Friedrich II. und die Herren vom Siebengebirge

Im Siebengebirge zur Zeit Friedrichs II: Caesarius und die Grafen
Im Siebengebirge zur Zeit Friedrichs II: Caesarius und die Grafen

Friedrich, der Sohn einer Normannin aus Sizilien und eines schwäbisch / burgundischen Vaters, wuchs in Palermo auf. Er hieß Friedrich nach seinem Großvater väterlicherseits, Friedrich I. Barbarossa, mit zweitem Vornamen Roger nach seinem Großvater mütterlicherseits, Roger II. von Sizilien.

Sein mütterliches Erbe war Sizilien und Süditalien, sein väterliches das Stauferreich jenseits der Alpen. Beidem fühlte er sich verpflichtet, und so war sein Herrschaftsverständnis. Doch seiine Heimat war und blieb sein Königreich Sizilien.

Mit seiner umfassenden Bildung und seinem unbändigen Wissensdrang verblüffte Friedrich II. schon seine Zeitgenossen. „Stupor Mundi“, das Staunen der Welt,  nannten sie ihn. Das geschah vielleicht mit einer Mischung aus Bewunderung und stillem Schaudern, denn damals sah man den Drang nach Wissen oft genug als Zweifeln an jahrhundertelang tradierten kirchlichen Wahrheiten an.

Die Inquisition

Papst Innozenz III. verfolgte Ketzer mit aller Entschiedenheit und Erbitterung. Zugleich war er ein herausragender Jurist und ordnete das Verfahren neu. Anstelle von Gottesurteilen und Zweikämpfen sollte ein Geständnis die Wahrheit zu Tage bringen. Ohne Geständnis gab es keine Verurteilung, auch wenn es durch Folter erpresst worden war. Zur Befragung setzte Innozenz die päpstliche Inquisition ein.

Das alles manifestierte sich in den Bestimmungen des IV. Laterankonzils von 1215. Zugleich erließ Innozenz eine Prozessordnung. Dreimal musste versucht werden, den Beschuldigten durch Belehrungen zur Umkehr zu bewegen. Erst wenn dies gescheitert war, wurde er aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und an ein weltliches Gericht überstellt, welches dann das Todesurteil fällte. Dem Beschuldigten mussten die Anklagepunkte und vor allem die Namen der Zeugen genannt werden, damit er sich verteidigen konnte und Verleumdung und falsches Zeugnis von vornherein ausgeschlossen wurden. Mit der Umsetzung wurden die Bischöfe in ihren Diözesen betraut. Doch die waren bald überfordert, und man begann, „hauptberufliche“ Inquisitoren einzusetzen.

Der Papst am Ziel?

Auch der Machtpolitiker Innozenz konnte zufrieden sein, denn nie zuvor hatte das Papsttum eine solche Machtfülle gehabt. Im Heiligen Römischen Reich herrschte sein Mündel Friedrich II. nun unangefochten, und er wähnte ihn unter Kontrolle. Schließlich hatte ihm Friedrich mehrfach weitreichende Zugeständnisse gemacht. Sizilien war päpstliches Lehen, und eine Einheit mit dem Kaiserreich wie unter Friedrichs Vater Heinrich VI. sollte es nicht mehr geben. Im Juli 1216 in Straßburg versprach Friedrich erneut, sofort nach seiner Kaiserkrönung zugunsten seines kleinen Sohns Heinrich auf die Krone Siziliens zu verzichten. Ernst gemeint hat er das wohl nicht. Friedrich liebte seine Heimat, und er hatte schon Vorkehrungen getroffen, seinen Sohn und seine Gattin aus Sizilien nach Deutschland holen und ihn hier zum römisch-deutschen König wählen zu lassen.

Dann verstarb Papst Innozenz III. überraschend. Sein Nachfolger Honorius III. war ein älterer Herr, mit dem Friedrich leichtes Spiel zu haben glaubte, zumal ihm viel an dem Kreuzzug lag.

Kreuzzug nach Damiette

Ein Kreuzzug kam dann 1217 tatsächlich zustande, freilich in bescheidenem Umfang und ohne Friedrich, denn er hatte Aufschub bekommen, um die Dinge in Deutschland zu regeln. Im Heiligen Land bewegte das Kreuzheer dann auch kaum etwas.

Auch Graf Heinrich III. hatte bei Friedrichs Aachener Krönung das Kreuz genommen. Im April und Mai 1218 waren er und Graf Adolf III. von Berg unter den niederländischen, flämischen, friesischen und deutschen Kreuzfahrern, man zog gegen das ägyptische Damiette.

Dort stießen die Kreuzfahrer auf erbitterten Widerstand. Nach langer Belagerung wurde Damiette im November 1219 eingenommen. Drei Tage später starb in Kairo der Sultan, und sein Nachfolger musste seine Herrschaft erst noch sichern. Zugleich traf Kardinal Pelagius von Albano mit Truppen aus Italien ein und beanspruchte die Führung des Kreuzzuges; seitdem gab es nur noch Streit. Der neue Sultan Al-Kamil war zu Verhandlungen und weitreichenden Zugeständnissen bereit, doch Kardinal Pelagius lehnte kategorisch ab. Viele Kreuzfahrer reisten zurück.

Über Monate hörte man in der Heimat nichts, dann kamen schlimme Nachrichten: Graf Adolf war am 7. August 1218 an einer Seuche gestorben. Graf Heinrich war um 1220 wieder im Kölner Raum. So blieb ihm die letztendliche Niederlage der Kreuzfahrer 1221 erspart.

Graf Adolf III. von Berg hatte keinen Sohn, und so machte Herzog Heinrich IV. von Limburg, der Gatte seiner Tochter Irmgard, seinen Erbanspruch geltend. Das rief Adolfs jüngeren Bruder, den Kölner Erzbischof Engelbert I., auf den Plan; er drängte den Limburger beiseite und übernahm selbst die Herrschaft über die Grafschaft Berg.

Friedrich II. konsolidiert seine Macht

In Deutschland ging Friedrichs Politik auf: Ende April 1220 wurde sein neunjähriger Sohn Heinrich auf einem Hoftag in Frankfurt zum König gewählt. Sizilien und Deutschland waren in der Hand der Staufer vereint! Dafür hatte Friedrich am 26. April 1220 besonders den geistlichen Fürsten zahlreiche Zugeständnisse gemacht. In der „Confoederatio cum principibus ecclesiasticis“ übertrug er ihnen fast alle Königsrechte. Erzbischof Engelbert von Köln hatte federführend daran mitgewirkt.

Friedrichs Heimat war Süditalien, und dorthin zog es ihn zurück. Nachdem er seine Herrschaft in Deutschland geregelt hatte, zog er nach Rom. Erzbischof Engelbert wurde zum Reichsverweser ernannte, der kleine König Heinrich (VII). verblieb in seiner Obhut. Nun war er der mächtigste Mann nach dem König.

Der Kaiser in Süditalien

Trotz aller Spannungen wurde Friedrich am 22. November 1220 in Rom von Papst Honorius III. zum Kaiser gekrönt. In Sizilien konnte er seine Herrschaft durchsetzen und dann sein Königreich nach seinen Vorstellungen formen. In Deutschland hätte er sich wohl in einem andauernden Kleinkrieg mit den Fürsten aufgerieben. Die sizilianischen Fürsten erlebten ihn dann auch von einer anderen Seite als die deutschen; hier griff er sofort durch.

Das Zentrum des Kaiserreichs war nun Süditalien, inmitten der von Italienern, Byzantinern, Arabern und Normannen geprägten Mittelmeerwelt. Das nordalpine Reich seines Großvaters Barbarossas kam an zweiter Stelle. Doch seine Idee eines universalen Kaisertums mit dem Kaiser als weltlichem Führer des Abendlandes stieß auf den erbitterten Widerstand der Päpste und der norditalienischen Städte, die schon Friedrichs Großvater Friedrich I. Barbarossa so erbittert bekämpft hatte.

Wappen: saynischer und bergischer Löwe, Drachenfels und Wolkenburg
Wappen: saynischer und bergischer Löwe, Drachenfels und Wolkenburg

In unserer Region

Die folgende tabellarische Übersicht bietet Ihnen einen kompakten Überblick. Wenn Sie die Zeit der Burgen aus der Perspektive ihrer einstigen Bewohner erleben möchten, sei Ihnen das Kapitel Die Herren vom Siebengebirge ans Herz gelegt.

Chronik
1222Unterhalb des Ölbergs, auf dem Hügel Rosenau, stand für kurze Zeit eine kleine Burg. Im Siebengebirge tauchte ein Dietrich von Dorndorf aufgetaucht, ein niederer Adliger, aufgetaucht. Seit 1222 nannte er sich Dietrich von Rosenau.
um 1225Um 1200 übertrug das Bonner St. Cassiusstift Burg Drachenfels den Ministerialen zu Lehen. Als erster Burggraf ist Heinrich vom Drachenfels verzeichnet. Anders als etwa ein Landgraf gehören die Burggrafen zum niederen Adel.
1203-1237Kloster Heisterbach war religiöser Mittelpunkt unserer Region. Unter dem zweiten Abt Gevard und dem dritten Abt Heinrich I. entstand in den Jahren von 1203 bis 1237 die Abteikirche – eine turmlose Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz, wie sie die Zisterzienser in Frankreich bauten. Ende Januar 1227 wurden die ersten Altäre geweiht.
1219-1223Caesarius schrieb seine Wundersamen Geschichten, den Dialogus Miraculorum.
1220er/1230erGraf Heinrich III. von Sayn war nun ein mächtiger und geachteter Mann. Mit seiner Frau Mechthild zusammen stiftete er zahlreiche Klöster. Ihre Hauptsitze waren die Stammburg Sayn, Blankenberg und der Sayner Hof in Köln, Burg Löwenburg war damals eine kleine Grenzfeste, keine Burg für ein hochadeliges Paar.
1233Ketzereianklage gegen den Grafen von Sayn
1236/37Cäsarius von Heisterbach verfasste seine Lebensgeschichte der Heiligen Elisabeth von Thüringen.
1237Die Abteikirche in Heisterbach war fertig gebaut und wurde am 18. Oktober 1237 konsekriert. Mit 88 m Länge übertraf dieser Bau, der zisterziensische und niederrheinische Bauelemente vereinte, alle romanischen Kirchen Kölns, außer dem damaligen romanischen Dom in Köln.

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