordet worden. Adlige hatten sich verschworen, ihn gefangen zu nehmen und so zur Erfüllung ihrer  Forderungen zu zwingen. Doch die dann geriet die Situation außer Kontrolle, und der Erzbischof wurde getötet.

Das Entsetzen über den Mord war groß. Abt Heinrich I. von Heisterbach brachte den Leichnam zum Hoftag nach Frankfurt und erhob Anklage. Der neue Erzbischof, Heinrich von Müllenark, ließ die Mörder verfolgen und verurteilen. Er beauftragte Caesarius von Heisterbach, eine Lebensgeschichte zu verfassen, um Engelbert schnell heilig sprechen zu lassen. Es scheint, dass sich auch Caesarius damit schwer getan hat. Allein der schreckliche Tod Engelberts rechtfertigte seine Heiligsprechung.

Ketzerverfolgung 

Auch das prägende Thema der Zeit, Ketzerverfolg und Kreuzzüge, finden wir bei Caesarius. Im fünften Buch schreibt er von Dämonen, Ketzerverbrennungen und Kreuzzügen sogar gegen Christen.

Da ist ein fürchterliches Zitat aus der Zeit des Kreuzzuges gegen die Katharer in Südfrankreich. „Schlagt sie. Gott wird die Seinen erkennen.“ Mit diesen Worten soll der päpstliche Legat Arnaud Amaury 1209 das Massaker an der Bevölkerung der Stadt Béziers befohlen haben  (Dialogus miraculorum, distinctio V, capitulum XXI.) Auch heute findet sich dieses fürchterliche Zitat in vielen Publikationen, obwohl seriöse Historiker zur Vorsicht mahnen. Es taucht nur bei Caesarius auf, und er macht klar, dass er es nur vom Hörensagen weiß. Bei ihm heißt es „soll gesagt“ haben, doch das wird in der in der Regel nicht mit zitiert. Dafür liest man oft eine verschärfte Form: „Tötet sie alle!“ 

1211/12 konzentrierten sich die Kreuzritter auf den Kampf gegen Graf Raimund VI. von Toulouse. Wieder rief Innozenz III., und zahlreiche Ritter  aus Frankreich, Deutschland und Österreich folgten seinem Ruf. Anfang bis Mitte Mai 1212 kämpften auch Graf Adolf III. von Berg und sein Bruder Engelbert, der spätere Erzbischof, gegen die Katharer.

Friedrichs Kreuzzug

Dann erlebte Caesarius, wie Abt Heinrich I. 1224 von Papst Honorius zum Kreuzzugsprediger in der Erzdiözese Trier ernannt wurde. Es erwachte neues Interesse an Palästina, und Lieder von Walter von der Vogelweide und dem Tannhäuser erfüllten die Luft. Auch Herzog Heinrich IV. von Limburg, amtierender Graf von Berg, bereitete sich auf den Aufbruch vor.

Am 1. August 1227 sollten die Kreuzfahrer von Brindisi nach Palästina segeln, doch eine Seuche brach aus und der Kaiser erkrankte schwer, wodurch der Kreuzzug verschoben wurde. Papst Gregor IX. bannte den Kaiser, der trotzdem 1228 nach Palästina segelte und durch Verhandlungen mit dem Sultan Jerusalem ohne Kampf gewann. Am 18. März 1229 krönte er sich in der Grabeskirche selbst.

Doch statt Anerkennung stieß Friedrich auf Widerstand der Kirchenführer und Ritterorden. In Europa ließ der Papst Söldner in Süditalien einfallen. Friedrich kehrte zurück und nahm Rache. Ein Jahr später erreichte er einen vorläufigen Frieden und wurde vom Bann befreit.

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