Kreuzzüge

Siebengebirge Geschichte, Kreuzzüge
Kreuzritter

Einige Sagen aus dem Siebengebirge spielen zur Zeit der Kreuzzüge. Das liegt nahe, denn damals zogen auch zahlreiche rheinische Ritter nach Palästina. Graf Heinrich II. von Sayn war Kaiser Friedrich I. auf den Dritten Kreuzzug gefolgt; Graf Heinrich III. von Sayn war beim Kreuzzug nach Damiette dabei.

Hier ist ein kleine Chronik der Kreuzzüge.

1096-1099, Reich und Orient

Seit langem waren die heiligen Stätten in der Hand der Araber. Dennoch konnten Pilger unbeschadet nach Jerusalem reisen. Das änderte sich, als Anfang des 12. Jahrhunderts die türkischen Seldschuken im byzantinischen Kleinasien einbrachen. Als der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos (1081-1118) um Waffenhilfe bat, hoffte er wohl auf eine Söldnertruppe, die seinem Befehl unterstellt würde.

„Gott will es“

Papst Urban II. nahm sich der Sache an, gab ihr aber eine andere Wendung. 1095 in Clermont forderte er die französischen Ritter auf, nach Palästina zu ziehen und die heiligen Stätten der Christenheit zurückzuerobern. Den Kreuzfahrern wären ihre Sünden vergeben, versprach er, und wer unterwegs starb, sollte sofort ins „himmlische Jerusalem“, ins Himmelreich kommen. Er fand begeisterte Zustimmung, nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa. Überzeugt, dass der Kampf gegen die „Ungläubigen“ ihre Ritterpflicht sei, nahmen viele Ritter das Kreuz.

Erster Kreuzzug

Im Sommer 1096 zogen unzählige Kreuzfahrer auf dem Landweg durch Osteuropa nach Byzanz. Gemeinsam besiegten Kreuzfahrer und Byzantiner die Seldschuken 1087, doch das Verhältnis war von Anfang an gespannt. Schon ein Jahr später setzte sich einer der Anführer, Balduin von Boulogne, ab und eroberte sich ein eigenes Reich. die Grafschaft Edessa. Nach einer langen Belagerung fiel im Juni 1098 Antiochia, und sogleich forderte es der Normanne Bohemunt von Tarent für sich; das Fürstentum Antiochia entstand.

Die Kreuzfahrer schafften Fakten, die Allianz mit Byzanz zerbrach. Im Juli 1099 eroberten die Kreuzritter Jerusalem und töteten die gesamte einheimische Bevölkerung.

1095-1099, Rheinland

Der Aufruf zum Kreuzzug führte einer ersten großen Welle von Judenverfolgungen im Rheinland. Erzbischof Hermann III. von Köln (EB 1089-99) konnte sie nicht so schützen, wie er es wollte.

1099, Israel/Palästina

Königreich Jerusalem

Nach der Eroberung Jerusalems wurde Gottfried von Bouillon aus Lothringen erster Herrscher des gerade eroberten Landes. König wollte er sich nicht nennen an dem Ort, wo Christus die Dornenkrone getragen hatte, deshalb nahm er den Titel „Verteidiger des Heiligen Grabes“ an. Doch er starb wenige Monate später. Sein Bruder und Nachfolger Balduin war dann König des Königreiches Jerusalem. Neben dem Königreich Jerusalem waren als Kreuzfahrerstaaten die Grafschaft Edessa, das Fürstentum Antiochia, das Königreich Jerusalem und die Grafschaft Tripolis entstanden. Doch diese Staaten waren ständig in Gefahr und mussten verteidigt werden, dazu brauchte man gut trainierte Kämpfer – Elitetruppen, die auf Dauer im Heiligen Land blieben. Doch viele Kreuzfahrer zog es zurück.

1118/1120-1154, Israel/Palästina

Ritterorden: Templer und Johanniter

Nun begann die Zeit der Ritterorden, der Templer, Johanniter und etwas später des Deutschen Ordens. Sie verbanden zwei mittelalterlichen Ideale, das des christlichen Ritters und des Mönchs, der in Armut und Keuschheit dem Nächsten dient. Die Templer trugen einen roten Waffenrock mit weißen Kreuz,; die Johanniter einen schwarzen Waffenrock mit weißem Kreuz.

Zweiter Kreuzzug (1147-1149)

1147-1149, Reich und Orient

Bernhard von Clairvaux, der große Zisterzienser-Mönch, zog durch Westeuropa und rief zum Kreuzzug auf. Dabei wurde er noch deutlicher als zuvor Papst Urban II. Er lobte die Tempelritter als christliche Ritter hoch und rechtfertigte auch die Tötung von „Ungläubigen“ ausdrücklich. Das galt jedoch nicht für weltliche Ritter, denen es nur um Macht und Reichtum galt.

1147 predigte er im Kölner Dom und schließlich nahm auch König Konrad III. das Kreuz. Er hatte lange gezögert, doch Könige und vor allem der Kaiser galten als die Schutzherrn der Christenheit und standen ganz besonders in der Pflicht, und darauf hob Bernhard in seiner Predigt ab. Konrad III. verweigerte sich nicht länger und führte gemeinsam mit dem französischen König Ludwig VII. den zweiten Kreuzzug nach Palästina an.

Im Oktober 1147 erlitten die Kreuzfahrer eine vernichtende Niederlage in Anatolien, vergeblich belagerten sie im Juli 1148 Damaskus, und nach Jerusalem kamen sie nie. König Konrad kam als gebrochener Mann zurück.

1147, Rheinland

Am Vorabend des zweiten Kreuzzugs kam es wieder zu Judenprogromen. Der Kölner Erzbischof Arnold I. von Merxheim stellte den Kölner Juden die Wolkenburg als Zufluchtsstätte zur Verfügung, um sie vor Übergriffen zu schützen.

1187, Orient

Die lange zerstrittenen Araber hatten in Sultan Saladin einen großen Anführer gefunden. Unter ihm auf arabischer und dem leprakranken König Balduin IV. auf christlicher Seite hatten die Waffen lange geschwiegen.

Doch der Überfall auf eine arabische Karawane änderte alles. Im Juli 1187, bei den Hörnern von Hattin, schlugen die Araber ein christliches Heer vernichtend, danach fiel Akkon. Am 20. September 1187 begann die Belagerung von Jerusalem. Mit dem Mut der Verzweiflung verteidigten Balian von Ibelin und die christlichen Einwohner Jerusalem, doch Ende September 1187 mussten sie aufgeben. Für Westeuropa war der Fall Jerusalems ein Schock.

Dritter Kreuzzug

1189-1192, Europa und Orient

Am 27. März 1188 nahm der hochbetagte Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Kreuz, am 11. Mai 1189 brach er nach Palästina auf. Unter den Rittern des Kaisers war auch Graf Heinrich II, von Sayn. Es war der „Kreuzzug der Könige“; denn auch Philipp II. von Frankreich und Richard I. Löwenherz zogen nach Palästina. 

Eine Katastrophe für die deutschen Kreuzritter

Nach unendlichen Strapazen und zwei erfolgreichen Gefechten gegen die Muslime starb Friedrich I. am 1. Juni 1190 im Fluss Saleph in Anatolien. Sein Sohn Friedrich V. von Schwaben zog mit einer kleinen Schar weiter, um Friedrich Barbarossa in Jerusalem zu beerdigen, doch er kam nie dort an. Für die deutschen Ritter endete der Dritte Kreuzzug, der so glanzvoll begonnen hatte, in einer Katastrophe. Unzählige Menschen und Tiere starben vor Erschöpfung, Hunger und Durst und in den ständigen Gefechten unterwegs; Jerusalem sahen sie nie. Von den ungefähr 15.000 ausgezogenen Rittern kamen nur 1.000 zurück; unter ihnen Graf Heinrich II. von Sayn.

Sultan Saladin behielt die Oberhand, und Richard Löwenherz geriet auf dem Rückweg in Gefangenschaft. Aber gerade die Beziehung zwischen Richard Löwenherz und Saladin belegt, dass es trotz Feindschaft und Kampf auch Achtung voreinander gab.

1190, Israel/Palästina

Deutscher Orden

Als Dritter Orden wurde der Deutsche Orden gegründet. Seine Ritter trigen einen weißen Waffenrock mit schwarzen Kreuz. Im Codex Manesse ist der Minnesänger Tannhäuser in der Tracht des Deutschen Ordens abgebildet.

Kreuzzug Heinrichs VI.

1197, Messina und Orient

Kaiser Heinrich VI. hatte am 11. März 1195 das Kreuz genommen, und im September 1197 sammelte sich sein Kreuzzug in Süditalien. Doch der Kaiser wurde schwer krank und starb am 28.09.1197 in Messina, wohl an der Malaria.

Vierter Kreuzzug

1202-1204, Orient

Papst Innozenz III. drängte auf einen erneuten Kreuzzug. Im Oktober 1202 trafen um die 10.000 Kreuzritter in Venedig ein, doch es waren viel zu wenig, um die Rechnung der Republik Venedig für die Schiffe und weitere Vorleistungen zu bezahlen. Zur Teilabgeltung willigten die Kreuzfahrer ein, die dalmatische Stadt Zara für Venedig zurückzuerobern. Dabei war Zara eine christliche Stadt, die zum Königreich Ungarn gehörte. Trotz erheblicher Differenzen eroberten venezianische Truppen und Kreuzritter im November 1202 Zara. Hier überwinterten sie auch.

Im April 1203 erschien Alexios IV. Angelos, der byzantinische Schwager König Philipps von Schwaben, im Lager der Kreuzfahrer in Zara. Sein Vater, Kaiser Isaak II., war von seinem Bruder gestürzt und eingekerkert worden; Alexios hatte zu seinem Schwager entkommen können. Da Philipp selbst Krieg um die Krone des Reiches führte, hatte er ihm geraten, sich an die Kreuzfahrer zu wenden und zugleich deren Anführer, seinem Vasallen Bonifaz von Montferrat nahelegt, Alexios zu unterstützen.

Sturm auf Konstantinopel

Gegen erhebliche Zugeständnisse und für viel Geld griffen die Kreuzfahrer im Juni 1203 Konstantinopel an. Der Thronräuber floh, die Byzantiner befreiten Isaak II., setzten ihn wieder auf den Thron und Alexios wurde Mitregent. Doch er konnte seine Zusagen nicht halten. Im Gegenteil, er fand  kaum Unterstützung bei seinen Landsleuten und überwarf sich schließlich auch mit den Kreuzfahrern. Im Januar 1204 wurde er gestürzt und ermordet.

Der neue Herrscher, Alexios V., war ein Feind der Kreuzfahrer und lehnte es ab, die von Alexios IV. gemachten Zusagen einzuhalten. Nun entschieden die Kreuzfahrer, Byzanz mit Gewalt zu erobern. Im April 1204 endete der Vierte Kreuzzug endete mit der Eroberung und Plünderung von Byzanz.

1204-1265, Orient

Die Gebiete des besiegten Byzantinischen Reiches wurden aufgeteilt, dabei sicherte sich Venedig zahlreiche Seestädte. In einigen ehemals byzantinischen Gebieten um den Bosporus entstand das Lateinische Kaiserreich Romania.

V. Kreuzzug gegen Damiette

1217-1221, Orient

Auf dem Vierten Laterankonzil unter Papst Innozenz III. war ein weiterer Kreuzzug beschlossen worden. 1218 brachen zahlreiche Ritter unter König Andreas II. von Ungarn und Herzog Leopold VIl. von Österreich nach Palästina auf. Dort stellte sich Johann von Brienne, der König von Jerusalem und spätere Schwiegervater Friedrichs II., an die Spitze des Kreuzheers.

Im April 1218 begann die Belagerung der ägyptischen Hafenstadt Damiette, die die Wasserweg nach Kairo kontrollierte. Nach anfänglichen Erfolgen verhinderte ein Streit unter den Kreuzfahrern um den päpstlichen Legaten das weitere Vordringen. Ein Waffenstillstandsangebot des Sultans Al-Kamil in Kairo, ja sogar die Rückgabe von Palästina lehnte er ab. Dennoch gelang im November 1219 die Eroberung Damiettes; doch auf dem Vormarsch nach Kairo wurden Kreuzfahrer geschlagen und mussten Damiette wieder räumen.

Kreuzzug Friedrich II.

1228/1229, Orient

Als Gebannter zog Friedrich II. nach Palästina und konnte durch Verhandlungen mit Sultan Al-Kamil Jerusalem zurückgewinnen. Doch beiden brachte es nur Hass ein. Friedrichs Gegner, unter ihnen der Patriarch von Jerusalem, die Templer und die anderen Ordensritter schreckten selbst vor Verrat und Attentaten nicht zurück. Nur seine deutschen und italienischen Ritter sowie die Ritter des Deutschen Ordens unter seinem engen Vertrauten Hermann von Salza standen loyal zu ihm.

1244, Jerusalem

Doch schon 1244 wendete sich das Blatt. Die zentralasiatischen Choresmier eroberten Jerusalem; noch im selben Jahr erlitt das Kreuzfahrerheer eine vernichtende Niederlage gegen die Ägypter.

Sechster Kreuzzug

1248-1254, Orient

Nun übernahm der französische König Ludwig IX. der Heilige die Führung der Kreuzzüge. Er führte den sechsten Kreuzzug an, das Ziel war Ägypten. Nach anfänglichen Erfolgen unterlag sein Heer in Kairo, der König selbst geriet in Gefangenschaft. In den folgenden Jahren sahen sich die Kreuzfahrerstaaten zwei Feinden gegenüber: den aus Asien heranstürmenden Mongolen, die alles zerstörten und töteten, was sich ihnen in den Weg stellte, und den Mamlucken aus Ägypten. Es war unmöglich, gegen beide Feinde zu bestehen. 1260 bei Ain Dschalut in Palästina gelang den Mamlucken unter Sultan Baibars der Sieg über die Mongolen. Baibars übernahm nun selbst die Macht und wollte die Kreuzfahrer vertreiben. Diese waren auf sich allein gestellt und untereinander zerstritten. Erst am Ende kämpften Johanniter und Templer Seite an Seite.

Rückzug der Lateiner aus Outremer

1261, Byzanz

Mit den Mamlucken stand den Kreuzrittern ein Feind gegenüber, dem sie auf Dauer nicht gewachsen waren. Eine Festung nach der anderen fiel; schließlich war nur noch Akkon in der Hand der Kreuzfahrer. Auch das Lateinische Kaiserreich in Byzanz konnte sich nicht halten. Sein letzter Herrscher, Balduin II. verbrachte viel Zeit in Europa, um die Fürsten um Geld und Unterstützung zu bitten, doch er bekam sie nicht.

Dafür erstarkten die Byzantiner wieder, und Michael VIII. Palaiologos eroberte Byzanz zurück. Unter der Dynastie der Palaiologen entstand noch einmal ein Byzantisches Reich, doch war es nur noch ein Schatten des alten und hatte den türkischen Seldschuken kaum etwas entgegenzusetzen.

Siebter Kreuzzug

1270-1291, Orient

Noch einmal nahm König Ludwig IX. das Kreuz (1270), doch er verstarb in Tunis.

Mit dem Fall Akkons (1291) war das Ende der Kreuzfahrerstaaten gekommen. Später orientierten die Johanniter nach Zypern und Rhodos, der Deutsche Orden ins Baltikum. Die Templer waren im heimischen Frankreich zu reich und zu mächtig geworden.  – König Philipp IV. (1307-1312) vernichtete sie.

Für das Bild aus Jordanien möchte ich Annette Fleck herzlich danken.

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