Dreißigjähriger Krieg

Wallensteins Truppen im Krieg
Wallensteins Truppen im Krieg

Um 1630 tobte ein verheerender Krieg zwischen protestantischen und katholischen Fürsten. Die Schweden hatten den Drachenfels erobert und große Teile des Kurfürstentums Köln sowie des Herzogtums Jülich-Berg besetzt.

Ursprung des Krieges

Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 mit dem Prager Fenstersturz, als protestantische Adelige zwei katholische Gesandte Kaiser Ferdinand II. (1619-37) aus dem Fenster der Prager Burg warfen. Was als religiöser Konflikt im Heiligen Römischen Reich begann, entwickelte sich schnell zu einem umfassenden Machtkampf. Böhmen war der erste Brennpunkt.

Die erste Phase, der Böhmisch-Pfälzische Krieg (1618–1625), endete mit dem Sieg Ferdinand II. von Habsburg über die böhmischen Rebellen. Der Dänisch-Niedersächsische Krieg (1625–1629) folgte, in dem die dänischen Truppen unter König Christian IV. gegen den kaiserlichen General Albrecht von Wallenstein kämpften. Wallenstein, ein Kriegsgewinnler des böhmisch-pfälzischen Kriegs, war besonders rücksichtslos gegen die Zivilbevölkerung und presste ihr ab, was seine Truppen brauchen. Nun schickte sich an, den Nord- und Ostseeraum für den Kaiser zu erobern.

Auf der Höhe seiner Macht, erließ Kaiser Ferdinand II. 1629 das „Restitutionsedikt“: Aller Kirchenbesitz, den katholische Geistliche beim Übertritt zum Luthertum entgegen den Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens mitgenommen hatten, wurde zurückgefordert. Hier ging es um sehr viel, denn wäre der Kaiser damit durchgekommen, hätte er der Reformation beträchtlich geschadet und zugleich seine Macht ungeheuer gestärkt. So brachte er alle Fürsten, Katholiken wie Protestanten, gegen sich auf. Er musste das Edikt revidieren, und Wallenstein, der verhasste Emporkömmling, musste gehen.

Unabhängigkeitskrieg der Niederlande

Noch schien der Krieg weit weg. Doch auch der Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen die Spanier wurde zum Teil auf Reichsgebiet ausgetragen; Truppen beider Seiten drangen an den Niederrhein vor. 

Im Sommer 1620 drangen holländische Truppen in die vereinigten Herzogtüner Jülich-Kleve-Berg vor. Auf dem Komper Werth, der Landzunge zwischem dem Rhein und der Mündung der Sieg, im nördlichesten Stadteil von Bonn. Hier bauten sie eine Festung, von hier wollten sie vordringende spanische Truppen aufhalten.  Die annähernd 3.000 Soldaten der Festung forderten von den umliegenden Dörfern hohe Abgaben, brandschatzten und terrorisierten die Bevölkerung.

Im Juli des Jahres 1622 erreichten spanische Truppen  die untere Sieg und begannen mit der Belagerung der Festung von beiden Rheinufern.  Bis zum Jahresende hielten die Holländer stand. Am 3. Januar 1623 gaben sie die Festung auf. Die Festungsanlage wurde danach von den Spaniern besetzt und bis etwa 1629 gehalten. Die Spanier forderten ebenfalls hohe Abgaben von der umliegenden Bevölkerung. 

Neutralität der Landesherren

Beide Landesherren, der Kölner Kurfürst und der Herzog von Jülich-Kleve-Berg, waren katholisch. Im Kurfürstentum Köln regierte die bayrischen Wittelsbacher. 

Der Kölner Kurfürst Ferdinand von Bayern (1612-1650) war eine führender Vertreter der Gegenreformation, und unter im wurde Kurköln insbesondere zwischen 1626 und 1631 eines der Zentren der Hexenverfolgung. Auch der Herzog von Jülich-Berg, Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, war Wittelsbacher, genauer gesagt er hatte in die Familie der bayrischen Wittelbacher eingeheiratet und war zum Katholizismus übergetreten. In Jülich-Berg ebenso wie in der Pfalz betrieb er die Rekatholisierung.

Ungeachtet ihrer katholischen Religion wahrten beide Landesherren Neutralität. Doch das schütze ihre Regionen sie nicht vor Trup­pen­durch­zü­gen, Ein­quar­tie­run­gen und Kont­ri­bu­ti­ons­er­pres­sun­gen.

Schwedischer Krieg (1630-35)

In den frühen 1630er Jahren befand sich der Krieg in einer entscheidenden Phase. Die ehrgeizigen Pläne des Kaisers für den Ostseeraum hatten Schwedens König Gustav Adolf alarmiert. Er wollte Schwedens Vorherrschaft verteidigen, und als Protestant die Vernichtung der Reformation im Reich verhindern.

1630 trat Schweden in den Krieg ein, finanziell unterstützt von Frankreich unter Kardinal Richelieu. Zwar waren die Franzosen Katholiken, doch Richelieu wollte nicht zulassen, dass die Habsburger eine Vormachtstellung in Europa erlangten. Die Protestanten hielten sich zunächst zurück.

Im Mai 1631 eroberte ein katholisches Söldnerheer unter dem Oberbefehl von Tilly die Stadt Magdeburg. Die Belagerung endete in einem verheerenden Massaker, das als eines der schrecklichsten Ereignisse des Krieges gilt. Die Nachricht von der Zerstörung Magdeburgs verbreitete sich weit und führte dazu, dass sich viele protestantische Fürsten Gustav Adolf anschlossen.

Am 17. September 1631 schlug das schwedische Heer unter Gustav Adolf in der Schlacht bei Breitenfeld die Truppen der katholischen Liga unter Tilly vernichtend. Der Weg zum Rhein war frei. Tilly musste sich nach Süddeutschland zurückziehen. Nun zog Gustav II. Adolf nach Süden, besiegte Tillys Armee zweimal und stand 1632 in München. Tilly war tödlich verwundet worden, die Liga schien am Ende, und der Kaiser rief Wallenstein zurück.

Im Sommer 1632 bei Lützen kam es zur Schlacht. Die Protestanten unter Führung des schwedischen Königs siegten, doch Gustav Adolf ll. fiel im Gefecht.

Baudissins Feldzug

Vor seinem Tod hatte Gustav Adolf General Wolf Heinrich von Baudissin beauftragt, in Richtung Bonn vorzurücken, um die neutralen, überwiegend katholischen Fürstentümer davon abzuhalten, sich Wallenstein anzuschließen. Zudem war das Rheinland bis dahin vom Krieg verschont geblieben, dort wollte man die nötigen Mittel für den Unterhalt der Söldnertruppen erpressen.

Der Drachenfels wird erobert

Im Herbst 1632 rückte Baudissin mit etwa 8000 Fußsoldaten und 2800 Reitern von Frankfurt über den Westerwald ins Rheinland ein. Am 27. Oktober 1632 ließ er Siegburg stürmen; für die folgenden Jahre bis 1635 wurde sie zum schwedischen Stützpunkt. Auch weitere Städte des Herzogtums Berg wurden besetzt. Von Herzog Wolfgang Wilhelm forderte er eine gewaltige Summe Geld, doch der Herzog lehnte ab. Im November 1632 eroberten die Schweden den Drachenfels. Nun konnten sie die Rheinschifffahrt und damit verbundene Einnahmen kontrollieren. 

Ende Dezember hielten die Schweden große Teile des Kurfürstentums Köln und des Herzogtums Jülich-Berg besetzt. Baudissin griff Deutz an, scheiterte aber und verzichtete dann auf Angriffe gegen die befestigten Residenzstädte Bonn und Düsseldorf.

Schreckensmeldungen

Schreckensmeldungen gingen allen Söldnerheeren, egal ob katholisch oder protestantisch, voran. Manche Städte gaben vor der Drohung, die Stadt komplett zu zerstören, den Forderungen der Schweden nach; doch das bewahrte sie nicht vor Verwüstungen und Plünderungen. 

Linz war Kölner Gebiet, eine gut befestigte Stadt, entschied im Winter. 1632, sich den Schweden kampflos zu ergeben. Von Linz aus operierten die Schweden im ganzen Rheingebiet bis nach Neuwied sowie auf der anderen Rheinseite in Remagen und bis nach Andernach. Die Insel Nonnenwerth nahmen sie in Besitz und nutzten die dortige katholische Kirche als Pferdestall.

In den kleinen Ortschaften machten sich Angst und Panik breit, manche versteckten sich mit ihrer Familie und ihren wenigen Habseligkeiten im Wald. Andere haben vielleicht an Widerstand gedacht. Doch was sollten die wenigen Dorfbewohner mit ihren Spießen,  und vielleicht ein paar Armbrüsten gegen eine zahlenmäßige Übermacht überlegener, kampferprobter und gut bewaffneter  schwedischer Söldner ausrichten.

Gegenoffensive des Erzbischofs

Um das katholische Rheinland sowie das Mittelrheintal nicht dauerhaft an die Schweden zu verlieren, rüstete der Kölner Erzbischof und Kurfürst Ferdinand ein Söldnerheer bestehend aus Spaniern, kurkölnischen Soldaten und Luxemburgern aus, um die Schweden zu vertreiben. Unter dem Kommando von General Ernst von Isenburg-Grenzau, drängten sie die Schweden zurück und eroberten 1633 den Drachenfels und weitere rechtsrheinische Burgen zurück. Etwas später, 1633, wurde bei Gefechten die Löwenburg zerstört.

Die Festung auf dem Drachenfels wurde 1634 geschliffen und später ganz abgerissen, um sie unbrauchbar zu machen.

Französisch-Schwedischer Krieg

Nach Wallensteins Ermordung 1634 übernahm Erzherzog Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand III., das Kommando über die kaiserlichen Truppen. Nach schweren Niederlagen der Schweden brachen mit Ausnahme des calvinistischen Landgrafen von Hessen-Kassel fast alle protestantischen Fürsten aus dem Bündnis mit Schweden aus und schlossen mit Kaiser Ferdinand II. den Prager Frieden. 

Damit waren die Kampfhandlungen im Reich weitgehend eingestellt, doch der Krieg gegen Schweden ging weiter. In Paris fürchteten König Ludwig Xlll. und sein Kanzler Kardinal Richelieu, dass nun der Kaiser siegen würde, und die Vormachtstellung der Habsburger in Europa weiter gestärkt würde. Nun trat Frankreich offen an der Seite Schwedens in den Krieg ein. Schon lange ging es nicht mehr um einen Glaubenskrieg innerhalb des Reiches, sondern um die Vorherrschaft in Europa.

Schreckensjahre

Es waren Schreckensjahre. Der jahrzehntelange Krieg hatte die Kämpfer verroht. Verspätet oder gar nicht besoldet, hielten sie sich die Söldner durch Diebstahl, Raub oder Brandschatzung schadlos. Viele Heerführer hatten Wallensteins Vorgehen, der Zivilbevölkerung den Unterhalts seines Heeres abzupressen, übernommen; der jahrzehntelange Krieg hatte die Kämpfer verroht. Söldnerheere mit ihrem Tross zogen durch die Lande, unter ihnen viele Abenteurer oder gar Kriminelle. Verspätet oder gar nicht besoldet, hielten sie sich durch Diebstahl, Raub oder Brandschatzung schadlos. 

Die Stadt Bonn hatte sich nicht auf ihre Stadtmauer aus dem Mittelalter verlassen, sondern ihre Verteidigungsanlagen in der Frühen Neuzeit kontinuierlich verstärkt und ausgebaut. Noch während des Krieges begann man mit der Neubefestigung Bonns nach dem Bastionarsystem. So überstand Bonn überstand den Krieg deutlich besser als viele andere deutschen Städte.

Die umliegenden Gebiete traf der Krieg schwerer. Bis zum Ende des Kriegs blieben die Gebiete Kurkölns ein Tummelplatz schwedischer, französischer, kaiserlicher und spanischer Kriegshaufen. 1638 berichtete Wolfgang Wilhelm, der Herzog von Jülich-Kleve-Berg, dass im Bergischen Land kaum ein Sechstel der Einwohner überlebt hatte. Es war noch nicht vorbei. 1641 rück­te ein Heer der mit Frank­reich und Schwe­den ver­bün­de­ten Hes­sen-Kas­sel  über Berg in das Kur­fürs­ten­tum Köln. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges waren weite Landstriche verödet und menschenleer. 

Westfälischer Friede

Endlich wurde 1648 in Münster und Osnabrück Frieden geschlossen. Die Fürsten nahmen an den Verhandlungen teil und bekamen weitreichende Souveränität in ihren Ländern zugesprochen. Sie konnten nun eigenständig Bündnisse schließen, auch mit ausländischen Mächten, solange diese nicht gegen das Reich gerichtet waren. 

Die Calvinisten bekamen die gleichen Rechte wie die Lutheraner. Die Fürsten erhielten das Recht, die Religion in ihren Territorien zu bestimmen (cuius regio, eius religio), und die Untertanen durften unter bestimmten Bedingungen auswandern, wenn sie die Religion ihres Fürsten nicht akzeptierten.

Schweden erhielt bedeutende Gebiete in Norddeutschland, Frankreich konnte seine östlichen Grenzen erweitern. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Das Reich bestand nun aus ca. 300 kleineren und größeren Einzelstaaten, und es war bettelarm.

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