Das Reich zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Gotische Kathedralen wie der Kölner Dom wachsen empor,; zugleich belasten Naturkatastrophen, Hungersnöte und Seuchen die Menschen schwer. Das Osmanische Reich erstarkte zunehmend und wurde zu einer unmittelbaren Bedrohung.
Karl IV. und Prag
Unter Karl IV. (1346-1378) stieg das Haus Luxemburg zur mächtigsten Familie im Reich auf. Seine Wurzeln lagen in Böhmen, denn sein Vater Johann hatte die Tochter des böhmischen Königs geheiratet und war ihm 1310 auf den Thron gefolgt. Schon erblindet war er in den Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich gezogen, und in der Schlacht von Crécy gefallen.
Nach seinem Tod wurde Karl böhmischer König und machte Prag zu seiner Hauptstadt. Nun entstand die „Goldene Stadt“. Zahlreiche Bauprojekte, darunter die Karlsbrücke, die Karls-Universität (die erste deutschsprachige Universität im Reich), der St. Veitsdom und die imposante Burg Karlštejn, machten Prag zu einem Zentrum der europäischen Hochgotik. Unter Karls Herrschaft florierte Prag als kulturelles und politisches Zentrum, das Künstler, Gelehrte und Handwerker aus ganz Europa anzog.
Der Kölner Dom wächst in den Himmel
In Köln schritt der gotische Dombau voran. Der Chorraum war 1322 geweiht worden, nun bewunderten Menschen die hohen Spitzbögen, die großen Fenster mit reichem Maßwerk und die beeindruckenden Kreuzrippengewölbe. Der Chorumgang war als Pilgerweg an den Heiligtümern des Domes entlang angelegt. Der Dreikönigenschrein aus dem alten Dom war in den neuen Dom überführt werdenm danach hatte man den alten Dom abgetragen. Der Dombaumeister hatte bereits einen Plan für die Westfassade entworfen. Doch der Bau war auch ein ehrgeiziges Projekt, das immense Mittel und Mühen erforderte.
Naturkatastrophen
Doch zugleich ist das 14. Jahrhundert überschattet von Naturkatastrophen und Krisen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts veränderte sich das Wetter dramatisch. Ungewöhnlich kalte Winter und verregnete Sommer führten zu Missernten. Lebensmittel fehlten überall, und die Preise für die wenigen Lebensmittel stiegen ins Unermessliche. In weiten Teilen Europas herrschte von 1315 bis 1317 eine große Hungersnot. Auch Heuschreckenplagen, die in den Jahren 1338 und 1340 große Teile Europas kahl fraßen, verschärften die Nahrungsmittelknappheit und das Leid der Bevölkerung.
Zusätzlich zu den Naturkatastrophen brachten politische Konflikte wie der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich (1337-1453) Tod und Zerstörung über Europa. Diese Kriege zogen die Ressourcen vieler Länder in Mitleidenschaft und führten zu großer wirtschaftlicher Not.
Im Jahr 1342 traf Europa eine der verheerendsten Naturkatastrophen des Jahrhunderts: die Magdalenenflut. Schwere Regenfälle ließen die Flüsse über die Ufer treten und verwüsteten weite Teile des Kontinents. Besonders Deutschland war betroffen, und die Überschwemmungen ebneten den Weg für die tödlichste Krise des Jahrhunderts – die Pest.
Der schwarze Tod
Zwischen 1347 und 1351 wurde Europa von der Pest heimgesucht. Ausgehend von den Handelswegen im östlichen Mittelmeerraum breitete sich die Seuche rasend schnell über den gesamten Kontinent aus. In Mitteleuropa starben etwa 25 Millionen Menschen, was rund zwei Drittel der Bevölkerung entsprach. Ganze Städte und Dörfer wurden entvölkert, und die soziale Struktur brach vielerorts zusammen. Besonders betroffen waren die ärmeren Bevölkerungsschichten, die in den dicht besiedelten Städten unter schlimmen Bedingungen lebten. Ärzte und Heiler waren machtlos gegen die Krankheit, und die Menschen sahen die Pest als Strafe Gottes an.
Sogenannte „Geißler“ zogen mit Fahnen und Kreuzen durch die Straßen und geißelten sich selbst. Sie predigten, dass Jesus die Welt fürchterlich strafen würde, wenn die Menschen nicht Buße täten. Immer mehr Menschen schlossen sich ihnen an, denn sie hatten keine Hoffnung und kein Vertrauen mehr, weder in die weltlichen Herrscher noch in die geistlichen. Doch die umherziehenden Geißler trugen selbst zur weiteren Verbreitung der Pest bei.
Wieder richtete sich der Zorn vieler Menschen gegen die Juden. Erneut kam es zu grausamen Judenverfolgungen; an ihrer Spitze fand oft genug die Geißler. Zudem waren die Juden auch Geldverleiher, und ihr Tod befreite manchen Schuldner. Kaiser Karl IV. hat davon zumindest gewusst. Dass er es duldete, verstieß auch gegen mittelalterliches Rechtsverständnis, denn die Juden standen unter dem direkten Schutz des König und zahlten dafür.
Die Goldene Bulle
Trotz dieser Krisen hinterließ Karl IV. bedeutende politische Errungenschaften. Die wichtigste davon war die „Goldene Bulle“ von 1356, die das Wahlverfahren der römisch-deutschen Könige festlegte und den Kurfürsten erhebliche Macht einräumte. Sie garantierte den Kurfürstentümern Unteilbarkeit und Autonomie.
Mit der Goldenen Bulle schuf Karl IV. eine stabile Grundlage für die Herrschaftsstrukturen des Heiligen Römischen Reiches bis zu seinem Untergang 1356.
Schachern um Ämter und Pfründe
Im Heiligen Römischen Reich zur Zeit der Luxemburger war kaum noch etwas heilig. Nach dem Tod Erzbischofs Wilhelm von Gennep schacherten hohe Würdenträger um Ämter und Pfründe. Adolf und Engelbert von der Mark stehen für einen Tiefpunkt, denn sie schusterten sich hohe Posten und Ländereien zu. Das Erzbistum geriet finanziell immer mehr in Schieflage.
Friedrich III. von Saarwerden (EB 1370-1414) musste dann hohe Zahlungen an die Kurie leisten, damit er sein Amt antreten konnte, und verschuldete sich hoch. Dennoch wurde er mit dem Bann belegt. Schließlich bot ihm der Kaiser an, sich beim Papst für den Erlass seiner Schulden einzusetzen, wenn er bei der Königswahl für seinen Sohn Wenzel stimmte.
Bedrohung durch die Osmanen
Aus dem Gebiet um Bursa im Nordwesten Anatoliens breiteten sich die Osmanen unter der Führung ihrer Sultane systematisch aus. Unter Sultan Murad I. (1362–1389) eroberten sie große Teile der Balkanhalbinsel, darunter das serbische Fürstentum, was in der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 gipfelte, einem entscheidenden Moment in der osmanischen Expansion.
Großes Abendländisches Schisma (1378-1420)
Die Spaltung der Kirche im Großen Abendländischen Schisma (1378-1420) stellte das Reich vor eine weitere Zerreißprobe. Die Rückkehr des Papstes nach Rom führte zur Erhebung eines Gegenpapstes in Avignon, und die gegenseitigen Exkommunikationen verwirrten und belasteten die tiefgläubigen Menschen.
Gleichzeitig führte der Prager Theologe Jan Hus, ein scharfer Kritiker der Kirche, einen Reformprozess an, der insbesondere den kirchlichen Besitz infrage stellte. Das war auch eine politische Forderung, denn die reichsten Pfründe hatten Deutsche inne. Der Gegensatz zwischen Tschechen und Deutschen in Böhmen verschärft sich, und 1409 verließen die deutschen Professoren und Studenten Prag.
Konzil von Konstanz und Hussitenkriege
König Sigismund lud zu einem Konzil nach Konstanz ein. Es gelang dem Konzil (1414-18), die Einheit der römischen Kirche wiederherzustellen. Die von vielen Menschen geforderte Reform der Kirche aber unterblieb. Auch Magister Jan Hus war zugegen, nachdem der Kaiser ihm freies Geleit zugesagt hatte. Doch als er bei seiner Überzeugung blieb, wurde ihm der Prozess gemacht – er wurde als Ketzer verurteilt und 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Das löste in Böhmen einen Volksaufstand aus, es kam zum Krieg gegen die „Hussiten“, der von beiden Seiten grausam geführt wurde und weite Teile des Reiches verwüstete (1419-36).
Hauen und Stechen
Seit langem steckt das Kölner Erzstift finanziell in der Klemme. Mehrfach hat man den Bonner Rheinzoll beliehen und verpfändet. Ganz schlimm wurde es zur Zeit des Erzbischofs Dietrich von Moers (EB 1414-1463), der immer wieder Fehden anzettelte. Im Dauerstreit zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Herzog von Berg konnte König Sigismund noch vermitteln. Doch kaum hatte der amtierende Erzbischof Dietrich von Moers (EB 1414-1463) den Rücken frei, da versuchte er, die Stadt Köln wieder zu beherrschen.
Die Kölner wendeten sich an den König, dieser ermahnte den Erzbischof, doch der gab keine Ruhe. Daraufhin verbündeten sich die Kölner mit Adolf von Berg und weiteren Adligen. Auch der Erzbischof suchte und fand Verbündete, unter ihnen Godart vom Drachenfels. 1419 griff man zu den Waffen; es wurde gebrandschatzt, geplündert und verwüstet, allen voran Godart vom Drachenfels. Schließlich vermittelte der Erzbischof von Trier. Für das Erzbistum Köln brachen schwere Zeiten an, denn seine Finanzen waren zerrüttet, und der neue Erzbischof hatte kaum Handlungsspielraum.
In unserer Region
Die folgende tabellarische Übersicht bietet Ihnen einen kompakten Überblick. Wenn Sie die Zeit der Burgen aus der Perspektive ihrer einstigen Bewohner erleben möchten, sei Ihnen das Kapitel Die Herren vom Siebengebirge ans Herz gelegt.
1361-1395 | Agnes von Dollendorf und Johann vom Stein aus der Familie der Löwenburg streiten mit dem Lehnsherrn Dietrich III. von Heinsberg um die Löwenburg. Zunächst setzt sich Johann vom Stein durch, unterliegt dann Johann II. von Loon aus der Familie der Heinsberger. |
1395-1438 | Johann II. von Loon ist Herr der Löwenburg, auch wenn er selbst kaum vor Ort war. Die Löwenburg stand auch in einem Randgebiet seines Territoriums. Wenige Jahre nach seinem Tod erlischt die männliche Linie der Familie. |
1388-1428 | Godart, Burggraf, ist der wohl berühmteste von allen. Er hat mit dem Drachenfelser Trachyt ein Vermögen gemacht. Zu seinem Herrschaftsgebiet gehören weite Gebiete auf der linken Rheinseite um Ober- und Niederbachem und Berkum, das „Drachenfelser Ländchen“. |
1425 | Der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers ist so tief bei ihm verschuldet, dass er ihm 1425 Amt und Burg Wolkenburg verpfänden muss. Godart vom Drachenfels ist quasi Landesherr! |
Die Zeit der Luxemburger | Zum Weiterlesen
Wikipedia, Haus Luxemburg
Spätmittelalter
Zwischen Thronkrieg und dem Aufstieg der Habsburger | Die Zeit der Luxemburger | Magdalenenflut 1342 | Die Zeit der Habsburger
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