Die Grafen von Sayn und die Löwenburg

Burg Löwenburg, Siebengebirge
Burg Löwenburg, Siebengebirge

Siebengebirge, irgendwann zwischen 1175 und 1200. Auf einem rauen Gipfel im Siebengebirge ließ Graf Heinrich II. von Sayn eine kleine Burg errichten, eine Grenzfeste. Was hatte den Grafen dazu bewogen? 

Eine aufstrebende Grafenfamilie

Bis heute bleibt das genaue Entstehungsdatum der Burg unklar. Anders als bei Burg Drachenfels haben wir keine Angaben, wann genau die Burg gebaut wurde. Vermutlich wurde sie Ende des 12. Jahrhunderts errichtet, vielleicht auch etwas früher. Erst 1247, kurz nach dem Tod des Grafen Heinrichs III. von Sayn, taucht die Löwenburg in historischen Quellen auf. 

Graf Heinrich II.

Doch der Reihe nach. Wir haben die ersten Generation der Grafen von Sayn im Zusammenhang mit dem Bau von Burg Drachenfels kennengelernt. Die zweite Generation,  Graf Heinrich II. und der jüngere Bruder Eberhard II., schafften den Aufstieg. Die Brüder standen im Reichsdienst und begleiteten Kaiser Barbarossa auf seinen Italienzügen. Das Siegel der Grafen zeigt zwei Ritter auf einem Pferd, sie müssen einander nahegestanden haben.

Graf Heinrich II. heiratete Agnes von Saffenberg, die Tochter einer bedeutende Familie am Niederrhein; sie brachte auch das Löwenburger Land in die Ehe ein. Der Graf bekam wichtige Bonner Vogteien übertragen und wurde nach dem Tod seines Schwiegervaters 1174 Kölner Domvogt. Graf Heinrich II. von Sayn ist ein wichtiger Mann am Kölner Lehnshof. 

Oberhalb der Sieg entstand ihre Burg Blankenberg. Das führte zu einem Konflikt  mit der Benediktinerabtei St. Michael in Siegburg und deren Vögten, den Grafen von Berg.  Erzbischof Philipp von Heinsberg vermittelte, und 1181 war Burg Blankenberg fertiggestellt.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1174 wurde Graf Heinrich II. Kölner Domvogt, eine einflussreiche Position. Er war oft in der Umgebung des Erzbischof und kam mehrfach mit dem Kaiser zusammen. Man kann also sagen, dass er nahe am politischen Geschehen war.

Kölner Lehnsleute

Seit 1167 war Philipp von Heinsberg Kölner Erzbischof, ein sehr machtbewusster Mann. Anders als sein Vorgänger Rainald stammte er aus rheinischem Adel und wollte auch in der Region seine Macht ausbauen. Für sehr viel Geld erwarb er Burgen, Höfe und ganze Berge. Wo aber der Erzbischof seine Macht ausdehnte, musste ein anderer zurückweichen.

Als loyale Lehnsleute des Erzbischofs nahmen die Grafen von Sayn an seinen Feldzügen gegen Heinrich den Löwen teil. Der Erzbischof war die treibende Kraft hinter Heinrichs Sturz gewesen, und nun profitierte am meisten: 1180 erhielt er Westfalen als zweites Herzogtum und wurde so nach dem Kaiser der mächtigste Mann.

Danach erlebten sie, wie sich das Verhältnis zwischen Kaiser Barbarossa und Erzbischof Philipp zunehmend verschlechterte. 1187 eskalierte der Streit, und Barbarossa zog mit einem Heer gegen Köln. Letztendlich behielt der Kaiser die Oberhand, und Erzbischof Philipp unterwarf sich im März 1188. Vielleicht wollten auch beide Seiten nicht den anstehenden Kreuzzug Barbarossas gefährden.

Der Erzbischof holt Zisterzienser ins Siebengebirge

Auch Graf Heinrich II. wollte mit dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa aufbrechen. Doch ausgerechnet jetzt holte Erzbischof Philipp von Heinsberg Zisterzienser-Mönche auf den Stromberg, wie der Petersberg damals noch hieß.  

Auch in unserer Region hatte der Erzbischof Augen und Ohren offengehalten. Vor Jahrzehnten hatten Augustiner-Mönche auf dem Petersberg gelebt und eine kleine Kirche gebaut, doch inzwischen waren sie weggezogen. Der Erzbischof hatte sich vorsichtshalber alle Rechte an dem Berg gesichert.

Im März 1189 rief er Zisterzienser aus Himmerod ins Siebengebirge. Zwölf Mönche unter ihrem Abt Hermann kamen über die Mosel und den Rhein auf den Stromberg. Sie bezogen die verlassenen Gebäude, bauten die Kirche aus und widmeten sie dem Heiligen Petrus, seitdem hieß der Berg Petersberg. Nun konnte kein anderer dort seine Burg bauen. Auch die Grafen von Sayn nicht. 

Hinzu kommt die Sorge vor der übermächtigen Konkurrenz der Zisterzienser. Sie waren bekannt für ihr wirtschaftliches Geschick, genossen Wettbewerbsvorteile und galten als wahre Meister darin, das Gelände um ihre Klöster herum aufzukaufen und ihren Besitz abzurunden. Auch die Winzer und Bauern im Siebengebirge waren beunruhigt. Graf Heinrich II. ließ sich versichern, dass die Mönche kein Land kaufen würden, das seiner Vogtei unterstand.

Dritter Kreuzzug 

Dann zog er nach Regensburg, wo sich das Kreuzheer sammelte. Im Mai 1189 brach Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit seinem Heer ins Heilige Land auf. Die Reise führte sie die Donau entlang auf das Gebiet des byzantinischen Reiches, und über den Hellespont nach Kleinasien.  Der Kreuzzug endete für die deutschen Kreuzfahrer tragisch: Der Kaiser kam im Juni 1190 bei einem Bad in einem kleinen Gebirgsfluss in Anatolien um. Heinrich II. kehrte als einer der wenigen Überlebenden zurück.

Am Rande der Reichspolitik

Graf Heinrich II. von Sayn sprach es nicht laut aus, doch die Skrupellosigkeit des Kaiser Heinrichs VI. schockierte ihn.

König Richard Löwenherz‘ Gefangenschaft

Über ein Jahr lang hatte der Kaiser den englischen König Richard Löwenherz gefangen gehalten, der auf dem Rückweg vom Heiligen Land in seine Hände gefallen war. Erst nach einem gigantischen Lösegeld, das Richards Mutter, Eleonore von Aquitanien, überbracht hatte, und Richards Lehnseid für England, kam er Anfang Februar 1194 frei. Zudem musste er Geiseln stellen. Der Kaiser hatte bis zuletzt versucht, den Preis in die Höhe zu treiben.

Graf Heinrich II. erinnerte sich gut an jenen Tag im Februar, als Richard und Eleonore auf ihrer Heimreise in Köln eintrafen. Die Stadt erstrahlte festlich, bunte Banner wehten im Wind, und die Bürger jubelten den hohen Gästen zu. 100.000 Mark in Silber wurden übergeben; weitere 50.000 Mark sollten durch Geiseln abgesichert werden.

Sizilien und Erbreichspläne

Mit dem Lösegeld in seiner Kriegskasse eroberte Heinrich VI. Sizilien und krönte sich dort am 25. Dezember 1194 in Palermo zum König. Einen Tag später wurde sein Sohn Friedrich geboren. Sizilien war ein Erbkönigreich, und so lag es nahe, dass der Kaiser auch für Deutschland die Krone erblich machen wollte. Doch dieser Plan brachte die Reichsfürsten gegen ihn auf, besonders den neuen Kölner Erzbischof Adolf von Altena.

Während seiner Rückkehr nach Sizilien in den Jahren 1196/97 ließ der Kaiser Aufstände brutal niederschlagen. Doch während er seinen nächsten Kreuzzug vorbereitete, erkrankte er plötzlich und starb im September 1197. Mit seinem Tod brach die Stauferherrschaft in Süditalien zusammen. Seine Witwe Konstanze holte eilig ihren kleinen Sohn Friedrich nach Palermo, ließ ihn zum König von Sizilien krönen und brach mit dem Reich.

Die Doppelwahl

Ein Machtvakuum entstand. Heinrichs Sohn Friedrich war erst drei Jahre alt, und seine Mutter Konstanze hatte mit Deutschland gebrochen. Die Anhänger der Staufer wählten im März 1198 Heinrichs jüngeren Bruder Philipp von Schwaben zum König. Doch Erzbischof Adolf I. von Altena, ein Gegner der Staufer, schritt ein. Im Juni 1198 wählte er mit anderen Opponenten Otto von Braunschweig, Sohn Heinrichs des Löwen und Neffe von Richard Löwenherz, zum König – Richard selbst hatte ihn vorgeschlagen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*