Zunächst die Einleitung und Übersicht zum Kapitel Preußenzeit im Siebengebirge. Was hatten denn die Preußen am Rhein verloren? Nun, das hat sich ihr König Friedrich Wilhelm III. vielleicht auch gefragt, als ihm der Wiener Kongress 1814/1815 nicht wie erhofft Sachsen, sondern das Rheinland und Westfalen zusprach.
„Jesses, Maria, Josef! Do hirohde mer in en ärm Famillich!“ – so kommentierte der Kölner Bankier Schaaffhausen die Entscheidung. Und doch bewilligte die „ärm Famillich“ später 10.000 Taler für die Erhaltung des Drachenfelses.
Preußische Rheinprovinz
Zu Beginn der Preußenzeit waren nun zwei unterschiedliche Landesteile unter einer Krone vereint. In Kleve, das lange vor der Franzosenzeit zu Preußen gehört hatte, und in überwiegend protestantischen Gebieten überwog die Freude; bei den Katholiken im Erzbistum Köln die Skepsis. Auch wenn man nicht von einer grundsätzlichen Ablehnung oder gar Feindschaft sprechen kann, waren sich beide Seiten doch fremd. Viele gebildete Rheinländer, stolz auf ihre Jahrtausende alte Kultur, konnten mit dem ostelbischen Preußen und dem als typisch preußisch empfundenen Militär und Beamtentum wenig anfangen.
Es war eine Zeit großer kultureller Blüte, aber auch eine Zeit der politischen Unterdrückung. Der preußische Staat erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die einsetzende Industrialisierung, aber auch große sozialer Not. Trotz schwerster Arbeit waren viele Menschen nicht mehr in der Lage, den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien zu sichern. König Friedrich Wilhelm IV. im Potsdamer Park Sanssouci kümmerte sich wenig.
Revolution 1848/49
Die große soziale Not und die Wut der Menschen gegen die Restaurationspolitik brachen sich in der Märzrevolution Bahn. Friedrich Wilhelm IV. bildeten ein Kabinett mit den rheinischen Liberalen Ludolf Camphausen und David Hansemann – ein Bürgerlicher aus der Rheinprovinz leitete das Kabinett! In Bonn waren Professor Gottfried Kinkel und sein Student Carl Schurz Hoffnungsträger der Demokraten.
Zwischen Revolution und Reichsgründung
Doch die Revolution scheiterte, es folgten Jahre der Reaktion; Demokraten wurden verfolgt und schikaniert. Auf Friedrich Wilhelm IV. folgten Wilhelm I. und sein Ministerpräsident, Otto von Bismarck. Preußen machte Österreich die Vorherrschaft in Deutschland zunehmend streitig. Es kam zum Krieg. Schließlich schmiedete Bismarck das Deutsche Reich, mit Blut und Eisen.
Kaiserreich
Mit der Einigung Deutschlands 1871 war ein Wunsch vieler Menschen in Erfüllung gegangen. Als Bürger des Staates Preußen erlebten die Rheinländer die Gründung des Kaiserreiches unter Wilhelm I. und seinem „Eisernen Kanzler“ Otto von Bismarck, die Zeit Wilhelms II. und am Ende die Katastrophe des Ersten Weltkriegs und die Novemberrevolution.
Ära Bismarck
Belle Epoque nennt man diese ungefähr 30 Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Europa. Im Siebengebirge wurden die Zahnradbahnen und Schloss Drachenburg gebaut. Endlich wurde auch der Kölner Dom fertiggestellt. Das Kaiserpaar kam zur feierlichen Einweihung, doch die Atmosphäre war frostig, denn Bismarcks Kulturkampf hatte tiefe Spuren hinterlassen.
Wilhelminische Zeit
„Herrlichen Zeiten“ wollte Kaiser Wilhelm II. seine Untertanen entgegenführen, und sein aufstrebende Kaiserreich verlangte seinen Platz unter den Weltmächten.
Auch am Rhein ließ es sich gut leben, und die ersten Grand Hotels standen an der Rheinallee und auf dem Petersberg. Zugleich waren die Steinbrüche im Siebengebirge in vollem Gang, und der Verschönerungsverein für das Siebengebirge kämpfte nicht nur um die Verschönerung, sondern vielmehr um den Erhalt des Siebengebirges.
Doch Wilhelms „Herrliche Zeiten“ endeten in Tod und Zerstörung. Die Welt vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 und dem Epochenjahr 1917 war eine andere als die danach. Der Beitrag über die Ära Wilhelms II. gehört von der Sache her ins 19. Jahrhundert, das folgende ins Kapitel zum Zwanzigsten Jahrhundert.
Geschichtsbücher berichten längst nicht alles ..
Geschichtsbücher berichten viel von Kaisern und Königen, Prinzen und Erzbischöfen, aber wenig von Menschen wie Ihnen und mir. Deswegen graben wir beim Rheindrachen etwas tiefer. Wie haben die Menschen diese Zeiten erlebt? In den längeren historischen Geschichten 200 Jahre Preußische Rheinprovinz und Zuhause am Rhein und in Amerika, begleiten wir die fiktive Familien Limbach und Bergmann aus unserer Region durch ganz Europa und bis zu ihren Verwandten in Amerika.
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