Auf dem Weg von Oberdollendorf nach Heisterbacherrott sieht man schon von weitem auf der rechten Seite das barocke Portal von Kloster Heisterbach, und kurz darauf die mittelalterliche Chorruine.
Sie ist alles, was uns von der ehemaligen Abteikirche der Zisterzienser geblieben ist. An einem ruhigen Sommertag bin ich in Heisterbach. Alles ist grün, und da sind die bunten Farbtupfern: Wildtulpen und Hohler Lerchensporn an den Grabsteinen der Lohnarbeiter, und an der Chorruine eine lila Distel.
Plattenwege im Boden zeigen den Verlauf der einstigen Klostergebäude an. Die Klosterlandschaft Heisterbach wurde 2010 im Rahmen eines großen Programms zur Strukturförderung (Regionale 2010) richtig schön neu gestaltet, mit den restaurierten Gebäuden und Gartenanlagen und den zahlreichen Hinweistafeln zu historischen Ereignissen ebenso wie zu seltenen Pflanzen. Zu gibt es online eine eindrucksvolle Dokumention der Dießenbacher Informationsmedien mit einer 3D-Visualisierung der Klosterlandschaft Heisterbach und Rekonstruktionen der Kirche und Illustrationen, wie das Gelände zu verschiedenen Epochen ausgesehen hat.
Wie viele Ort im Siebengebirge ist Heisterbach ein Ort, der mich mit den Menschen und den Geschichten verbindet, die hier gelebt haben. Die Plattenwege zeichnen den einstigen Grundriss der Klostergebäude nach.
Während meine Füße im Hier und Jetzt bleiben, wandern meine Gedanken zurück ins Hochmittelalter, als Caesarius von Heisterbach hier lebte und wirkte. Wo mag seine Schreibstube gewesen sein? Aber der Reihe nach.
Gründung und Blütezeit
Gehen wir einmal zurück ins Hochmittelalter zum Ende des 12. Jahrhunderts. Der mächtige Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg (1167-1190) hatte im Zisterzienserkloster Himmerod um die Entsendung von Mönchen ins Siebengebirge gebeten. Sie sollten sich auf dem Stromberg niederlassen, so hieß der Petersberg damals. Das war auch ein politischer Coup, denn wo des Erzbischofs Mönche ihr Kloster gründeten, konnte kein Regionalfürst seine Burg bauen. So zogen am 22. März 1189 zwölf Mönche aus Himmerod unter ihrem Abt Hermann (1189-1196) auf den Petersberg. Doch schon 1193 zogen sie hinab ins Heisterbacher Tal.
Caesarius
Caesarius trat 1199 ins Kloster Heisterbach ein. Zunächst war er Novizenmeister und verfasste Lehrschriften, die man immer wieder abschrieb und in vielen Klöstern nutzte.
In seinem bekanntesten Werk, dem „Dialogus miraculorum“ (1219-23), beschrieb er in Wundererzählungen den Alltag des Klosterlebens. Die Zisterziensermönche wollten in Abgeschiedenheit nach der Benediktinerregel „ora et labora“ (bete und arbeite) leben und ihre Klöster in Eigenwirtschaft betreiben. Schon bald hatten sie mehr, als sie für sich brauchten, und konnten in Zeiten der Not die Armen versorgen. Caesarius berichtet von einer großen Hungersnot im Jahr 1198, als 1.500 Menschen an der Klosterpforte geholfen wurde. „Die Hand der Armen sei Gottes Opferkasten“, sagte er. Auch ein Hospital wurde aufgebaut. 1254 stiftete Grafin Mechthild, die Witwe Heinrichs III. von Sayn, zusätzlich 13 neue Pflegestellen für Arme.
Die Abteikirche
Unter dem zweiten Abt Gevard (1196-1209) und dem dritten Abt Heinrich I. (1208-1240) entstand in den Jahren von 1203 bis 1237 die Abteikirche. Einweihung der Abteikirche am 18.10.1237. Sie war eine der größten in der Region, nur der Kölner Dom war größer und höher. Die Steine für den Bau brachen die Mönche am nahegelegenen Stenzelberg.
Wo war Caesarius‘ Schreibstube?
Wo mag er seine „Wundersamen Geschichten“ geschrieben haben, wo mag seine Schreibstube gewesen sein? Und wo hat er seine so besondere Vita der Heiligen Elisabeth geschrieben, ein Werk, das die Gräfin Mechthild von Sayn es später gar nicht mehr aus der Hand legen konnte? Und wo mag er andere Menschen getroffen haben, die ihm Unterlagen brachten oder von Gesprächen mit Zeugen berichteten? Caesarius ist für seine Wahrheitsliebe bekannt; er gab an, ob er seine Informationen aus erster Hand oder nur vom Hörensagen hatte.
Caesarius der Zeitzeuge
Heute ist Caesarius ein wichtiger Zeitzeuge für die späte Stauferzeit. Ganz so abgeschieden war es in Heisterbach freilich nicht, und die Heisterbacher Äbte der Stauferzeit waren auch politisch wichtige Männer. Abt Heinrich I. stand in Kontakt mit Kaiser Friedrich II., König Heinrich (VII.) und dem Papst. Der Kölner Erzbischof Engelbert I. von Berg (EB 1215 -1225) war dem Kloster eng verbunden. Als er 1225 ermordet wurde, zog Abt Heinrich I. mit dem Leichenzug zum Hoftag nach Frankfurt und erhob Anklage gegen die Mörder.
Irgendwo hier auf dem Areal hat ihn vor etwa 800 Jahren sein Abt Hermann zu sich gerufen, berufen, ihm vom Mord am Kölner Erzbischofs Engelbert I. von Berg berichtet, und vom Auftrag seines Nachfolgers, eine Vita Engelberts zu verfassen? Da war die Abtei noch im Bau.
Blick auf die Abteikirche
Als Caesarius an der Elisabeth-Vita schrieb, war die Abteikirche fertig. Heute haben wir leider nur noch die Ruine des Chores. Sie ist spätromanisch, zugleich sieht man, dass der mittelalterliche Baumeister auch die neuen, aus Frankreich stammenden gotischen Formen kannte. Hier in Heisterbach wollte er Baukunst und das Ideal der Zisterzienser nach Einfachheit in Einklang bringen
Caesarius selbst hatte vor seinem Eintritt ins Kloster Heisterbach eine Wallfahrt zur heiligen Maria von Rocamadour in Okzitanien gemacht, auf dem Weg dürfte er gotische Kirchen gesehen haben. Vielleicht hat ihn auch die Schönheit des Baus inspiriert.
Vielleicht kam selbst er an einigen Stellen nicht weiter, und durch die wunderen Fenster in den dichten Buchenwald geschaut. Oder er hat sich ganz nach dem Frühgebet, als die Morgennebel noch in der Luft hingen, vielleicht draußen in die Natur gesetzt.
Wallfahrtsorte Heisterbach und Petersberg
Dann wandern die Gedanken weiter. Nach der Zeit von Caesarius, der ersten Blütezeit des Klosters, geriet Kloster Heisterbach in eine finanzielle Schieflage. Der Unterhalt des Klosterbetriebs verschlang hohe Summen, die die Mönche nicht selbst erwirtschaften konnten.
Anfang des 14. Jahrhunderts wurden die Kapelle auf dem Petersberg und die Abteikirche in Heisterbach Wallfahrtsorte. Hier gewährte man Ablässe, d.h. für Bittgänge an genau festgelegten Tagen, für Stiftungen u.ä. waren Sünden vergeben. Päpstliche Verkündigungen von 1312 und 1319 bestätigten dies. Seitdem zogen über viele Jahre Pilger an kirchlichen Feiertagen hinauf zum Petersberg und zum Kloster Heisterbach. Dennoch blieb die Abtei verschuldet, deshalb wurden schwere Kirchenstrafen verhängt und Äbte abgesetzt.
Das 14. Jahrhundert brachte großes Leid. In weiten Teilen Europas zu lang anhaltenden Hungersnöten, hauptsächlich hervorgerufen durch die Abkühlung des Klimas, Naturkatastrophen und Pestwellen. 1357 wurde die Zahl der Mönche im Kloster beschränkt.
Personalmangel kam hinzu, man musste Knechte einstellen oder die Güter verpachten. 1469 verdächtigte man sogar den Abt von Heisterbach, unerlaubten Handel mit Reliquien zu betreiben.
Hallo,
Ich bin körperlich behindert und ich sammle unbeschriebene Ansichtkarten/Postkarten im Farbe von Kirchen und Kloster in Ihre Region. Haben Sie vielleicht solche Karten und Aufkleber für mich ?
Vielen Dank
J.E. Walraven
Merwe Donk 51
NL 4207 XA Gorinchem
Niederlande
Hallo, im Augenblick habe ich leider keine Ansichtskarten mit Kirchen und Klöstern, ich bin auch gerade nicht vor Ort, doch in der letzten August-Woche wieder, und dann besorge ich gerne die passenden Ansichtskarten und schicke sie Ihnen! Alles Gutes nach Gorinchem 🙂
eine schöne Rouine
Ja, Heisterbach hat seinen Zauber! Alles Gute und bleiben Sie gesund!