Vieles im Siebengebirge erinnert an die Stauferzeit: die Burgen Drachenfels, Löwenburg und Rosenau, ebenso das Kloster Heisterbach und die„Wundersamen Geschichten“ des Caesarius von Heisterbach. Da liegt es nah, dass es aus dieser Zeit besonders viel zu berichten gibt.
Die Staufer
Die Staufer gelten als die glanzvollste Dynastie des Hochmittelalters. Kaiser wie Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II. prägten das Reich durch ihre ambitionierte Politik, eindrucksvolle Hofhaltung und Förderung von Wissenschaft und Kultur; doch sie gerieten dabei in heftige Auseinandersetzungen mit den mächtigen Päpsten jener Zeit. Der mächtigste aller Stauferkaiser jedoch war Heinrich VI., Barbarossas Sohn und Friedrichs Vater. Mit seinem Bild beginnt der Codex Manesse, die große Heidelberger Liederhandschrift.
Die Herrschaft Ottos IV. , väterlicherseits ein Welfe, mütterlicherseits ein Plantagenet, steht meistens im Schatten der Staufer, und doch steht seine kurze umunstrittene Herrschaft für Innovationen und den kulturellen Austausch zwischen dem englischen, französischen, flämisch-brabantischem und dem deutschen Kulturraum.
Beiträge in diesem Kapitel:
Friedrich Barbarossa und die Kölner Erzbischöfe
Burg Drachenfels entstand. Barbarossas Kanzler, der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, kämpfte mit dem Kaiser in Italien brachte die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln. Sein Nachfolger Philipp von Heinsberg rief Zisterzienser ins Siebengebirge.
Herrscher, Minnesänger und Zisterzienser
Die Zisterzienser zogen vom Petersberg hinab in Heisterbacher Tal. Das war nicht unumstritten, denn viele Menschen sahen in den geschäftstüchtigen Zisterzienser eine übermächtige Konkurrenz. Sein plötzlicher Tod des Kaisers in Sizilien stürzte das Reich ins Chaos.
Krieg um den Thron
Ein Krieg um den Thron brach aus zwischen Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig-Poitou. Auch das Rheinland wurde schwer verheert. Vermutlich in jenen Jahren erbauten die Grafen von Sayn Burg Löwenburg.
Friedrich II. und die Herren vom Siebengebirge
Unter Kaiser Friedrich II. wurde Süditalien das Zentrum des Kaiserreichs. Die Äbte von Heisterbach waren angesehene Männer in Reich und Region. Die große Abteikirche entstand, und Caesarius schrieb seine „Wundersamen Geschichten“. Graf Heinrich III. von Sayn wurde ein mächtiger Fürst.
Geschichte erleben: die Stauferzeit hautnah
Hier auf den Seiten zur zur Geschichte unserer Region stehen die Daten und Fakten im Vordergrund. Wenn Sie die Geschichte durch eine lebendigere, emotionalere Linse erleben möchten, besuchen Sie doch einmal das Kapitel „Die Herren vom Siebengebirge“, und erleben die Zeit der Burgen aus der Perspektive ihrer einstigen Bewohner.
Auch die Märchen um Ritter Brexger von der Löwenburg lassen die Vergangenheit lebendig werden. Sie spielen vor dem historischen Hintergrund der Thronkriege. Die Grafen von Sayn, die Herren der Löwenburg, waren treue Gefolgsleute Ottos IV., auch Ritter Brexger und seine Frau Marguerite waren ihm sehr verbunden. Und auch mir, sehen Sie es mir bitte nach, ist Otto IV. unter allen mittelalterlichen Herrschern der liebste.
„Höfische Zeit“ – Minnesang und Heldenepen
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann die „Höfische Zeit“, eine Blütezeit der Literatur und der Kunst. Es ist die Zeit der Ritter, des Minnesangs und auch der Kreuzzüge. In jener Zeit entstanden Heldenepen wie das Nibelungenlied und höfische Romane wie Parzival. Viele große Minnesänger waren zugleich Ritter, so gehört der Minnesänger Friedrich von Hausen gehörte zu den Ministerialen im Stab des Kaisers.
Europa zur Stauferzeit
Auch wenn es hier um die Stauferzeit im Siebengebirge geht, sollten wir einen Blick über das Rheinland und Deutschland hinaus werfen, denn der Reichsdienst führte die rheinischen Herren oft weit weg – nach Italien und bis ins Heilige Land.
In Süditalien und Sizilien hatten die Normannen ihr Königreich errichtet, und zwar mit dem Segen des Papstes. Der erste König war Roger II. Zwei seiner Nachkommen werden wir später treffen: seine Tochter Konstanze und seinen Enkel Friedrich II. Frankreich war umstritten. König Ludwig in Paris herrschte nur über die Ile de France und die angrenzende Gebiete. Der größte Teil Westfrankreichs hingegen gehörte den anglonormannischen Plantagenets, König Heinrich II. von England und seiner Ehefrau Eleonore von Aquitanien. Ihren Sohn Richard I. Löwenherz und ihren Enkel Otto IV. treffen wir in diesem Kapitel. Französisch war auch ihre Muttersprache.
Europäisch geprägte Herrscher
Betrachten wir schließlich die Könige und Kaiser selbst. Friedrich I. Barbarossa können wir, trotz seiner zahlreichen Italienzüge, noch ganz nördlich der Alpen verorten. Bei seinem Sohn Heinrich VI. ist das schon anders, denn seine Mutter Beatrix stammte aus Burgund, und seine Ehefrau Konstanze von Hauteville war die Erbin des Königreichs Sizilien. Heinrich VI. wurde in Palermo gekrönt. Barbarossas Enkel Friedrich II. war dann ganz Sizilianer, er liebte die Insel und Süditalien, vor allem Apulien. Dort hat er wohl Volgare gesprochen, das mittelalterliche Italienisch. Das Zentrum seines Kaiserreiches war Süditalien, das nordalpine Reich seines Großvaters kam an zweiter Stelle.
Otto IV. war Welfe durch seinen Vater Heinrich den Löwen, und Plantagenet durch seine Mutter Mathilde von England. Als Heinrich der Löwe verbannt wurde, ging er mit seiner Familie ins Exil an den Hof seines englischen Schwiegervaters Heinrich II. Otto war damals ein Bub und wuchs in der anglonormannschen Kultur seiner Mutter und seines Onkels Richard Löwenherz auf, folglich war seine erste Muttersprache wohl Französisch. Er war Graf von Poitou, als Richard Löwenherz ihn als Thronkandidaten vorschlug. Und Richard selbst dürfte seine Gefangenschaft in Deutschland nicht vergessen haben.
Die Zeit der Staufer | Zum Weiterlesen
www.sayn.de, zur Familiengeschichte der älteren Grafen von Sayn
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